Sagen und Märchen aus Mils

kopiert aus: „Sagen aus Inns­brucks Umge­bung“ von Fer­di­nand Dör­ler, 1895.

Das Lichtl

Auf einem Wie­sen­rain bei Mils im Unterinn­thal sah man schon seit vie­len Jah­ren ein klei­nes, blau­es Licht­lein. Da kam ein­mal ein Betrun­ke­ner des Weges, ging mit dem Sto­cke her­um­fuch­telnd auf das Flämm­chen zu und „über­schlug“ es. Jetzt stand auf ein­mal ein Mann in blüh­wei­ßem Gewan­de vor dem Ange­hei­ter­ten, dank­te ihm für sei­ne Erlö­sung und sprach: „Ich habe zu mei­nen Leb­zei­ten einen Dienst­bo­ten im Zor­ne über die­se Böschung hin­un­ter­ge­sto­ßen und muß­te nun zur Stra­fe hier büßen, bis auch mich jemand hin­un­ter­schlü­ge.“ Dar­auf­hin war der Geist verschwunden.

Das geheimnisvolle Feuer

Auf der Mil­ser Hei­de bei Hall sah man noch vor nicht lan­ger Zeit des Nachts ein gewal­ti­ges Feu­er lodern. Nie­mand getrau­te sich, an das­sel­be näher her­an­zu­kom­men, denn man wuß­te nicht, was es etwa mit ihm für eine Bewandt­nis habe. Da faß­te end­lich ein rie­sig­gro­ßer und star­ker Bau­ern­knecht, der die Furcht nur dem Namen nach kann­te, den Ent­schluß, es zu unter­su­chen. Er ver­sah sich zuvor aber noch mit geweih­ten Sca­pu­liers und Gna­den­pfen­ni­gen, ergriff einen tüch­ti­gen Ste­cken und ging in Beglei­tung meh­re­rer Kame­ra­den auf die Wie­se hin­aus. Sobald sich in der dunk­len Nacht das Feu­er zeig­te, schritt er mut­hig dar­auf zu. Doch wie er nur noch ein klei­nes Stück davon ent­fernt war, blitz­ten die Flam­men hoch auf und das Feu­er war ver­schwun­den. Der Knecht aber hat­te das gan­ze Gesicht voll Wun­den und Beu­len und lag dar­auf meh­re­re Mona­te lang schwer krank dar­nie­der. Das Feu­er hat­te, wie man nun all­ge­mein glaubt, einen Schatz gebor­gen, allein der Knecht wird wohl die Gna­de nicht ge­habt haben, ihn zu heben.

Die Venediger bei Mils

Auf einem Acker bei Mils im Unterinn­thal bemerk­te man einst ein Loch von Huf­ei­sen­grö­ße, das sich trotz häu­fi­gen Darüber­ackerns doch nicht ver­stop­fen ließ. Man moch­te auch Erde und Stei­ne hin­ein­wer­fen, so viel man woll­te, auf­ge­füllt wur­de es nie. Da sah ein­mal die Besit­ze­rin des Ackers, wel­che ge­rade auf dem­sel­ben beschäf­tigt war, zwei vor­neh­me Her­ren, die in einer frem­den Spra­che min­ein­an­der rede­ten, auf dem Fel­de her­um­su­chen. Kaum hät­ten sie aber das Loch erblickt, blie­ben sie bei ihm ste­hen. Nun woll­te die Bäu­rin sie erst recht genau beob­ach­ten, da wur­de es ihr auf ein­mal trü­be vor den Augen und sie konn­te nur noch erken­nen, daß der eine einen Gegen­stand ins Loch warf. Als sie wie­der klar sehen konn­te, waren die bei­den ver­schwun­den, und das Loch fand nie­mand wieder.

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