Im Zweiten Weltkrieg wurden vier Glocken 1943 wieder nach Brixlegg gebracht, um eingeschmolzen zu werden.
Laut der im April 1942 ausgestellten Empfangsbestätigung wurden 4 Glocken im Gesamtgewicht von 2.247 kg von der Firma Pümpl, Hall, abmontiert. Die Milser Buben versteckten die Kleinste im Wasser des Florianibrunnen. Vergebens. BM Lahartinger versuchte noch einen Trick. Er stellte ein Ansuchen an den Landrat des Kreises Innsbruck mit der Bitte, die kleinste Glocke behalten zu können (die historische war ja bereits gesichert) mit der Begründung, dass der Mesner ein alter Pensionist sei (Rudolf Rastbichler), die Große zu läuten für ihn zu schwer, weiters brauche man die Kleinste und die Große, denn das sei das Zeichen für Feueralarm in einer Nachbargemeinde. Vergebens.
Nach dem Kriege wurde sofort in Brixlegg nachgefragt, ob eine der Milser Glocken noch unter den noch nicht verarbeiteten zu finden wäre, aber leider ohne Erfolg.
Pfarr-Provisor Dr. Hellrigl setzte alle Hebel in Bewegung, um baldigst ein neues Geläute zu bekommen. Bereits im März 1946 bestellte er die neuen Glocken. Die Firma Grassmayr schrieb am 28.3.1946 nach Mils: u.a.: …„Wann die Lieferung erfolgt, hängt von so vielen Umständen ab, die heute noch nicht vorausschaubar sind“… (Der Bombenschaden in der Gießerei, das Fehlen von Metall, vor allem Zinn, und qualifizierten Fachkräften waren nur einige der Hindernisse).
Grassmayr hatte noch eine, 1932 gegossene, 400 kg schwere Glocke auf Lager, welche leihweise nach Mils kam, bis die Bestellung erfüllt werden konnte. Als Leihgebühr wurden 100 kg Winteräpfel per anno vereinbart. Zwei derartige Lieferungen gingen nach Innsbruck
Das rührige Glockenkomitee (u.a. Pfarrer, Oberhofer, Tschugg, Tiefenthaler, Wackerle, Pittl, Schranz, Osl, Kassier Wechselberger, Oberlehrer Glatzl, Zimmermann) mit Unterstützung eines Heimkehrerkomitees konnte erst am 12.7.1948 die Auftragsbestätigung in Empfang nehmen. Von den 2205 kg Glockenmetall bestehend aus 1764 kg Kupfer und 441 kg Zinn konnten die Milser den größten Teil des Kupfers selber stellen, während das Zinn von der Firma Grassmayr vorgestreckt wurde. Als Bezahlung wurde vereinbart:
1/3 bei Bestellung, also gleich S 13.000 1/3 bei Lieferung S 13.000 1/3 bis Ende des Jahres 1948 S 13.000
Die restliche Summe (auf eine komplizierte Metallverrechnung) auf S 5o.755,– im Frühjahr 1949.
Dr. Hellrigl fuhr selbst mit Johann Tiefenthaler nach Brixlegg, kaufte einen Großteil der benötigten Glockenspeise.
Am 26.10.1948 wurden die Glocken gegossen.
I. Gewicht 986 kg Ton f -2 (2/16) Schlagstärke 83,5 II. Gewicht 68o kg Ton g'-3 (2/16) Schlagstärke 74,7 III. Gewicht 382 kg Ton b'-3 (3/16) Schlagstärke 62,2
I. Auch „die Zwölferin“ oder „Mutter Gottes Glocke“ genannt,
zeigt je ein Muttergottesbild, Weihnachts-krippenbild und den Tiroler Adler. Bei der Krippe die Buchstaben F = Fankhauser K = Klingler (siehe auch die Krippen in Mils). Der Tiroler Adler steht für die Heimkehrer aus dem Krieg.
Die Inschrift lautet:
Deinen lichtblauen Mantl
breit aus übers Landl, schütz Mils und Tirol!
II. Auch „die Elferin“, oder „Apostelglocke“ genannt,
trägt Bilder von Petrus und Paulus, Simon und Juda und dem Heiligen Josef.
Die Inschrift lautet:
Apostelfürsten im Himmelssaal helft uns in diesem Erdental und führet uns mit starker Hand hinauf ins ewige Vaterland!
III. „Die Friedensglocke“ oder „die Messglocke“
ist den gefallenen Milser Helden beider Weltkriege gewid¬met und trägt Bilder des Hl. Sebastian und Hl. Florian.
Die Inschrift lautet:
Nach zweier Kriege Not
schenk Frieden uns und Brot allmächtiger gütiger Gott!
Gabl Albert erzählt uns, wie die Glocken nach Mils kamen:
Am Samstag, den 30.10.1948 sind wir mit drei Pferdefuhrwerken nach Innsbruck gefahren, um die Glocken bei Firma Grassmayr abzuholen. Die Hinfahrt (ab Mils ca. 9 Uhr) verlief glatt. Es war abgemacht, dass das Beladen um 11 Uhr stattfinden sollte, aber die 12er war noch beim Auskühlen und an den beiden anderen wurde noch fleißig geputzt.
Dann kam die Rückfahrt um ca. 13Uhr. Durch die Verzögerung musste das im Gasthaus Krippe vorgesehene Essen für die Fuhrleute gestrichen werden. Schon beim Röhrenwerk und beim alten Zoll warteten Boten, die zur Eile riefen. Alles habe schon Aufstellung genommen und warte auf die Fracht.
Bei der Siedlung in Hall wartete man schon auf den Zug. Das 1. Gespann mit der 12er Glocke führte ich (Albert Gabl) mit den zwei Pferden des St. Josef-Institutes. Jede Patin durfte ein Kind auf dem Wagen mitfahren lassen. So traf es bei mir Adelh Oberhofereid und Hauser Hans.
Das 2. Gespann mit der 11er Glocke führte Willi Hirschhuber und Tschugg Sepp, da jeder ein Pferd stellte. Die Kinder waren Lahartinger Berta, Tochter des Bürgermeisters und Klingler Franz.
Das 3. Gespann führte Erich Zillmann mit beiden Pferden vom Resch (Josef Oberhofer). Die Kinder waren Volgger Richard und Tiefenthaler Rita.
Einzug ins Dorf, vorbei am Natherer zum Dreschtennenplatz. Der Bub neben dem Gespann ist Hans Plankensteiner.
Östlich vom Dreschtennen wurde ein Gerüst aufgestellt (Moser Ander und Wackerle Hans), um die Glockenweihe am nächsten Tag vornehmen zu können. Nachdem die Fuhrwerke noch eine Runde durchs Dorf gefahren sind, wurden die Glocken aufgehängt und die Pferde zur wohlverdienten Ruhe entlassen.
Der Weiheplatz war festlich geschmückt (Vogelsberger Rudi), Fahnen von Schmidlechner, Zimmermann und Mair Anna (Busler). Oberlehrer Glatzl und Plankensteiner sorgten für Girlanden. Oberhofer Franz und sein Sohn Josef plakatierten in den umliegenden Dörfern.
Der eigentliche Empfang der Glocken wurde festlich gestaltet. Gemeinderat, Feuerwehr und Schützen nahmen Aufstellung, während die Musikkapelle spielte. Schulkinder sagten ihre Gedichte auf. Klingler Ander, Tschugg Luise, Kölli Walter, Hirschhuber Hans, Pomberger Luise und Arnold Luis.
Dann kam der Sonntag, der Tag der Glockenweihe 31. Oktober 1948
Das graue Herbstwetter passt nicht zum herrlich vorbereiteten Fest. Das Glockenkomitee hat ganze Arbeit geleistet.
Halb Mils erwartet die hohe Geistlichkeit beim Taubstummen-Institut. BM Oberhofer begrüßt an ihrer Spitze Propst Dr. Weingartner und bittet ihn offiziell, die Weihe vorzunehmen.
Unter Musikbegleitung – auch die Volderer Musikkapelle war dabei – flankiert von Schülern und Schützen, bewegt sich der Festzug zum Weiheplatz. Viel Volk aus Nah und Fern hat sich eingefunden. Die Patinnen nehmen vor „ihren“ Glocken Aufstellung.
Die Glockenweihe führt Mons. Propst Dr. Weingartner von Innsbruck durch. Es assistieren: Pfarrer Klapeer, der inzwischen die Pfarre Mils übernommen hatte, Dr. Richard Hellrigl, der bei der Glockenabnahme Pfarrprovisor war und sich bei der Beschaffung der neuen Glocken besonders hervor getan hat, Kaplan Franz Egger vom Taubstummeninstitut, H.H. Fink, Frühmesser, und andere.
Während der Messe singt der Kirchenchor das Glockenlied von Bruder Willram. Die Schulkinder singen „Erde singe“. Musik, Schützen mit ihren Fahnen sorgen für eine würdevolle Weihe.
Nach der Weihe wurden die Glocken wieder abgenommen, auf die Wagen verladen durch das Dorf und zur Kirche geführt. Die Pferde wurden ausgespannt, die Wagen händisch in den Friedhof, möglist nahe zum Turm gezogen. Mit einem Flaschenzug wurden die Glocken in den Turm aufgezogen. Ein hartes Stück Arbeit, und die vielen Schaulustigen machten es auch nicht leichter.
Im Turm nahmen zwei Monteure der Firma Graßmayr und der Turmmeister (Tschugg Luis) die Glocken in Empfang, hängten die Klachl (Klöppel) ein und verschraubten und sicherten das Ganze.
Als alles seine Richtigkeit hatte, wurde Probe geläutet – und das lange und ausgiebig.
Die Fahnenabordnung der Katholischen Jugend:
Von links nach rechts: Luis Schmid, Anna Posch (Gogl), Luis Unterberger mit Fahne, Maria Oberhofer (Hatzl), Josef Hauser, Oberlehrer Josef Glatzl.
Link: Glockenweihe in Mils (Haller Lokalanzeiger)
Josef Waldner 285.2015