Mils – Trauer und Bestürzung herrschen in Mils. Riss doch Samstagabend ein tödliches Beziehungsdrama die beschauliche 4150-Einwohner-Gemeinde aus ihren Adventfeierlichkeiten. Sowohl Opfer als auch Täter waren im ganzen Ort gut bekannt. Handelt es sich beim 56-jährigen Mordopfer doch um eine honorige Innsbrucker AHS-Lehrerin, die auch als Übersetzerin arbeitete. Ihr gleichaltriger ehemaliger Lebensgefährte war in Mils indes zwei Jahrzehnte bei der Gemeinde tätig und fast allen Bürgern als Sportwart und Arbeiter bekannt.
Die Hintergründe der Tat erscheinen mittlerweile offensichtlich. Christoph Hundertpfund, Chefermittler des Landeskriminalamtes (LKA), brachte die Ermittlungsergebnisse gegenüber der TT auf den neuesten Stand: „Der 56-Jährige hatte sein Kommen kurz vor der Tat telefonisch angekündigt. Nach seinem Eintreffen gegen 17.30 Uhr dürfte es im Parterre des Hauses aber zu einer Auseinandersetzung zwischen dem ehemaligen Paar gekommen sein. Die Frau ist darauf zu ihrer betagten Mutter in den ersten Stock gelaufen, um sich gemeinsam mit ihr in einem Zimmer zu verschanzen. Obwohl die beiden versucht hatten, die Türe zuzuhalten, stieß der Täter sie auf“, erklärte Hundertpfund den ersten Tatverlauf.
Und ergänzte die weiteren Geschehnisse um ein entsetzliches Detail: „Als die Türe offen stand, schoss der Täter im Beisein ihrer betagten Mutter auf die einstige Lebensgefährtin. Darauf richtete der 56-Jährige noch im selben Raum die mitgebrachte Pistole gegen sich und nahm sich ebenfalls das Leben. Die Mutter verständigte anschließend ihren Sohn über die Tat, welcher die Polizei alarmierte.“ Schon in das Haus am Haslachweg mitgebracht hatte der 56-Jährige übrigens seinen Abschiedsbrief: „In diesem Brief wird nicht nur auf Selbstmord, sondern auch schon auf die Tat Bezug genommen“, erklärte der LKA-Chefermittler.
Für die Mordwaffe, eine Pistole, hatte der Gemeindebedienstete laut LKA zwar einen Waffenbesitzschein, aber nicht die Berechtigung zum Führen einer geladenen Waffe außerhalb seiner eigenen vier Wände. Zur endgültigen Absicherung des Tatmotivs wird Hundertpfund noch Zeugen aus dem näheren Umfeld des Paars befragen lassen. Schon heute werden indes die beiden Leichen in der Innsbrucker Gerichtsmedizin obduziert, ein Ergebnis sollte schon heute Abend vorliegen.
Nach Betreuung durch das Kriseninterventionsteam wurde laut Hundertpfund noch gestern Nachmittag die Mutter als einzige Tatzeugin nochmals befragt.
Bürgermeister Peter Hanser zeigte sich gestern gegenüber der Tiroler Tageszeitung fassungslos über das Geschehene: „Der 56-jährige Gemeindebedienstete war sicher schon seit zwei Jahrzehnten für Mils tätig. Durch seine vielfältigen Aufgabengebiete, aber besonders durch seine Tätigkeit als Sportwart der Gemeinde war er Jung und Alt bekannt. Er hatte ja am Sportplatz sogar eine Gemeindewohnung. Die Lebenspartnerschaft des auf den ersten Blick vielleicht etwas ungleichen Paares wurde ebenfalls öffentlich gelebt und war jahrelang frei von Auseinandersetzungen nach außen. Die nunmehrige Tat können wir mit der Person unseres Mitarbeiters jetzt einfach nicht in Einklang bringen“, äußerte Dorfchef Hanser.
Schon heute werde er ein Gespräch mit den übrigen Gemeindemitarbeitern suchen, da der Verstorbene auch persönlich eng in das Gemeindeamt eingebunden war. Vor Monaten, nachdem die gemeinsame Beziehung von der Lehrerin beendet worden war, sei der Mitarbeiter auf Kur gegangen und von dieser etwas geknickt zurückgekommen. Da man um die privaten Verhältnisse wusste, hatte man dem etwas „gedämpften Gemütszustand“ aber keinerlei Bedeutung zugemessen. „Niemals zuvor war der Mann auch aggressiv geworden“, schloss Hanser.
Tiroler Tageszeitung, Printausgabe vom Mo, 17.12.2012