Luftschutz
Bereits in den Dezembertagen 1939 wurden die neuen Satzungen des Luftschutzes bei der Ausschusssitzung (F. Feuerwehr) verlesen und zur Kenntnis genommen. Die Alarmierung wurde abgelehnt, weil keine Hornisten zur Verfügung standen. Es blieb wenigstens vorerst beim Anschlag der großen Glocke. Dies aber nur im Falle eines Brandes im eigenen Dorf. Das Signal für einen Brand außerhalb des Dorfes sollten weiterhin die zwei kleinen Glocken angeschlagen werden.
Dann geschah lange Zeit nichts, da man als sicher annahm, Tirol könne wegen der Berge nicht bombardiert werden.
Nur die damals üblichen Vorkehrungen wurden auch in Mils getroffen. Z.B. Entrümpelung der Dachböden, Bereithalten von Kleinlöschgeräten wie Schaufel, Eimer, Feuerbatschen, Sand, Kübel usw.
Inzwischen ist aus der Freiwilligen Feuerwehr die Deutsche Polizei geworden und die Bevölkerung hatte unbedingten Gehorsam zu leisten. Luftschutzkeller wurden eingerichtet, speziell in den beiden Instituten war man sehr darauf bedacht, die best möglichen Vorkehrungen zu treffen.
Handsirenen gaben den Alarm. Alle versuchten möglichst schnell einen sicheren Ort aufzusuchen. Der Kirchturm war Tag und Nacht für den Eventualfall geöffnet. Speziell Männer suchten ihn gerne auf.
Luftschutzstollen
Viel zu spät wurde mit dem Bau des Stollens begonnen, denn die ersten Bomben auf Innsbruck sind schon lange vorher gefallen. Der Ort wurde von der Gemeinde angewiesen. Ing. Runstuck übernahm die technische Aufsicht und machte sich dabei sehr verdient. Meist Frauen mußten händisch den Stollen ausgraben. Das Material schüttete man in einen Graben vor dem Stollen und planierte es an.
Die Gemeinde stellte Rundholz zur Verfügung zum Ausbölzen und Absichern des Stollens. Das Material war sogenannte „Sommergfrier“ , die relativ stabil war. Später zog Herr Wackerle eine elektrische Leitung bis hinaus in den Stollen, da sich die Nachtangriffe häuften. Frauen mit Kindern, die wichtigsten Dokumente in einem kleinen Kofferchen oder einer Tasche, die Kinder am Arm. Durch die Beleuchtung der Brände und der abgeworfenen „Christbäume“(Leuchtstäbe) wurden sie noch mehr angetrieben als durch die Angst. Bequem war der Stollen nicht, es mangelte an Sitzgelegenheiten, es fehlte jegliche sanitäre Notwendigkeit. Bei längerem Aufenthalt machte sich das Sickerwasser immer mehr bemerkbar. Sehr nahe gingen die akustischen Wahrnehmungen, die durch die Flugzeuge, Bombenabwürfe über Innsbruck, Fliegerabwehrkanonen entstanden. Einfach der nahe Kriegslärm. Die wenigen Männer, die uk. (unabkömmlich) gestellt waren, konnten die Moral auch nicht verbessern. Dazu kamen die vielen fremden Familien, die in Mils eine Zuflucht gefunden haben, nachdem sie in Großstädten ausgebombt wurden. Zum Glück dauerte die Zeit im Stollen nur ein paar Monate.
Nach dem Kriegsende beeilte sich die neue Gemeindeführung mit dem Verkauf des Stollenholzes und somit war das Ende des Luftschutzstollens besiegelt. Der Eingang wurde zugeschüttet.
In den letzten paar Kriegsmonaten machte sich eine gefährliche Plage breit: die Tiefflieger. Diese Jabos (Jagdbomber) schoßen auf alles was sich bewegte. Mangels einer Gegenwehr (die Flak war ja fast nur gegen Formationsflug wirksam) konnten sie sich zu frei bewegen, tauchten überall auf und schossen auf alles. Ein großes Wunder, dass von den oft beschossenen Milser keiner zu Schaden gekommen ist.
Fliegerabwehr
Im Frühjahr 1945 erschienen Fliegerabwehrkanonen im Milser Gemeindegebiet, und zwar eine Flak 8,8 im Oberdorf (heute Oberdorf Hausnr. 28). Ob diese planmäßig in Mils stationiert wurde, oder ob sich die Batterie in Auflösung gegriffen war, ist heute nicht mehr sicher zumal ja damals alles „geheim“ war.
Quelle: Kunterbuntes aus Mils Nr. 46