1914
Am 26.1. wurde der Ehrenbürger von Mils und überaus verdiente Seelsorger Hochw.H. Pf. Alois Mair beerdigt. Ganz Mils und vor allem die Schuljugend nahmen in dankbarer Trauer Abschied von seinem guten Seelenhirten. Es herrschte eine grimmige Kälte an diesem Tag und die Kinder haben vor Kälte laut geweint auf dem Friedhof.
Sein Tod leuchtete wie ein böses Omen hinein in dieses neue Jahr, das so viel Schmerz und Unglück nicht bloß für Mils sondern für die ganze Welt brachte.
Zum Provisor der Pfarre wurde der Hochw. Herr Katechet Josef Beirer bestellt.
In der Sitzung des Ortsschulrates am 8.2.1914 wurde für die zur definitiven Besetzung der Lehrerstelle ausgeschriebenen Lehrerinnenstelle die Schwester Genovefa Gleirscher in Vorschlag gebracht.
Nach einem Dekret des k.k. Bezirksschulrates wurde von nun ab die Sommerschule vom 1. Mai bis 1. Juli und vom 16. September bis 16. Oktober abgehalten. Die Winterschule dauerte vom 16. Oktober bis 16. April (früher: Sommerschule 20.9 bis 20.10. und 2.5. bis 30.6. Winterschule 20.10. bis 20.4.). Der Schuleintritt für die Anfänger wär der 16. September (früher mussten sie schon im Mai und Juni die Sommerschule besuchen).
1915
Am 5. Mai wurde die neue Wasserleitung eröffnet. Man führte den Krieg: Es erhoben sich die Fälle, wo wegen Mangels an Arbeitskräften an die Schulleitung und den Ortsschulrat das Ansuchen gestellt wurde, die größeren Buben zur Arbeit daheim behalten zu dürfen. Auch größere Mädchen baten sich frei. So fehlten oft viele Kinder – auch im Winterhalbjahr.
Im Schuljahr 1914–15 war zum neuen k.k. Bezirksschulinspektor Herr Josef Steger, Hauptlehrer am Innsbrucker Pädagogium, ein ausgezeichneter Schulmann bestellt worden.
Die ersten Helden, die für Gott, Kaiser und Vaterland ihr Leben gaben, waren aus Mils:
- Johann Winkler (vom Liening), gefallen in der Schlacht bei Lemberg,
- Franz Mayr, Webersohn: Galizien
- Josef Dankl: Galizien R.I.P!
„Groß=Österreich in Mils“ könnte man die Kriegsjahre überschreiben und unsere Schulkinder bekamen eine anschauliche Vorstellung vom Nationalitätenstaat Österreich-Ungarn. 1915 waren in Mils nacheinander Bosniaken, Böhmen, Ungarn einquartiert.
1915: Tirols letztes Aufgebot: die Standschützen sind am Pfingstsonntag zu den Waffen gerufen worden: Verteidiger der Heimat gegen walschen Verrat!
In diesem Jahr wurde in der Kirche das elektrische Licht installiert.
1916
Am 11.10. wurden vom Turm unserer Pfarrkirche 3 Glocken abgenommen. Die Zwölferin, die Elferin und die Kleine. Ihr Gesamtgewicht betrug 1681 Kilogramm. Auch die Glocken mussten in den Krieg einrücken, es wurden aus der hochgeweihten Glockenspeise Kanonen gegossen.
Die ehrenrührige „Große“, die aus dem Metall gegossen sein soll, aus dem die verbrannte Glock des Glockengießers und Räuberhauptmannes am Glockenhof bestand, wurde wegen ihres Alters nicht abgenommen und hängt heute noch im Turm und erfreut mit ihrem sammetweichen Ton die Gläubigen.
Als 1. Standschütze von Mils fiel bei Peutelstein im Pustertal Andrä Strasser, k.k. Finanzoberaufseher i.R., seine Familie wohnte Haus Nr. 31 (gefallen 12. Juni).
Ein Volk in Not und der Kaiser tot!
Am 21. Nov. 1916 starb im Alter von 86 Jahren im 68. Jahre seiner Regierung Kaiser Franz Josef I. Wohl kein Monarch hat in seinem Leben so wie er die Wahrheit des Spruches erfahren: Kronen schützen nicht vor Tränen. Nach einem feierlichen Requium waren in beiden Klassen Ansprachen an die Schüler, die mit einem Treuebekenntnis für den jungen Kaiser Karl und der Volkshymne schlossen.
1917
Am 3.11. wurden wieder zwei Glocken „einberufen“, unser Sterbeglöcklein und das Glöcklein der Annakirche. Auch sie mussten in den Krieg. Bei der Abnahme der Glocke in der Annakirche, einer Arbeit, die Pfarrer Mayr selbst besorgen wollte, brach er sich beide Füße und musste vier Wochen das Bett hüten, war aber dann wieder ganz gesund und gut auf den Beinen.
1916 – 17 gab es infolge des Krieges keine Musikkapelle mehr in Mils.
Der Schriftführer der Feuerwehr meldet: „32 Mitglieder der Feuerwehr stehen im Felde“.
Im St. Josefsinstitut waren böhmische und mährische Rekonvaleszente (Drückeberger – Tachinierer!) untergebracht.
Der Tabernakel in der Kirche wurde neu gefaßt und vergoldet.
1918
Am 3.9. wurde der Hochw. Herr Direktor des Landestaubstummeninstitutes Padöller begraben. Es war ein schöner Tag. H.H. Padöller hat die Gründung einer Schülerbibliorhek für unsere Schule angeregt und hat viele Bücher dafür gespendet. Die Musik begleitete 13 Mann stark den toten Priester und Wohltäter.
Lange Zeit war eine Gebirgskanonenbatterie in Mils einquartiert: 13 Kanonen, 180 Mann, 80 Pferde. Viele Pferde gingen ein wegen Futtermangels und Krankheit. Auch die Soldaten waren schlecht genährt, schlecht gekleidet und gingen Brot und Kartoffeln betteln. Auch aus den umliegenden Gemeinden kamen nach Mils Soldaten, um zu betteln. Das schöne, große Reich lag im Sterben.
Auf dem Felde der Ehre starb den Heldentod Leo Robert Strasser (beim Feistenberger) früher wohnhaft im Volderwald.
Vermisste Krieger: Franz Eliskases, Mesnerbauernsohn, Alois Posch, Bauer beim Suitner und lange Jahre Kapellmeister.
Ende Oktober kam der Zusammenbruch der Front und der Rückzug der Soldaten. Alle wollten mit dem Zug heimfahren. So bekam man nun für einen Spottpreis Pferde zu kaufen und weil nicht alle abgingen, liefen sie zu Hunderten in den Feldern herum, wurden eingefangen und geschlachtet. Beim Zusammenbruch gerieten 12 Mann aus Mils in welsche Gefangenschaft, einer war schon früher in Italien und einer in Rußland gefangen worden.
Josef Waldner, 16.8.2015