Wo genau der Verlauf der Landstraße in alten Zeiten war, läßt sich heute mit Sicherheit nicht sagen. Man muß auf Grabungserfolge hoffen, um hier Aufschluß zu erhalten.
Verschiedene Geschichtsschreiber glauben, daß sich der Straßenverkehr von Innsbruck bis Schwaz (und weiter) auf der rechten Innseite abspielte. Somit wäre unser Gebiet nur durch Wege, aber nicht durch eine Straße erschlossen gewesen. Zumindest seit dem Mittelalter ist aber die Landstraße von Innsbruck über die Martha-Dörfer belegt und zwar ungefähr der heutigen Dörferlinie folgend. AbsamGampaß (Heilig Kreuz) Hall-Weißenbach-Mils (durchs Dorf – Unterdorf-Steinbrücke-Baumkirchen). Eine zweite Linie führte (wie heute die Gnadenwalderstraße) von Absam-St. Martin nach Fritzens, was aber sicher mit Straße im heutigen Sinne nichts zu tun hatte.
Die Führung der Marta-Linie war einleuchtend, denn so wurden die Dörfer erfaßt, die Fahrenden hatten die Bequemlichkeit, Stationen, Unterkunft, Verpflegung und Handwerker nach kurzer Wegstrecke in Anspruch nehmen zu können.
Erst mit Beginn der Innregulierung und Erweiterung der Schiffahrt konnte man an eine kürzere Verbindung durch das Augebiet denken. Von Mühlau bis Hall wurde ca. 166o eine neue Trasse angelegt (ungefähr der heutigen Hallerstraße, Bundesstraße folgend). Durch die schlechten Bodenverhältnisse, Gießen, Überschwemmungen, aber auch durch die Viehweiden usw. kam es zu großen Schwierigkeiten. Diese Straße hieß ab ca. 1700 „der Fürstenweg“, ab ca. 1795 „K.K.-Post- und Kommerzialstraße“. Während der NS-Zeit „Reichsstraße“, nachher wieder „Bundesstraße“.
Eine weitere wichtige Verbindungsstraße in der Nähe von Mils war die „Hochstraße“. Sie stellte von der Voldererbrücke über Tulfes-Rinn eine Verbindung mit der „Römerstraße“ her. Diese wurde von den Milser Fuhrleuten bei ihrer Fahrt über den Brenner ausschließlich benützt. Diese Straße wurde von Kuntner in der Regierungszeit König Heinrichs angelegt, wie auch die Straße durch die Eisack-Schlucht, er erhielt dafür auf 10 Jahre den Zoll auf der Volderer Brücke zugesprochen.
Wann das Teilstück Weißenbach-Voldererbrücke (also nicht durchs Dorf – Steinbrücke) angelegt wurde, konnte noch nicht abgeklärt werden; es muß aber relativ spät erbaut worden sein. Auf der Innstrom-Karte von Anton Rangger aus dem Jahre 1746 ist der heutige Verlauf – in etwa – bereits eingezeichnet, er bezeichnet sie als „Land- und Poststraße“.
Die Erhaltung der Straße war Aufgabe der Nachbarschaft (aller Besitzenden in dieser Gemeinschaft). Früher waren die einzelnen oder verschiedene Grundstücke mit Fronarbeit beschwert. Noch im Maria-Theresianischen Kataster treffen wir immer wieder auf die Belastungen der Stücke. Etwa: „hat auch viele Fuhren und Schichten zu prästiren (prästanda = Obliegenheit, prästiren = seine Pflicht tun) zur Verarchung, Erhaltung der Straße, des Schöpfweges und des steuerbaren Feldes“.
Wie oben erwähnt waren diese Verpflichtungen eine Belastung (Wertminderung des Grundstückes).
Später wurden diese Belastungen von den Stücken auf die Häuser umgelegt, was natürlich im Prinzip dasselbe ist, denn bei Veräußerung blieb die Belastung auf dem Stück.
Das Pfannhausamt in Hall hatte immer ein wachsames Auge auf die Erhaltung der Landstraße in ihrem Bereich geworfen. Verständlich, denn an dem Zusammenspiel des Flußlaufes, Nauweges und der Landstraße hing das Wohl des Salzvertriebes. Aus diesem Grunde wurden den Milsern jährlich
75 Gulden aus den „Weglohn-Gefällen“ d.i. eine Straßenmaut bei der Voldererbrücke für die Reparationskosten zugestanden (auf Wohlgefallen = freiwillig).
Das bedeutet auch die erste Nachricht über die Übernahme der halben Reparaturkosten durch die o.ö. Hofkammer.
Die Milser verpflichten sich einen eigenen Wegmacher zu betrauen, der auch die Stein und „Griesfuhren“ (Schotter) selbst zu erledigen hat.
Das war 1701. Mittlerweile war die wichtigere Nahverbindung immer noch über die 2. Weißenbachbrücke (heute bei der Landesgehörlosenanstalt) Dorfmitte – Unterdorf – Steinbrücke – Baumkirchen.
Solche Robot-Arbeit kennen wir bis in unsere Tage, allerdings fiel nach der Innregulierung die Verarchung weg. Ebenso nach der Neuanlage der Straße.
Wir bringen im Folgenden eine Abschrift, die uns einigen Einblick in den Frondienst gewährt:
Fuhren Schichten 1871 137,5 405,5 1872 173,5 499,5 1873 73,5 199,- 1874 45,5 89,-
Wir sehen deutlich, daß es gute und schlechte Jahre gab. Viel Regen bedeutete Vermurung und Abrutschen der Straße.
Abrechnung der Fuhren und Arbeitsschichten 1871 – 1874
Quelle: Kunterbuntes aus Mils, Nr. 17