Nun klingen wieder die Glocken und singen ihr ehernes Lied – für Herrgott und Heimat
Ein freudiges, festliches Heimbegleiten war es, als am Samstag unsere drei neuen Glocken kamen. Drei stolze Pferdepaare zogen die reich verzierten Wagen. Ein Tiroler Bübl und ein Mädel hielten jede Glocke, als wollten sie sie schützend heimführen, hinein ins schmucke Dörfl. Pöller krachten und die Musikkapelle sandte ihre Klänge als Willkommensgruß ihnen entgegen. Und alle, die da freudig am schön geschmückten Dorfeingang standen, Musik, Schützen, Gemeinderat, Schulkinder, groß und klein aus jedem Haus waren eins mit dem Gruß der Kinder „Glocken der Heimat, wieder daheim, ihr sollt von Herzen willkommen uns sein!“ Dann wurden sie im frohen Zug durchs Dorf geleitet hinaus zum Dreschtennen, wo fleißige Hände das Weihegerüst gebaut hatten. – Dann kam der Weihetag: Ein wundervolles, farbenfrohes Bild bot sich vor dem reich gezierten Dreschtennen. Propst Dr. Weingartner. umgeben von vielen Priestern, segnet und salbt das klingende Erz. Die Gotln stehen bei ihren Glocken und geben ihnen die Namen der Heiligen, die uns und unser Dörfl schützen und segnen sollen: „Deinen lichtblauen Mantel, von Sternlein ganz voll, breit aus übers Landl, schütz Mils und Tirol!“ betet die Muttergottesglocke. Und im Viereck umstehen das Weihegerüst die Schulkinder, die Volderer Musik, der Gemeinderat und die Ehrengäste, die Milser Schützen, die Musikkapelle und der Pfarrchor. „Erde singe,daß es klinge – dein Jubellied“, die Kinder sangen es und die Musikkapelle begleitet sie. Mit einem Festhymnus, einem Choral und Beethovens „Die Himmel rühmen“ trägt die Milser Musik ihr Bestes bei zum Weiheakt. Freudig und jubelnd erklingt vom Pfarrchor das wundervolle Glockenlied von Koch – Br. Willram und ein deutsches Magnifikat. Und nach der Weihe und der Ansprache des Propstes danken alle froh bewegt „Großer Gott, wir loben dich!“ Nun halten die Glocken Einzug ins Dorf zur Kirche. Unermüdlich wurde im Turm gearbeitet. Und kaum ist der festliche Zug am Kirchenportal angelangt, werden die neuen Glocken auch gleich hinaufgezogen in ihre luftige Glockenstube. Fleißige Hände arbeiten und montieren. Mit lobenswertem Eifer und viel Freude sind junge Männer am Werk. Werden sie heute noch läuten? – Um halb elf Uhr in der Nacht, als der Festeslärm schon einer wohltuenden Stille gewichen war, sandte die neue Meßglocke ihre klare, schöne Stimme zum erstenmal vom Turm hinaus ins Dörfl. Ihr folgten die Elferin und dann die Zwölferin. Und nach einer kleinen Pause klang es zum erstenmal zusammen hinaus in die stille Herbstnacht, das herrliche Geläute der Milser Glocken: Mit ihrem tiefen wundervollen Baß sang die altehrwürdige Große mit ihren neuen Schwestern ihr Jubellied – für Herrgott und Heimat. Am Feste Allerheiligen riefen die ehernen Stimmen zum ersten Male die Gläubigen zur Kirche und am Nachmittag trauerten die festlichen Klänge für alle verstorbenen Milser und für die gefallenen Helden beider Weltkriege: „Führ heim sie zum ewigen Frieden!“
Quelle: „Haller Lokalanzeiger“ vom 6.11.1948
Link: Die Glocken der Pfarrkirche ab WK II
Josef Waldner 26.7.2017