Zehent und Grundentlastung

In Mils gab es zur Zeit der Erstel­lung des M.Th. Steu­er­ka­tas­ters drei ver­schie­de­ne Zehentnehmer:

  1. Pfar­rer von Mils
  2. König­li­ches Stift in Hall
  3. Josef Zeis­ler in Mils

und in fol­gen­den Varianten:

  1. Pfar­rer zu Mils allein
  2. Pfar­rer zu Mils und das könig­li­che Stift miteinander
  3. Josef Zeis­ler allein
  4. Pfar­rer zu Mils und könig­li­ches Stift mit­ein­an­der 1 Drit­tel und Josef Zeis­ler 2 Drittel.

Durch die Maß­nah­men Josef II. wur­den die­se Grund­be­las­tun­gen abge­löst; man spricht von der Grund­ent­las­tung, die neben der Auf­lö­sung der Grund­herr­schaft u.a. auch die Belas­tung durch den Zehent abschaff­te. Der Besit­zer (Bau­er) wur­de dadurch Eigen­tü­mer des von ihm genutz­ten Bodens.
Hier wol­len wir auf den Zehent näher ein­ge­hen. Vor­aus­set­zung für die­se Ent­las­tung war die Bewer­tung ‑Schät­zung der Stü­cke. Eine Kom­mis­si­on – vom Land bestellt ‑führ­te die­se durch und leg­te die genau­en Ergeb­nis­se im Steu­er-Katas­ter fest.

Der Wert wur­de gedrit­telt. Ein Drit­tel bezahl­te das Land, ein Drit­tel bezahl­te der Grund­herr, in dem er nur zwei Drit­tel des Wer­tes bekam, und ein Drit­tel bezahl­te der Bau­er, in des­sen Eigen­tum die Stü­cke dann übergingen.

Wie war das beim Zehent ?

Ein Abrech­nungs­buch aus den Jah­ren 1789 bis 1811 – so lan­ge dau­er­te die kom­plet­te Abwick­lung – gibt uns dar­über Aufschluß:

Abrech­nungs Puech wegen abkauf­ten Zöchet von der König­li­chen Stifts Herr­schafft Die Er Kle­rung wie folgt.“
(frü­her Gemein­de­ar­chiv, seit 1913 im Landschaftlichen-Archiv).

Am 31. Mai 1788 begann im Stifts­haus zu Hall die Lizi­ta­ti­on (Ver­stei­ge­rung). Wie oben erwähnt, hat­te das Stift nir­gends in Mils einen Zehent allein, son­dern immer gemein­sam mit dem Pfar­rer zu Mils.

Die­ser Zehent befand sich auf fol­gen­den Gebie­ten: Ber­gä­cker, Lei­te­nä­cker (die dar­über lie­gen), wo auch Josef Zeis­ler sei­nen 2/3 Bezug hat­te; der Tal­a­cker (dama­li­ger Besit­zer Johann Harm), die Pfaf­fen­wie­sen (Acker­stät­ten auf der Pfaf­fen­wie­se); die Grieblä­cker (im Grübl), alle Äcker im Unter­feld, die nach Mils zehen­t­bar waren, aus­ge­nom­men der Acker des Micha­el Brug­ger im Feld, der unter der Stein­brü­cke liegt, und von dem der Pfar­rer allein den Zehent nahm; so wie von allen Äckern des ehe­ma­li­gen Stifts­ho­fes (dama­li­gen Besit­zer Niko­laus Brun­ner) sowie vom Faistenberger-Gut.

Noch­mals sei dar­an erin­nert, daß der Zehent nur vom Acker, nicht aber von Feld, Wie­se usw. gege­ben wer­den muß­te. Wei­ters sei noch­mals erwähnt, daß der Zehent – im Gegen­satz zu Steu­ern – kei­ne Bring­schuld war, son­dern er muß­te ein­fach „lie­gen gelas­sen“ werden.

Anton Resch war von 176o bis 1788 Zehent-Ein­trei­ber. Wie das vor sich ging,sehen wir an einem ange­führ­ten Beispiel:

Dort, wo der Zeis­ler sei­nen 2/3 Bezug hat, wer­den bei einem Scho­ber, bestehend aus 3o Gar­ben, 3 dane­ben auf den Boden gelegt. Davon erhält also der Zeis­ler 2, der Pfar­rer und das Stift mit­ein­an­der 1 Gar­be. (Das deckt sich mit ande­ren Berich­ten, wonach der Pfar­rer die 3o. Gar­be bekommt.

Bei der Ablö­sung wur­den von Der „Ack­her Maßerey“ (Gesamt­flä­che der Äcker) 2/3 abge­zo­gen, eben­so vom Steu­er­wert. Der Zehent wur­de gekauft um 2.32o Gul­den. Die Ver­zin­sung betrug 4 % = 92 Gul­den, 48 Kreuzer.
Es kommt nun der Ver­gleich mit der Adl-Steu­er, die auch in 3 Ter­mi­nen gefor­dert wird = 9 Gul­den, 58 Kreuzer.

Nach obi­gem Zins wird also nach dem Steu­er­wert der Äcker das betref­fen­de Zehen­t­geld gerech­net. Steu­er­wert und nicht Flä­che des­halb, weil sich eini­ge an schlech­ten, ande­re an bes­se­ren Orten befin­den. Also schon damals  wur­de die Boden­gü­te berück­sich­tigt. Der Steu­er­wert wur­de auch „Jauch Tax“ genannt.

Weil aber das Stift nur eine Hälf­te, der Pfar­rer die ande­re Hälf­te bekam, wur­de auch der Steu­er­wert hal­biert. Aus der Tabel­le ist nun klar ersicht­lich, wie­viel es
für jedes Stück Acker, jedem Nach­barn (Bau­er) in allem betrifft. Jeder Gul­den Steu­er­wert hal­biert ergibt 2 Vierer.
Die­ses Buch leg­ten Mathi­as Mohr­ber­ger, Vor­ste­her und Anton Resch, Dorf­schrei­ber, an.

Zum bes­se­ren Ver­ständ­nis brin­gen wir den ers­ten ange­führ­ten Besit­zer, Georg Hop­pich­ler, in Abschrift. Dabei sehen wir schon drei ver­schie­de­ne Boden-Güte-Klas­sen berück­sich­tigt (15o, 17o, 18o):

Zehent und Grundentlastung

Die Käu­fer der Grund­stü­cke sind Anton Resch und Mathi­as Mohr­ber­ger im Namen der ein­zel­nen Mil­ser Grundbesitzer.

Bei­de tre­ten als Gemein­de Vor­ste­her auf. Resch war, wie oben erwähnt, zwan­zig Jah­re Zehen­t­ein­trei­ber und Dorf­schrei­ber. Mohr­ber­ger war Gemein­de-Vor­ste­her und Wirt.

Der Kauf­ver­trag wur­de am 31. Mai 1788 geschlos­sen, Kauf­preis 2.32o Gul­den und am 1. Juni 1788, also bereits einen Tag spä­ter, wur­den 775 Gul­den an den Damen­stift-Admi­nis­tra­tor bezahlt. Der Rest von 1545 Gul­den muss­te mit 4 % ver­zinst werden.

Es folgt nun eine lang­at­mi­ge „RAITH RELATION“ (1788) (Rech­nungs­le­gung) des Anton Resch, auf die wir aber nicht mehr wei­ter ein­ge­hen wol­len. 1789 ver­merkt er, daß die Aus­ga­ben grö­ßer waren, als die Ein­nah­men. Die Zin­sen für auf­ge­lie­he­nes Geld (4 %) machen einen beträcht­li­chen Teil aus.

1789 schreibt Anton Resch auch noch ein Ver­zeich­nis, wie­viel jeder, wegen zu Egar­ten lie­gen­ge­las­se­nen Zehen­ta­cker zurück­be­kommt. (Nur der bebau­te Acker war zehen­t­bar). Auch schon damals muß­te die Steu­er voll bezahlt wer­den und ein even­tu­el­les Zuviel wur­de für das nächs­te Jahr gutgeschrieben.

Die Bezah­lung der Kauf­sum­me durch die ein­zel­nen Grund­be­sit­zer war äußerst schlep­pend, zog sich bis 1811 hin und brach­te die Käu­fer (im Namen der Ein­zel­nen) in arge finan­zi­el­le Schwierigkeiten.

Anton Resch erleb­te den Abschluß die­ser Zehent­ab­lö­sung nicht mehr. 18o5 über­nahm Niklaus Jung das Amt des Dorf­schrei­bers und zusam­men mit Mathi­as Mor­ber­ger, bei­de Vor­ste­her, been­de­ten sie erst 1811 die­ses Geschäft.

 

Quel­le: Kun­ter­bun­tes aus Mils Nr. 16

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