Ein Abriss weckt Erinnerungen
Das Gasthaus Grünegg gibt es nicht mehr. Es wurde vollständig abgerissen. Ein Haus, das nicht nur die Geschichte einer Familie schrieb, sondern auch ein gutes Stück Dorfgeschichte, ist endgültig Geschichte.
Im Oktober 1972 eröffneten Hans und Lotte Hauser den Gastbetrieb. Bald wurde das Lokal in Mils und Umgebung bekannt und gut besucht, was nicht zuletzt an Lotte lag, die durch ihren Humor und ihr offenes und unkompliziertes Wesen zur beliebten Wirtin wurde; ein Zubau musste die häufige Platznot lindern. Vereine des Ortes oder auch von auswärts (z.B. mehrmals die Fußballer des FC Wacker) frequentierten das Gasthaus und eine beachtliche Zahl von Stammgästen fand sich immer wieder ein. Ja, ein Teil einer ganzen Generation (der heute über 60jährigen) erhob das Grünegg zur zweiten Heimstätte und verbrachte dort einen Großteil des Tages (und der Nacht). Den aufkommenden Hunger stillte man mit köstlich garniertem Appetitbrot bzw. Schweizer Wurstsalat, oder aß sich der (beharrlichen) Speisekarte nach oben bis zum saftigen Steak. Es wurde gelacht und geweint, gesungen und getanzt, geliebt und gehasst, geschrien und geschwiegen, angegeben und bloßgestellt, beleidigt und verziehen, geraucht und gehustet, getrunken und gesoffen, provoziert und geschlichtet, gewonnen und verloren – wie in jedem Gasthaus eben, wie wohl im Leben überhaupt. Legendär auch die Hausbälle, stimmungsvoll und ausgelassen.
Wenn der Hans mit weißer Schürze den Gastraum betrat, würdevoll um sich blickte, dann war er ganz Wirt und pries seine frisch zubereiteten Kreationen an, bevorzugt Beuschel, Stierhoden, Beef Tartar oder Brennsuppe. Wenn er aber die Schürze ablegte, seiner Watter-Leidenschaft oder einer launischen Stimmungen erlag, konnte er sich schon vom Idealbild eines Wirtes ein Stück weit entfernen. Dann kochte sein Gehilfe Mustafa, der auch einen exzellenten Schweinsbraten zubereiten konnte, obwohl er nie einen gekostet hatte. Nach der Scheidung der Wirtsleute 1988 wurde es ruhiger, der Gesundheitszustand des Wirtes verschlechterte sich. So wurde die Gaststätte verpachtet (an Barbara Schreiner 1998 – 2005 und Hr. Steinegger 2005 – 2006/07).
In den folgenden Jahren war das Gasthaus geschlossen, 2011 adaptierte Sohn Philipp die Küche für sein Catering-Unternehmen. Nach dem Tod des Hans Hauser 2011 wurde im Zuge der Erbschaft die Liegenschaft zwischen den Söhnen Patrick und Philipp aufgeteilt. Philipp wird ein neues Wohnhaus für seine Familie errichten, wobei auch ein kleines Café und Bistro eingeplant ist, das ca. 20 Sitzplätze aufweisen soll.