Die Entscheidung für das neues Ortszentrum von Mils in Tirol ist gefallen!
Die Gemeinde Mils möchte ihr Ortszentrum aufwerten und einige Nutzungen rund um einen neu zu schaffenden Dorfplatz ansiedeln. Angedacht sind rund 30 Wohnungen für betreutes Wohnen, ein neuer Pfarrsaal, ein Café, eine Bücherei, ein Co-Working Space für gemeinschaftliches Arbeiten von Kreativschaffenden, der zukünftige Umgang mit dem Mesnerhaus – Neunutzung oder Abriß, ein Verkehrsangebot mit Shared Space sowie die Gestaltung eines lebendigen Dorfplatzes. Die Aufgabenstellung ist durchaus komplex, es geht neben einer Lösung für ein großes Wohngebäude auch um die ortsträumlihe Verträglichkeit der neuen baulichen Maßnahmen mit der Kirche, der Schule, dem Gasthaus und der Straße.
Um zum besten gestalterischen Vorschlag zu kommen, haben die Gemeineverantwortlichen einen besonderen Entwicklungsweg gewählt. Es wurde die Kombination aus Bürgerbeteiligungsverfahren und Architektenwettbewerb, zu dem acht Architekturbüros eingeladen wurden, gewählt. Die Gemeinde zählt damit östereichweit zu den Vorreitern die solche kombinierten Verfahren ausprobieren, um eine breite Akzeptanz innerhalb der Bevölkerung für Baukultur zustande zu bringen. Die intensive Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger war Teil der gemeinsamen Ideenfindung als Auftakt des Wettbewerbs. „Durch ein erweitertes Hearing, das zwei Tage dauerte und als Ideenwerkstatt, also gemeinsames Ideen entwickeln zwischen Bevölkerung, Architektenteams, Gemeindeverantwortlichen und Jury stattfindete“ so Julia Oberhofer und Roland Gruber von nonconform die den Beteiligungsprozess moderierten, „wurde das Raumprogramm gemeinsam im Detail geklärt und wichtiges Vertrauen zwischen Architekten und Bürgern aufgebaut“. In der Folge hatten die Architektenteams mehrere Wochen Zeit, die vielen Ideen und Wünsche der Bevölkerung in konkrete bauliche Entwürfe zu bringen.

Am 21.Mai 2014 fand im Vereinshaus Mils die Jurysitzung statt, die auch für interessierte Bürgerinnen und Bürger offen war. Dabei wurde allen Beteiligten auch die Qualität von Wettbewerben offensichtlich, weil durch die gemeinsame Betrachtung und Gegenüberstellung unterschiedlicher Lösungsvorschläge der beste Beitrag für die Aufgabenstellung gefunden werden kann. Nach einer langen und konstruktiven Sitzung setzte sich schließlich das Projekt der DIN A4 Architekten aus Innsbruck durch. „Zuerst möchte ich einen großen Respekt an alle Planerinnen und Planer und an die hohe Qualität der Arbeiten aussprechen“, so Juryvorsitzender Hans Hohenfellner, der vom Siegerprojekt ganz angetant ist. „Das Siegerprojekt hat es perfekt verstanden, für die doch komplexe Aufgabenstellung besonders atmosphärevolle Räume zu schaffen – Das Siegerprojekt ein besonderer Beitrag für die Milser Bevölkerung ist, eine neue Ortsmitte mit einem überdachtem Freibereich zu bekommen, der für vielfältige Nutzung für die Allgemeinheit zu Verfügung steht“, so Hohenfellner.
Das siegreiche Projekte hat die Aufgabenstellung folgend gemeistert: Das betreute Wohnen wurde als Hofhaus mit innenliegendem Atrium, um das die Zimmer angeordnet, konzipiert. Zusätzlich bietet es in den Obergeschoßen eine großzügige Gartenfläche als Außenbereich und eine Stube als Begegnunsbereich. Im, nach Süden orientierten Eingangsbereich sind die öffentlichen Bereiche – Vereine und die Bücherei – untergebracht.
Sehr markant tritt der Dorfplatz in Erscheinung. Unter einem weitgespannten, quadratumschreibendem Flugdach befinden sich das öffentliche Café und der Pfarrsaal. Diese können in den Hofbereich geöffnet werden und es besteht sogar die Möglichkeit, das gesamte Atrium zu überdachen. Die Möglichkeit, diese Hoffläche zu bespielen, könnte in Zukunft den vorhandenen Festplatz an Attraktivität übertreffen und diesen auch ersetzen.
Für das Mesnerhaus werden verschiedene Ausbauvarianten aufgezeigt, beginnend mit der Nutzung als Co-Working Space und Arztpraxis, mit dem Vorteil, das dabei der zeitliche Rahmen nicht bindend ist.
„Das Siegerprojekt hat den Spagat geschafft, die vielen unterschiedliche Ansprüche in einer hohen Qualität räumlich umzusetzen und ein Projekt zu entwickeln, was nicht vordergründig zeitgeistig ist“, so Klaus Juen, Leiter Dorferneuerung Tirol.
„Ich bin sehr zufrieden und bedanke mich bei allen, die so konstruktiv an dem gesamten Prozess mitgearbeitet haben, so Bürgermeister Peter Hanser, es ist ein wirklich gutes Ergebnis und das Projekt wird eine echte Aufwertung des Dorfzentrums sein. Ich freue mich jetzt schon auf den ersten Kaffee, den ich am neuen Dorfplatz trinken kann.“
Josef Waldner 20.6.2014