Von Anfang an gehörten Glocken zu den Kirchen in katholischen Gebieten. Ihr Klang sendete verschiedene Nachrichten – er war so etwas wie das sms früherer Jahrhunderte.
Versetzen wir uns in die Zeit, als es weder Läutwerk noch Schaltuhren gab, wo die Glocken noch mit Muskelkraft, Geschicklichkeit und langen Seilen zum Klingen gebracht wurden.
Ein Überblick über Zweck und Art des Zusammenklangs der Glocken, wie es sich in Mils darstellte:
Das Kleinläuten: Das war die tägliche Arbeit des Mesners, das Großläuten der Zusammenklang der Glocken zu verschiedenen Festlichkeiten.
Im Milser Kirchturm hängen folgende Glocken: „die Kleine“, „die Elfer“, „die Zwölfer“ und „die Große“.
Das „Kleinläuten“ besorgte der Mesner oder aushilfsweise dessen Frau. So war es der Brauch bei den letzten Mesnern, Rastbichler Rudl, Strickner Sepp und Plankensteiner Edi.
Wochentags um 6,00 Uhr „das Betläuten“ – der Ruf zur Frühmesse – mit der Elfer. Zur Sommerzeit wurde wochentags um 18,00 Uhr zum Beten geläutet – mit der Elfer und der Kleinen. (Die Kleine galt zur Erinnerung an die armen Seelen). Im Winter wurde um eine Stunde früher geläutet.
Um 11,00 Uhr „das Elfeläuten“ – die Aufforderung an die auf den Feldern arbeitenden Bäuerinnen zum Kochen nach Hause zu kommen – mit der Elfer.
Um 12,00 Uhr „das Mittagläuten“ – die Männer unterbrachen ihre Arbeit, um zum gedeckten Tisch zu kommen – mit der Zwölfer.
Sonntags, um 6,00 Uhr, wurde mit der Zwölfer zur Frühmesse gerufen. Um 8,3o Uhr war das „erste Läuten“ mit der Zwölfer und um 9,00 Uhr wurde mit der gleichen Glocke „zusammengeläutet“ – der Aufruf, sich zum großen sonntäglichen Gottesdienst zur Kirche zu begeben. Um 11,00 Uhr wurde am Sonntag nicht geläutet, dafür erklang um 12,00 Uhr die Glocke länger als an Werktagen.
Jeden Freitag um 9,00 Uhr wurde die große Glocke geläutet – zur Erinnerung an den Tod Christi zur 9. Stunde. (Da für die Römer um 6,00 Uhr der Tag begann, traf es die 9. Stunde um 15,00 Uhr, aus diesem Grunde wurde auch bei uns dieses„9,00 Uhr-Läuten“ später auf 15,00 Uhr verlegt.)
Zum Kleinläuten gehörte auch „das Totenläuten“.
Wenn der Pfarrer die Meldung erhielt, dass eine Person aus seinem Seelsorgebereich gestorben war – oft war er ja unmittelbar dabei – verrichtete er am Altar der Kirche ein Sterbegebet für den Verstorbenen. Anschließend erteilte er dem Mesner den Auftrag zum Läuten – die Mitteilung an die ganze Gemeinde. Früher wurde in Mils mit der Sterbeglocke der St.Annenkirche verkündet, später mit der Kleinen.
Um den Mitbürgern gleich eine genauere Mitteilung zu geben, wurden beim verstorbenen Mann drei „Gsatzln“ und bei den Frauen zwei „Gsatzln“ geläutet, wobei das Gsatzl eine gefühlsmäßige Zeiteinheit bedeutet.
Das Großläuten:
Im Gegensatz zum Kleinläuten, bei dem der Mesner die Verantwortung trug, übernahm sie beim Großläuten der Turmmeister. Meist ein erfahrener, zuverlässiger, älterer Großläuter. Einige der letzten Turmmeister waren Franz Posch (Stindl), Luis Tschugg (Amrasser), Franz Zimmermann (Sölzl), Heini Moser (Pinter).
Fast immer besorgte er das Wecken seiner Großläuter selbst, zumeist aber bei jenen, welche in seiner Nähe oder auf dem Weg zur Kirche wohnten. Andere nahmen den einen oder anderen Kameraden auf ihrem Weg mit.
Die 6 – 8 Burschen kannten ihre Einteilung genau, jeder hatte seine Aufgabe und vom Wecken um 3,3o Uhr bis zum ersten Klang um 4,00 Uhr blieb nicht viel Zeit. Das Zugseil der Großen wurde gelöst und durch vier Seile ersetzt, das der Zwölfer durch zwei. Die Elfer und die Kleine behielten ihr Seil.
Zunächst wurde die Große in Bewegung gesetzt. Je zwei Mann hatten ihren Platz auf der Baumkirchner bzw. Haller Seite (Ost, West). Der Größere zog hinten, der Kleinere vorne – er musste ja unter die schwingende Glocke durch-tauchen – ein Unterfangen, bei dem man sehr aufpassen musste. So wurde die Große auf lo,00 Uhr gebracht (in Anlehnung an die Uhr), also dass sie 3/4 oben stand. Mittlerweile wurde auch die Zwölfer auf 12,00 Uhr aufgezogen. Waren beide zueinander in der richtigen Position, so wurden beide etwas nachgelassen. Jetzt wurde der Klöppel der Großen gelöst und die Zwölfer genau dazu gestimmt. Diese Aufgabe war sehr schwierig und es bedurfte sehr viel Gefühl. Gute „Zuwieläuter“ waren Franz Pittl, Hans Tiefenthaler, oder Herbert Freudenschuß, um nur einige zu nennen.
Nach diesem Duett begann ein Gsatzl Solo, beginnend mit der Kleinen, dann die Elfer, die Zwölfer und die Große. Nach dieser Einzelvorstellung kam wieder der Zusammenklang aller vier Glocken, wobei es sich erwies, ob die leerschwingenden Glocken während der Soli im Takt blieben.
Das Zusammenspiel der Variationen ergab eine Klangdauer von ca. 2o Minuten. Nimmt man die Vorbereitung dazu, so kann man sicher von einem Stück guter harter Arbeit sprechen, die noch dazu nicht ungefährlich war. Nicht jeder Bursche eignete sich zum Großläuter, und so war es auch eine ehrenvolle Aufgabe, die alle mit Stolz erfüllte.
Das Wandlungsläuten:
An Feiertagen kam das Läuten zur Wandlung dazu. Mit der Großen alleine wurden zwei Gsatzln geläutet. Der Turmmeister musste dazu die Messe in der Kirche genau verfolgen, um den richtigen Einsatz geben zu können. Der Böllerschießer richtete sich dann nach der Glocke. (vor dem 2. Weltkrieg wurde mit der Sterbeglocke, die damals neben der Kleinen im Kirchturm hing, durch ein kurzes Anschlagen das Zeichen zum Böllerschießer gegeben).