„Aus Mils kommst du? Aus dem Mils, wo die „Milser Buam“ herkommen?“ – In der Tat gab es eine Zeit, in der sich so mancher Milser mit dieser Frage konfrontiert sah, so bekannt war einmal diese Musikgruppe um den „Wex Luis“ im „Servus-Raum“. Als der Luis in Mils heranwuchs, war das Dorf noch großteils bäuerlich geprägt (1951 ergab die Volkszählung 965 Einwohner). Auch er entstammt einer bäuerlichen Familie (beim „Stundl“) mit traditionellen Werten, zu denen auch gehörte, dass ein Heranwachsender nicht lange gefragt wurde, wie er sich sein Leben so vorstellt. So besuchte auch er die damals üblichen 8 Jahre Volksschule (ab 1953 im neuen Schulgebäude), wobei Bauernkinder wie der Luis in der Oberstufe teilweise vom Schulbesuch „befreit“ wurden, um am elterlichen Hof mitzuhelfen. Und es war ebenso klar, dass er nach der Schule am elterlichen Hof arbeitete und die landwirtschaftliche Schule in Rotholz besuchte. Inzwischen hatte sich aber schon die eigentliche Begabung des jungen Luis herauskristallisiert: In kurzer Zeit (seit dem 8. Lj.)lernte er das Spielen mit der Klarinette und
spielte des Öfteren mit seinem Bruder Richard (Ziehharmonika) in der Stube des Bauernhauses für Verwandte, Nachbarn und Bekannte eine Art Hausmusik. Mit dem Trio „Ramona“ wagte er sich 1958 erstmals als Unterhaltungsmusiker in die Öffentlichkeit – der Milser „Antholzer“ (Lahartinger) Sepp, Gitarre, und der Baumkirchner Gatterer Franz, Ziehharmonika, waren weitere Mitglieder der Truppe (das Wort „Band“ war ja noch nicht üblich). Sein musikalischer Aufstieg begann mit der Gründung der „Milser Buam“. Ab 1962 führte der Weg der jungen Musi-ker von Festen und Hochzeiten über Bälle und Zeltfeste ins Rampenlicht der volkstümlichen Musikszene, erst recht nach dem Zusammenschluss mit dem Gesangs-duo „Loinger Dindln“ als „Original Milser Buam mit den Loinger Diandln“. In einer Oberkrainer-Besetzung auftretend und auch deren Musik spielend, sorgten mit der Zeit ca. 120 Eigenkompositionen des Luis (teils gemeinsam mit Roland Fuchs) für einen eigenen, tirolerischen Charakter ihrer Musik (sein größter „Hit“: Tiroler Klarinettenpolka). Und es war auch der Luis als Showman, welcher der Klarinette nicht nur Töne entlockte sondern ihr auch Leben einzuhauchen schien und mit seiner Mimik und Gestik, rhythmisch-wogend, den Fokus der Zuhörer auf sich zog und die Stimmung anheizte. Zahlreiche Einladungen volkstümlicher Veranstaltungen im In- und Ausland sowie zwei Goldene Schallplatten waren die Folge.
Die vielen Engagements, verbunden mit tausenden Kilometern an Reisestrapazen und unzähligen durchwachten Nächten führten zu einer Auftrittsmüdigkeit. Da sich auch die Musikszene zu ändern begann – Rock und Pop begeisterte zunehmend die Jugend, die der Volks- und volkstümlichen Musik teilweise mit Missachtung oder gar Ablehnung entgegentrat, und den von Managern alternativ geforderten Weg in die volkstümliche Schlagerwelt wollte man nicht mitgehen. Und als sich schließlich auch die beruflich- familiäre Situation veränderte, beschloss man, die Gruppe aufzulösen (1982). Inzwischen hatte sich der Luis auch in das Erlernen des Flügelhorns verbissen (seit 1978) und als Flügelhornist spielte er auch bis zu seinem Ausscheiden nach 40 Jahren bei der Musikkapelle Mils.
Und heute? Seit einem Jahr spielt er wie-der mit seinem alten Kompagnon Walter Menghin in einer Gruppe mit dem Namen „Milser Buam (heute)“, allerdings nur mehr im privaten Bereich. So kann der Luis an seinem 70. Geburtstag auf ein Leben zurückblicken, das er weitge-hend nach eigenen Vorstellungen gestalten und sich zu einer eigenständigen Persön-lichkeit entwickeln konnte – auch mit der Konsequenz der starken Persönlichkeiten innewohnenden Eigenschaften wie ein Beharren auf die eigene Position, gewisse Schwierigkeiten mit der Konsensbereit-schaft bei Konflikten, Defizite an Geduld oder die den Künstlern gerne anhaftende Sehnsucht nach Anerkennung und Applaus, wenngleich an dieser Stelle auch bemerkt werden kann, dass auch er das als typisch österreichisch bezeichnete Phäno-men der Geringschätzung des „Propheten im eigenen Land“ zu verspüren glaubte. Aber der Luis war eben immer auch eine Kämpfernatur. Die merkt man noch heute, wenn er nach seiner schweren Knieoperation wieder verbissen versucht, seine Wanderungen so schnell wie möglich wieder aufnehmen zu können. Und wenn Sie im Frühjahr einen Mann mit zwei Stecken durch den Milser Wald marschieren sehen, dann könnte das durchaus der „Wex Luis“ sein. Wetten, dass…?