Glockenweihe in Mils 1948

Nun klingen wieder die Glocken und singen ihr ehernes Lied – für Herrgott und Heimat

Ein freu­di­ges, fest­li­ches Heim­be­glei­ten war es, als am Sams­tag unse­re drei neu­en Glo­cken kamen. Drei stol­ze Pfer­de­paa­re zogen die reich ver­zier­ten Wagen. Ein Tiro­ler Bübl und ein Mädel hiel­ten jede Glo­cke, als woll­ten sie sie schüt­zend heim­füh­ren, hin­ein ins schmu­cke Dörfl. Pöl­ler krach­ten und die Musik­ka­pel­le sand­te ihre Klän­ge als Will­kom­mens­gruß ihnen ent­ge­gen. Und alle, die da freu­dig am schön geschmück­ten Dorf­ein­gang stan­den, Musik, Schüt­zen, Gemein­de­rat, Schul­kin­der, groß und klein aus jedem Haus waren eins mit dem Gruß der Kin­der „Glo­cken der Hei­mat, wie­der daheim, ihr sollt von Her­zen will­kom­men uns sein!“ Dann wur­den sie im fro­hen Zug durchs Dorf gelei­tet hin­aus zum Dresch­ten­nen, wo flei­ßi­ge Hän­de das Wei­he­ge­rüst gebaut hat­ten. – Dann kam der Wei­he­tag: Ein wun­der­vol­les, far­ben­fro­hes Bild bot sich vor dem reich gezier­ten Dresch­ten­nen. Propst Dr. Wein­gart­ner. umge­ben von vie­len Pries­tern, seg­net und salbt das klin­gen­de Erz. Die Gotln ste­hen bei ihren Glo­cken und geben ihnen die Namen der Hei­li­gen, die uns und unser Dörfl schüt­zen und seg­nen sol­len: „Dei­nen licht­blau­en Man­tel, von Stern­lein ganz voll, breit aus übers Landl, schütz Mils und Tirol!“ betet die Mut­ter­got­tes­glo­cke. Und im Vier­eck umste­hen das Wei­he­ge­rüst die Schul­kin­der, die Vol­de­rer Musik, der Gemein­de­rat und die Ehren­gäs­te, die Mil­ser Schüt­zen, die Musik­ka­pel­le und der Pfarr­chor. „Erde singe,daß es klin­ge – dein Jubel­lied“, die Kin­der san­gen es und die Musik­ka­pel­le beglei­tet sie. Mit einem Fest­hym­nus, einem Cho­ral und Beet­ho­vens „Die Him­mel rüh­men“ trägt die Mil­ser Musik ihr Bes­tes bei zum Wei­he­akt. Freu­dig und jubelnd erklingt vom Pfarr­chor das wun­der­vol­le Glo­cken­lied von Koch – Br. Will­ram und ein deut­sches Magni­fi­kat. Und nach der Wei­he und der Anspra­che des Props­tes dan­ken alle froh bewegt „Gro­ßer Gott, wir loben dich!“ Nun hal­ten die Glo­cken Ein­zug ins Dorf zur Kir­che. Uner­müd­lich wur­de im Turm gear­bei­tet. Und kaum ist der fest­li­che Zug am Kir­chen­por­tal ange­langt, wer­den die neu­en Glo­cken auch gleich hin­auf­ge­zo­gen in ihre luf­ti­ge Glo­cken­stu­be. Flei­ßi­ge Hän­de arbei­ten und mon­tie­ren. Mit lobens­wer­tem Eifer und viel Freu­de sind jun­ge Män­ner am Werk. Wer­den sie heu­te noch läu­ten? – Um halb elf Uhr in der Nacht, als der Fes­tes­lärm schon einer wohl­tu­en­den Stil­le gewi­chen war, sand­te die neue Meß­glo­cke ihre kla­re, schö­ne Stim­me zum ersten­mal vom Turm hin­aus ins Dörfl. Ihr folg­ten die Elfe­rin und dann die Zwöl­fe­rin. Und nach einer klei­nen Pau­se klang es zum ersten­mal zusam­men hin­aus in die stil­le Herbst­nacht, das herr­li­che Geläu­te der Mil­ser Glo­cken: Mit ihrem tie­fen wun­der­vol­len Baß sang die alt­ehr­wür­di­ge Gro­ße mit ihren neu­en Schwes­tern ihr Jubel­lied – für Herr­gott und Hei­mat. Am Fes­te Aller­hei­li­gen rie­fen die eher­nen Stim­men zum ers­ten Male die Gläu­bi­gen zur Kir­che und am Nach­mit­tag trau­er­ten die fest­li­chen Klän­ge für alle ver­stor­be­nen Mil­ser und für die gefal­le­nen Hel­den bei­der Welt­krie­ge: „Führ heim sie zum ewi­gen Frieden!“

Quel­le: „Hal­ler Lokal­an­zei­ger“ vom 6.11.1948

Link: Die Glo­cken der Pfarr­kir­che ab WK II

Josef Wald­ner 26.7.2017

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