Auszug aus dem „Unterinntaler Bote“, 26. September 1914
[…] 1784 den 9. Juli mußten die noch hier bestehenden Silber Opfer nach Thaur an die Gerichtsobrigkeit gebracht werden. Ebenso wurden den 1. Jänner alle Bruderschaften und Kongregationen auf allerhöchsten Befehl Seiner Majestät des Kaisers Joseph des II. gänzlich aufgehoben und dafür tätige Liebe des Nächsten eingesetzt. Ebenso wurde auf den 1. Jänner durch einen anderen Kaiserl.Königl. Befehl das Wetterläuten abgestellt. Dabei mussten die Seelsorger erbärmlich leiden; damals war keiner um die beste Pfarr zu beneiden, denn die Bauern schlugen die Turmtüren ein und läuteten wie ehevor, alles half nichts. Z.B.: 1784 im Juli entstand abends nach 9 Uhr ein erschröckliches Ungewitter, bald darauf folgte ein starker Schauer; die Steine waren langlicht wie große Haselnußen, sie wurden noch mit heftigem Winde hergetreiben. Die Flitschen am Türken wurden jämmerlich zerfetzt, der Roggen, welcher noch nicht geschnitten war, wurde stark angeschlagen; den größten Schaden machte es an der Gersten, und Haaber. Welches Getöß, Elend und Jamer und auch Schmähen unter dem Volk erstund, kann sich jeder besser einbilden, als ich zu beschreiben fähig bin. Es musste das Verrboth wegen dem Wetterläuten die ganze Schuld tragen und ich hatte dabei sehr vieles zu leiden; von selber Zeit an läutete die Nachbarschaft, nicht aber der Meßner, Wetter. Den 17. Juli abends kam schon wieder Ungewitter; es wurde dabei zwar stark geläutet. Bei dem 2. Wetter schauerte es aber so stark, daß es die Gersten stark ausschlug und sie mußte an einigen Orten abgemäht werden; Gott wolle uns ferner vor solchem Unglück bewahren. Es ist dabei anzumerken, weil niemand das Wetterläuten zu erlauben im Stande war, so läutete manan den meisten Orten mit Gewalt; zu Hall und Absam läuteten die Weiber, zu Thaur wurde die Tür zum Glockenhaus mit Gewalt aufgebrochen, kurz es setzte schier an jeden Ort schmähen, Verwirrungen und Gewalttätigkeiten ab. Die Bauern ruften: itzt seht, was das Wetterläuten vermag; die Herrn haben keinen Glauben mehr, Sie verbieten alles, was ihnen nicht gefallet, sie verstehen aber nichts…Die Bauern wollten das Gesetz mit diesem vereitlen, da sie sagten, sie läuten nicht Wetter, sondern Schaur; am Schaur schien aber meistens Ursache zu sein der Mitternacht Wind, welcher bei diesem Ungewitter entzwischen kam.
Josef Waldner, 9.12.2015