Der Milser Wald geschichtlich

Im Grund­be­sit­zer­pro­to­koll von 1898 wird auch der Wald­be­sitz der ein­zel­nen Betrie­be aus­ge­wie­sen. Neben den 66 Mil­ser land­wirt­schaft­li­chen Betrie­ben haben noch 55 ande­re Grund­be­sit­zer Anteil am 305 ha gro­ßen Wald der KG Mils. Die meis­ten der frem­den Wald­be­sit­zer kom­men aus Absam, einer Gemein­de, die ins­ge­samt zwar 1763 ha Wald aus­weist (K. K.Stat.Zentralkommission, Gemein­de­le­xi­kon, 1900), deren leicht zugäng­li­cher Wirt­schafts­wald aber nur einen klei­nen Teil die­ser Flä­che aus­macht. Neben den Wald­be­sit­zern aus Absam (26) kom­men noch 15 aus Hall, 3 aus Baum­kir­chen und der Rest aus den ande­ren umlie­gen­den Gemein­den, dar­un­ter auch aus Inns­bruck. Wei­te­re Wald­be­sit­zer sind die Gemein­de Mils, das Mes­ner­haus, das Früh­mes­ser­haus und 5 wei­chen­de Kin­der von Mil­ser Bauern.

1. Geschichtliche Hinweise auf den Milser Wald

Hoch­en­egg (Hoch­en­egg, S. 149) ver­weist in die­sem Zusam­men­hang auf eine Bitt­schrift der Gemein­de Kol­saß an Kai­ser Maxi­mi­li­an aus dem Jah­re 1510. Die Bau­ern von Kol­saß ersu­chen dar­in den Kai­ser, den Rich­ter zu Rat­ten­berg zu beauf­tra­gen, den Kol­sas­ser Wald nach dem Bei­spiel von Mils, Frit­zens und Baum­kir­chen mit­tels Losent-scheid nach den Feu­er­stät­ten zu ver­tei­len. Des wei­te­ren ver­weist Hoch­en­egg auf die neue Wald­ord­nung von 1515 für die Gemein­den Mils, Baum­kir­chen und Frit­zens, die auch auf die Gemein­den Hall, Absam und Gna­den­wald aus­ge­dehnt wur­de. Wei­te­re Hin­wei­se auf den Wald und sei­ne Besitz­ver­hält­nis­se geben die Thau­rer Urba­re von 1555 und 1583, aus denen, wie Hoch­en­egg es aus­drückt, der ver­hält­nis­mä­ßig gro­ße Eigen­wald­be­sitz der Mil­ser Bau­ern beson­ders her­aus­sticht. Zumin­dest Hin­wei­se auf den Wald geben auch die bei­den Dorf­öff­nun­gen von 1592 und 1764. In der älte­ren Dorf­öff­nung von 1592 wird der Wald nur kurz gestreift, in der neue­ren von 1764 bekla­gen sich die Wald­be­sit­zer über die Mil­ser Inwoh-ner, die unge­recht­fer­tig­ter Wei­se grü­nes Holz abhack­ten, um es spä­ter als Fall­holz ein­sam­meln zu können.

2. Der Wald im Maria-Theresianischen Kataster

Im Mth.Kat. von 1780 wer­den neben den Grund­stü­cken der LNF auch die Wald­an­tei­le der ein­zel­nen Betrie­be, aber auch der ande­ren orts­an­säs­si­gen und orts­frem­den Grund­be­sit­zer aus-gewiesen.

Zu den 65 Mil­ser land­wirt­schaft­li­chen Betrie­ben kom­men so noch 17 orts­frem­de Wald­be­sit­zer, davon 9 aus Absam, der Rest aus ande­ren Gemein­den der Umgebung.

Lei­der wer­den im Mth.Kat. die ein­zel­nen Wald­be­sitz­an­tei­le oft mit viel zu klei­nen Flä­chen ange­ge­ben, sodass die Gesamt­flä­che um mehr als 100 ha zu nied­rig ange­ge­ben ist.

Da die Grö­ße der Wald­par­zel­len auf die dama­li­ge Bewirt­schaf­tung des Wal­des einen eher gerin­gen Ein­fluss gehabt haben muss, wur­den die fast 700 Wald­par­zel­len nicht wie die Par­zel­len der LNF rekon­stru­iert. Mit ein Grund, dass zur Ana­ly­se des Waldbe¬sitzes auf das Par­zel­len­pro­to­koll von 1898 zurück­ge­grif­fen wur­de, war auch, dass sich die Flä­che des Wal­des, sei­ne Struk¬tur und sei­ne Arten­zu­sam­men­set­zung zwi­schen 1780 und 1898 kaum geän­dert haben dürfte.

Im Mth.Kat. schwankt der Wald­be­sitz der ein­zel­nen Betrie­be zwi­schen 0 ha und 7 ha.

Nur zum Ver­gleich mit den Flä­chen von 1898 sei­en hier die Anga­ben des Mth.Kat. kurz gestreift.

Im Mth.Kat. wer­den für 62 Betrie­be Wald­an­tei­le aus­ge­wie­sen. Davon besa­ßen 30 Betrie­be (46,2 %) weni­ger als 1 ha Wald, 19 Betrie­be (29,2 96) zwi­schen 1 ha und 2 ha, 7 Betrie­be (10,8 %) zwi­schen 2 ha und 3 ha, 4 Betrie­be (6,2. %), zwi­schen 3 ha und 4 ha, aber nur 2 Betrie­be über 4 ha (49: 6,6 ha, 50: 6,4 ha). Ins­ge­samt besa­ßen die Höfe des Ansit­zes Grün­egg (Räder­ma­cher 49, Grün­eg­ger 50, Mül­ler 52) über 16 ha Wald­an­tei­le. Die­se wur­den bei der Ver­stei­ge­rung von 1789 (Mil­ser Dorf­chro­nik) an die neu­en Besit­zer aufgeteilt.

Nach den Anga­ben des Mth.Kat. war 1780 die Gemein­de Mils der größ­te Wald­be­sit­zer. Wäh­rend die Antei­le im bäu­er­li­chen Pri-vat­wald kaum die 2 ha-Gren­ze über­schrit­ten, ver­blie­ben im Be-sitz der Gemein­de fast 88 ha, für die die ein­zel­nen Betrie­be gewis­se Nut­zungs­rech­te zuge­schrie­ben erhiel­ten. Wie beim bäu­er­li­chen Pri­vat­be­sitz dürf­ten auch beim Gemein­de­wald die An-gaben eher unzu­ver­läs­sig sein, sodass zu einer genaue­ren Erfas-sung spä­te­re Quel­len her­an­ge­zo­gen wer­den müssen.

3. Der Wald im Parzellen- und Grundbesitzerprotokoll von 1898

Nach­dem noch im Trans­por­t­er­buch von 1850 die Anga­ben des Mth. Kat. ver­wen­det wor­den waren, wer­den 1856 und 1876 erst­mals die Wald­be­sitz­an­tei­le der ein­zel­nen Betrie­be, aber auch die Wald­par­zel­len selbst, zuver­läs­sig erfasst. Im Par­zel­len­pro­to­koll von 1856 sowie auch im Fol­ge­pro­to­koll von 1876 wer­den die Wald­an­tei­le noch in Neu­en Öster­rei­chi­schen Joch (1 Joch = 1600 Klaf­ter) ausgewiesen.

Leich­ter fass­lich erscheint der Wald­be­sitz erst­mals im Parzel¬len- und Grund­be­sit­zer­pro­to­koll von 1898, das den Besitz­stand von 1896 dokumentiert.

Der Ver­gleich der Flä­chen­an­ga­ben von 1856, 1876 und 1896 recht­fer­tigt die Ver­wen­dung der Zah­len von 1898 für die genaue Ana­ly­se der Besitz­ver­hält­nis­se im Mil­ser Wald im 19.Jh.

Zwi­schen 1856 und 1896 wech­sel­ten nur weni­ge Wald­par­zel­len ihren Besit­zer (d.h. den Betrieb), sodass die Betriebs­flä­chen, die für 1896 errech­net wur­den, auch für 1856 ver­wen­det wer­den kön­nen, zum Groß­teil sogar für 1780 Gül­tig­keit haben dürf­ten. Die­ser Schluss lässt sich aus den im Ver­gleich zur LNF gerin­gen Grund­ver­käu­fen zwi­schen 1780 und 1896 ziehen.

Im Grund­be­sit­zer­pro­to­koll von 1898 wer­den für 305 ha Wald 121 Besit­zer, davon 65 Mil­ser land­wirt­schaft­li­che Betrie­be (der land­wirt­schaft­li­che Betrieb des Lan­des-Taub­stum­men-Insti­tu­tes besaß kei­nen Wald­an­teil) und 49 frem­de Wald­be­sit­zer (da¬runter auch aus­wärts woh­nen­de wei­chen­de Kin­der) ausgewiesen.

Die Betriebsgrößen nach dem Waldbesitz 1898 nach den Ortsteilen

Par­zel­len- und Grund­be­sit­zer­pro­to­koll von 1898.

Flä­chen­wertUnter­dorfOber­dorfWin­kelAichatMils
KEIN11
0 – 1 ha11
1 – 2 ha22149
2 – 3 ha342413
3 – 4 ha552315
4 – 5 ha5229
5 – 6 ha12429
6 – 7 ha11
7 – 8 ha1113
8 – 9 ha224
9 – ha11

Quel­le: Archiv des Ver­mes­sungs­am­tes Innsbruck

39 Betrie­be besit­zen 1898 weni­ger als 4 ha Wald; dies ent­spricht einem Anteil von 59,1 % an der Gesamt­zahl der Betrie­be. Der ver­gleich­ba­re Wert im Unter­dorf liegt bei 52,6 %, im Ober-dorf bei 61,1 %, im Win­kel bei 45,5 % und im Aichat bei 72,2 %. Erin­nert man sich an die Betriebs­grö­ßen nach der LNF, so fal­len eini­ge inter­es­san­te Gesichts­punk­te sofort auf.

Beson­ders die auch an Stamm­land armen Betrie­be im Aichat zäh­len zu den klei­ne­ren Wald­be­sit­zern des Ortes. Von den 9 Höfen des heu­ti­gen Aichat (sie ste­hen ent­lang der Dorf­stra­ße und der Lorer­stra­ße und sind die eigent­li­chen Sali­nen-Höfe) kom­men nur 2 Höfe über 3 ha, aber 4 Höfe blei­ben unter 2 ha Waldbesitz.

Ein Ver­gleich der Betriebs­grö­ßen nach der LNF und nach dem Wald­be­sitz macht deut­lich, dass zwi­schen der Grö­ße der Betrie­be nach ihrer LNF und ihren Wald­an­tei­len eine Bezie­hung her­ge­stellt wer­den kann.

Von den 24 Betrie­ben mit einer LNF von weni­ger als 3 ha besit­zen 17 Betrie­be weni­ger als 3 ha Wald­an­teil (ins­ge­samt ver­fü­gen 24 Betrie­be über weni­ger als 3 ha Wald).

Von den 28 Betrie­ben mit einer LNF von über 4 ha besit­zen 22 Betrie­be auch einen Wald­an­teil von über 4 ha (ins­ge­samt besit­zen 27 Betrie­be über 4 ha Wald).

Bei 28 Betrie­ben (43,1 % der 65 Betrie­be mit Wald­be­sitz) ist die Flä­che des Wald­an­tei­les grö­ßer als die Flä­che der LNF ! Die ver­gleich­ba­ren Wer­te lie­gen im Unter­dorf bei 57,8 %, im Ober­dorf bei 33,3 %, im Win­kel bei 36,4 % und im Aichat bei 38,9 %).

Die größ­ten pri­va­ten Wald­be­sit­zer sind 1898 im Unter­dorf der Zeis­ler (19) mit 8,1 ha, im Ober­dorf der Räder­ma­cher (49) mit 9,3 ha (der Wald­be­sitz die­ses Hofes wur­de aller­dings nicht zur Bewirt­schaf­tung durch den Päch­ter abge­ge­ben, son­dern ver­blieb – wie auch spä­ter – unter direk­ter Kon­trol­le der Nach­kom­men des Baron v. Stern­bach, der den Räder­ma­cher und den Grün­eg­ger 1798 erwor­ben hat­te und wei­ter­ver­pach­te­te; der Grün­eg­ger wur­de schon 1816 vom dama­li­gen Päch­ter Gre­gor Mair käuf­lich erwor­ben) und der Grün­eg­ger mit 8,5 ha, im Win­kel über­ra­schen­der­wei­se der Aich­ber­ger (35) mit 7,5 ha und im Aichat der Fais­ten­ber­ger (62) mit 7,3 ha.

Die frem­den Wald­be­sit­zer besa­ßen um 1898 an die 40 ha, wobei die ein­zel­nen Antei­le zwi­schen 0,1 ha und 3,4 ha (Schindl, Absam) schwankten.

Für die Gemein­de Mils wer­den aber nur 8,4 ha Wald angegeben.

Quel­le: Tief­en­tha­ler Fritz, Die Ent­wick­lung der Kul­tur­land­schaft der Gemein­de Mils bei Hall in Tirol im 19. Jahr­hun­dert, Haus­ar­beit 1979

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