CHRONIK
von Josef Waldner, Chronist
Über die Anfänge des Schulunterrichts in Mils fehlen genaue Aufzeichnungen, doch dürfte die Entwicklung ähnlich verlaufen sein, wie in anderen ländlichen Gegenden der Monarchie. Die ersten Schulen waren Lateinschulen, die ab dem 16. Jahrhundert zusehends von Schulen mit deutscher Sprache verdrängt wurden.
Erzherzog Ferdinand erließ 1586 für Tirol eine „Instruction und Ordnung“, die Schulvisitationen vorsah und den Schulmeistern und Kindern Verhaltensvorschriften anordnete (unartige Kinder sollten mit Ruten bestraft werden, und zwar die Mädchen getrennt von den Knaben, und auf andere Züchtigungsmittel sollte verzichtet werden).
In der Milser Schulchronik wird als erster Beleg eines geregelten Unterrichts ein Visitationsprotokoll von 1602 erwähnt, das berichtet, dass der Benefiziat Bernardin Rubens einige Knaben im Deutschen, in der Religionslehre und im Lateinischen unterrichtete.
Die „Allgemeine Schulordnung für deutsche Normal-Haupt- und Trivialschulen“ (von trivial= einfach: Schreiben, Lesen, Rechnen) von 1774 führte die Schulpflicht ein, und zwar für alle Kinder vom 6. bis zum 12. Lebensjahr, gleich welchen Standes. Die Kinder hatten täglich 5 Stunden Unterricht (8−10, 12- 15 Uhr), allerdings war das Unterrichtsjahr kürzer als heute („Winterschule“ von Martini bis Georgi, ca. von Anfang November bis Ende April). Dazu kam die Wiederholungsschule (Sonn- oder Feiertagsschule) für ältere Schüler. Die Schulaufsicht blieb lange eine Domäne der Kirche (bis 1869 –„Reichsvolksschulgesetz“), der Ortsschulrat hatte neben dem Lernfortschritt der Schüler auch das sittliche Verhalten der Lehrpersonen zu überwachen.
Die Lehrpersonen wurden sehr schlecht bezahlt, trotzdem wurde ihnen ein Nebenerwerb verboten. Nur der Dienst eines Mesners oder Organisten war erlaubt. So erwähnt die Pfarrchronik 1778 einen Schulhalter und Organisten Josef Haag, der sich in Mils auch als Chirurg betätigte und daher entlassen wurde. Die nachfolgenden Lehrer und Organisten waren aber dann Attacken der Milser Bevölkerung ausgesetzt – einer musste die Flucht aus der Kirche ergreifen, seinem Nachfolger warf man Steine und Kitzfüße auf die Orgel. Die Verbindung Lehrer-Organist gab es lange, als letzter hatte Paul Amort beide Ämter inne (pensioniert 1975).
Der erste Lehrer, der für einen längeren Zeitraum die Schule in Mils prägte, war der in Mils geborene Karl Weinold, der 42 Jahre in Mils unterrichtete (pens. 1833). Er musste noch mit 68 Jahren vor der Klasse stehen, sein Sohn unterstützte ihn als Gehilfe (ohne Bezahlung).Dieser wurde dann ‑wie damals sehr häufig – sein Nachfolger, musste aber bei Dienstantritt nachweisen, keiner geheimen Organisation anzugehören. Weitere Schulleiter mit sehr langen Dienstzeiten waren: Cölestin Winkler (1888−1923), Josef Glatzl (1924−1950), Paul Amort (1950−1975).
Als einziges Klassenzimmer diente bis 1882 ein Raum im Widum, in der Folge ein Zimmer im Mesnerhaus. Im Schuljahr 1911/12 wurden erstmals zwei Klassen geführt, eine im Widum (ab 1912 von Schwester Generosa Gleirscher), eine im Mesnerhaus (C. Winkler).
Auch die Technik hielt in der Schule Einzug: 1924 wurde in den Klassen das elektrische Licht eingerichtet, 1928 wurden den Schülern in Mils erstmals Lichtbilder vorgeführt.
Die autoritäre Strömung der 1930er Jahre machte auch vor der Schule nicht Halt. 1935 wurde der Unterrichtgegenstand „vormilitärische Jugenderziehung“ eingeführt. Größere Neuerungen brachte die Machtübernahme durch die Nationalsozialisten im März 1938. Die Zahl der Turnstunden wurde erhöht, die Religionsstunden vermindert und die kirchlichen Veranstaltungen mussten außerhalb des Schulbetriebes stattfinden. Schwester Generosa (obwohl 1937 noch offiziell geehrt) wurde entlassen, die Kinder mussten Pflichtaufsätze mit dem Titel „Ich freue mich, ein Deutscher zu sein“ dem Bezirksschulrat abliefern. Mit Kriegsbeginn erhielten die Kinder eine neue Aufgabe: „Kartoffelkäferabwehrdient“.
Mit Fortdauer des Krieges wurde die Unterrichtserteilung immer schwerer. Bei Bombenalarm musste die Flucht ergriffen werden. Gab es Alarm in der Nacht, fiel am folgenden Tag die Schule aus.
Nur langsam linderte sich die Not nach dem 2. Weltkrieg (noch 1948 organisierte die UNICEF eine Schulkinderausspeisung in Mils, ein Dankesbrief an die Köchinnen des Taubstummeninstitutes berichtet im Herbst von einer Gewichtszunahme der Kinder um ca. 3 kg). Durch das Ansteigen der Schülerzahl wurden die Klassenräume zu einem Problem. Eine 3. Klasse wurde im Theatersaal (später im Keller) des Vereinshauses untergebracht.
So entschloss sich der Gemeinderat schließlich doch, eine neue Schule zu bauen, die 1953 unter großer Beteiligung der Bevölkerung eröffnet wurde.
Die Baukosten beliefen sich auf 1 031 794,75 Schilling, ca. 450 000 subventionierte die Landesregierung, ebenso viel brachte der Verkauf der „Heide“, so dass nur eine rel. geringe Kreditsumme übrig blieb.
Aber auch dieses Schulhaus konnte den Raumbedarf auf Grund des starken Zuzugs in den 1970er Jahren nicht mehr decken. Die Raumnot wurde zunächst durch einen Zubau zum Gemeindehaus beseitigt (1974). Als auch der Platzbedarf der Gemeindeverwaltung anstieg, wurden im 1. Stock der 1978 eröffneten Turnhalle Klassen errichtet (1985). Als dann wieder eine Klasse ins Gemeindehaus verlegt wurde und das alte Schulhaus in einigen Bereichen den Anforderungen eines modernen Unterrichts nicht mehr entsprechen konnte, entschloss sich der Gemeinderat zu einem Neubau der Volksschule, die im Feber 2009 bezogen wurde. Möge diese Schule ein Zentrum des Lernens und des Wohlfühlens werden!