Kritik nach Schlagerkonzert in Hall
Eine Zuschauerin wirft der Milser Schlagersängerin „Hannah“ vor, bei einem Auftritt „diskriminierende Sprüche“ geäußert zu haben. Die Sängerin weist diese Vorwürfe in aller Entschiedenheit zurück. Hall – Nach einem Auftritt der erfolgreichen Milser Schlagersängerin „Hannah“ beim jüngsten Arbeitnehmerfest der AK in Hall gibt es Kritik: Sie sei mit ihrem dreijährigen Neffen zufällig auf das Fest gekommen, schildert Katharina Dworak aus Hall. Dabei seien auf der Bühne „diskriminierende Sprüche“ gefallen, die sie zusammen mit der „vermittelten Weltanschauung“ dermaßen „verärgert und beschämt’ hätten, dass sie sich nach dem Konzert schriftlich an den Veranstalter wandte.
So habe „Hannah“ bei einer Anmoderation, bei der der männliche Teil des Publikums zu einem „Brunftschrei“ aufgefordert wurde – und nur verhalten reagiert habe -, gesagt „Was? Das war alles? Das machen wir noch einmal, das war ja noch nicht einmal schwul.’ Wenig später habe die Sängerin dann die Kinder zum Spiel „Wer hat Angst vorm schwarzen Mann?“ bzw. zum gleichnamigen Lied auf die Bühne gebeten. Sie wisse, dass man das Spiel nicht mehr so nennen dürfe und auch der „Mohr im Hemd“ inzwischen nicht mehr so heiße, habe Hannah dabei erklärt, aber das sei ihr „wurscht, man spiele das Spiel trotzdem. Danach, so Dworak, habe Hannah zu einer „fünfminutigen Tirade“ über die Liebe zur eigenen Heimat und Kultur, die sie „genauso an ihre Kinder weitergeben“ wolle, angesetzt, „Mir war richtig unwohl dabei“, bilanziert Dworak. Sie sehe die AK als Veranstalterin in der Pflicht und habe eine umgehende schriftliche Stellungnahme verlangt.
Sängerin Hannah weist die Vorwürfe aufs Entschiedenste zurück. Diskriminierend sei an ihren Aussagen „überhaupt nichts’ gewesen. Der Brunftschrei gehöre zum Lied „Weil i bin a Dirndl“, das seit Jahren in dieser Form präsentiert werde. Von Homophobie könne absolut keine Rede sein. „Die Trauzeugen bei unserer Hochzeit waren ein lesbisches Paar, zwei meiner besten Freunde, mein Designer und Visagist, sind homosexuell – und lachen an dieser Stelle mit“, betont Hannah. Außerdem fühle sie sich selbst auch nicht von jedem Blondinenwitz belästigt. Generell habe sie auch viele homosexuelle Fans. Das Lied „Wer hat Angst vorm schwarzen Mann?“ habe „keinerlei rassistische Komponenten“, stellt die Sängerin weiters klar, im Text gehe es vielmehr um „ein Gefühl, das jede Mutter und jeder Vater kennt, wenn das eigene Kind aus dem Haus geht: Hoffentlich kommt es unbeschadet wieder heim.“ Der „schwarze Mann“ habe also ‑wie auch im Kinderspiel – „null“ mit dunkelhäutigen Menschen zu tun, sondern sei „ein Synonym für einen bösen Mann, der Kindern etwas antun könnte’. Ihr Personal Trainer ist schwarz, fügt Hannah hinzu. Beim Konzert sei „kein Satz gegen Ausländer gefallen“, so Hannah weiter, „Ich habe erklärt, dass ich stolz darauf bin, Tirolerin zu sein, dass ich mein Land liebe und möchte, dass die eigene Kultur auch für unsere Kinder erhalten bleibt“, berichtet sie. „Ich habe auch betont, dass ich nichts gegen fremde Kulturen habe, die in unser Land kommen, aber dass ich nicht will, dass sich unsere Kultur fremden Kulturen unterordnen muss.“
Zu Kultur, Werten und Heimat zu stehen – wie sie es etwa auch in ihrer Single „Hoamat“ tue -, habe „nichts mit rechts zu tun“, betont Hannah. Die Sängerin verweist auch auf ihr soziales Engagement: Unter anderem setze sie sich für Menschen mit Behinderung ein. Sie sei gerne bereit, sich mit der Kritikerin zu treffen, schließt sie, und biete ihr auch Freikarten für ein Konzert an, Seitens der AK-Presseabteilung heißt es, man habe ansonsten keinerlei Beschwerden über das Konzert erhalten. Man habe Hannah als bekannte Künstlerin aus der Region engagiert, „nicht für irgendwelche politischen Aussagen’. Man könne die Künstlerin weder zensurieren noch ihre Weltanschauung beurteilen, verweise aber darauf, dass Hannah „von allen Sendern gespielt wird und überall auftritt„ ’. Unabhängig davon distanziere man sich „natürlich von allen als diskriminierend oder xenophob empfundenen Aussagen. Wenn sich jemand beleidigt fühlt, tut uns das leid.“
Von Michael Demme, TT, 29.09.2017
Josef Waldner 2.10.2017