In früheren Zeiten sah man oftmals eine Klosterfrau mit einem mächtigen Schlüsselbunde um die Trümmerstätte von Schloß Hirschenlust herumgehen. Einmal ließ sie drei blanke Silbertaler auf einem Steine liegen. Der Bauer, der sie fand, nahm sie ohne weiters zu sich und verwendete sie nach seinem Gutdünken. Doch plötzlich wurde er schwer krank. Kein Mittel wollte helfen. Erst als er um den gefundenen Betrag Messen lesen ließ, wie es die arme Seele der Klosterfrau wahrscheinlich wollte, bekam er wieder seine frühere Gesundheit zurück.
Für gewöhnlich war dieselbe Klosterfrau nur an Abenden in den sogenannten Heiligen Zeiten zu sehen. Eines Sonntags aber, als die Frau des Schmiedmeisters, der an der Heide seine Behausung hatte, mit ihrem kleinen Kinde über das Schloßfeld ging, zeigte sie sich auch am hellen Vormittage. Sie winkte der Frau, ihr zu folgen, und ging in den Keller hinab. Die Frau war ihr schon ein paar Stufen nachgegangen, da erblickte sie in der Tiefe einen Hund mit feurigem Rachen. Aus Angst um ihr Kind eilte sie zurück. Sie setzte es oben neben dem Eingange nieder. Als sie dann allein in den Keller gehen wollte, tat es einen Knall und Keller und Klosterfrau waren mit einem Male verschwunden. Das unschuldige Kind hätte den Schatz heben können, doch die Frau hatte sich durch ihre Ängstlichkeit das Glück auf immer verwirkt.
Quelle: Klatschmohn 1989