Hier eine Darstellung der Person sowie der Legende um Oswald Milser aus der Chronik des Oswald-Milser-Chores:
Die Legende vom Ritter Oswald Milser ist in Tirol allbekannt, daß er am Gründonnerstag des Jahres1384 in Seefeld beim Austeilen der Hl. Kommunion die große Hostie verlangt hatte und daß er nach deren Empfang zur Strafe für seinen Hochmut im Steinboden der Kirche knietief versunken sei, bis ihm der Priester die Hostie aus dem Munde herausgenommen hatte.
Hier handelt es sich nicht darum, die Glaubwürdigkeit der Erzählung zu prüfen, sondern nur um die Frage: Wer war jener Oswald Milser? Der Überlieferung nach stammte er aus Mils bei Hall i.T. Der edelsitzartige Steinbau, Oswald-Milser-Straße14, als Bauerngut „beim Schneider“ genannt, gilt als seine Heimat. Weil es aber auch ein Mils bei Imst gibt, dachten Geschichtsforscher, z.B. Karl Moeser an jenen Oberinntaler Ort, denn Oswald Milser war ansässig in dem Imst näher gelegenen Schloß Klamm auf der Mieminger Hochfläche.
Seit die Ergebnisse genauer Urkundenforschung vorliegen, das Geschichtswerk von Siegfried Krezdorn über Schloß Klamm, Schlern-Schriften, Band 268, Innsbruck 1979, und auch die ältesten Stamser Güterverzeichnisse, sorgfältig erläutert von Werner Köfler, Innsbruck 1978, veröffentlicht sind, ist die Frage für das Unterinntaler Mils entschieden.
Dort hauste schon im 12.Jahrhundert ein edles Geschlecht, begütert in Mils und Umgebung und ebenso in Südtirol. Für sein Ansehen zeugt die Tatsache, daß seine Mitglieder auf landesfürstlichen Urkunden, z.B. auf der Stiftungsurkunde des Klosters Stams,1273, als Zeugen genannt sind. Sie zählten zu den ersten Wohltätern des Stifts. Schon 1282 schenkte ihm Rupert von Mils (Müls) einige Güter.
Einer aus jenem Geschlecht, Rudolf III. Mülser, heiratete bald nach 1300 die Erbtochter Margarethe des Guntram von Clam (Klamm). Gemeinsam mit seinem Bruder Konrad wurde er 1318 mit der Burg Klamm belehnt. Man nannte sie seither die „Mülser zu Klam“. Rudolf blieb kinderlos. Das Erbe fiel später an Konrads Enkel Oswald und Christoph. Sie sind seit 1350 urkundlich erwähnt. Sie teilten 1374 ihre Güter und siegelten gemeinsam bis 1395. Oswald unterzeichnete sich mehrmals als Pfleger auf Schloßberg bei Seefeld. Oswald Milser ist demnach eine historisch nachgewiesene Persönlichkeit. Man weiß von ihm außerdem, daß er ein treuer Anhänger seiner rechtmäßigen Landesfürsten war. Er stand mutig an ihrer Seite, als Herzog Stephan von Bayern im Jahre 1374 in Tirol einfiel, um das im Vorjahr nach dem Rücktritt der Herzogin Margarethe Maultasch an Österreich übergegangene Land für sich zu erobern. Damals holte Oswald Milser den bayernfreundlichen Wiltener Abt Konrad Speiser mit Gewalt aus seinem Kloster heraus, er brachte ihn als Gefangenen nach Schloß Klamm. Deswegen traf den Oswald Milser der Kirchenbann. Erst acht Jahre später, 1372, wurde er vom päpstlichen Nuntius freigesprochen.
Dem kampfbewährten Ritter hatte man einen für die Landesverteidigung wichtigen Punkt, die Feste Schloßberg bei Seefeld, anvertraut. Sein Amtssitz lag also unweit des Gotteshauses, in dem sich 1364 als Folge seiner Überheblichkeit das Hostienwunder ereignet haben soll. 0swald Milser sei schon zwei Jahre später als Büßer im Stift Stams gestorben. Diese Angabe ist zu berichtigen, er hat, wie schon gesagt, noch bis 1395 Urkunden ausgestellt. Sonst aber hat die mit seiner Person verbundene Legende trotz alter sagenhafter Ausschmückung sicherlich einen wahren Kern. Die noch vorhandene, um 1400 vom Ritter Parzival von Weineck gestiftete Monstranz für die Wunderhostie, ferner die schon seit 1434 in Reiseberichten vorkommenden Aufzeichnungen über das Seefelder Wunder, dann die ununterbrochene Volksüberlieferung deuten jedenfalls auf ein außerordentliches Ereignis hin, das die Gemüter bewegt und den Oswald Milser zu einer legendären Figur gemacht hat. Sein Wappentier, das Einhorn, ziert sowohl das Gemeindewappen von Mils wie das von Seefeld, es ist auch das Abzeichen des Oswald ‑Milser-Chores in Erinnerung an den berühmten Rittersmann, der zwar gefrevelt, doch demütig gebüßt hat und trotz seiner Kanten als treuer Sohn seines Heimatlandes gewisse Achtung verdient.
Die bildliche Darstellung des „Hosteinfrevels“: