Abschrift:
„Juni 1925
Dieser Boden wurde am 17. Juni 1925 gelegt.
Zu dieser Zeit waren in diesem Haus beisammen:
Alois Oberthanner – Besitzer dieses Hauses, seine Gattin Karoline Oberthanner, sowie deren Kinder: Aloisia (damals 18 Jahre), Alfred (14), Hedwig (15), Hans (12) Franz (5), Robert (4), Maria (2) und Hildegard (4 Mon.).
Auch zwei Knechte, Johann Scheiber und Walter Tutter, sowie ein Salzbergarbeiter und Bruder der Karoline, Max Unterberger. Gelegt wurde der Boden vom Tischler Michael Strickner in Mils.
Dieses Geld stammt vom Kriege 1914–1918. Im Jahre 1925 herrschte große Trockenheit. Die Gerste war im Juni schon 30 cm hoch, hatte schon Ähren. Der Hafer war noch nicht einmal Spann hoch, die Kartoffeln blühten schon im Mai. Die Lebensmittel waren alle sehr teuer. 1 kg Butter kostete 60.000 Kronen oder 6 Schilling, 1 l Milch 4 – 5.000 Kronen, 1 kg Fleisch 30.000 Kronen, eine Kuh 5 – 10 Mio. Kronen.
Jänner 1961
Am 12. Jänner 1961 wurde der alte Zimmerboden herausgerissen und wieder ein neuer gelegt. Dabei kamen wir zu einem Schriftstück, welches wir alle mit großer Neugier lasen. Der alte Boden wurde im Jahr 1925 neu gelegt. Inzwischen hat sich manches geändert.
Seit dem Ableben unseres Vaters ist ein Sohn Namens Franz in Bourges, Frankreich, welcher als Pilot eingesetzt wurde, bei einem Luftkampf abgeschossen.
Es war dies der 27. Jänner 1944, welcher uns diese Nachricht, diese traurige Meldung überbrachte. Auch Hans, der zweite Bruder hat im Weltkrieg 1941 in Russland den Arm verloren. Er machte dann eine Umschulung in München und wurde dann als Bahnbeamter verwendet. Er hat sich inzwischen ein Haus gebaut. Die Hedwig als Älteste hat im Jahre 1935 geheiratet und wohnt mit ihrer Familie bei ihm im Haus. Alfred ist Schlosser und arbeitet bei Hans Felder in Absam. Er wohnt zu Hause. Die Luise ist als Küchenhilfe im Haller Krankenhaus beschäftigt. Die Elfriede als Jüngste wurde im Juli 1929 geboren. Am 20. Mai 1959 heiratete sie nach St. Ulrich am Pillersee. Er hat eine kleine Landwirtschaft sowie Fremdenzimmer.
Im Mai hat sie ein Kind bekommen mit Namen Robert. Der Robert und die Agnes haben im Mai 1953 geheiratet.
In drei Wochen erwarten sie ihr erstes Kind. Die Maria ist im Sanatorium an der Kettenbrücke Innsbruck als Stockmädchen beschäftigt. Die Hilda ist zuhause und führt mit uns zusammen die Hauswirtschaft.
Der Müller hat wenig Geschäft. Die Turbinenrohre sind die meisten kaputt und im Winter ist es oft einige Tage abgefroren.
Es ist jetzt ein großer Lebensstandard wahrzunehmen. Früher konnte man sich nur im Jahr höchstens viermal Fleisch essen erlauben und zwar an den höchsten Feiertagen. Jetzt geht es wieder besser, aber wie lange dies noch anhält, weiß man nicht. Wir haben auch ein Auto gekauft. Ich wollte davon zwar nicht viel wissen, schon wegen der Unglücke, welche man alle Tage in der Zeitung liest.
Die Bauern werden alle Tage weniger. Die Jungen wollen von einer Bauernarbeit nichts mehr wissen und die alten können es nicht mehr machen. Sie verkaufen meist alle den Grund und die Jungen gehen in die Fabrik. Sie verdienen halt viel mehr, aber die Zufriedenheit wird immer weniger. Es ist halt alles viel teurer und moderner. Ein kleines Brot kostet S 4,20 die Eier pro Stück S 1,30, 1 kg Fleisch S 30–32. Eine gute Kuh kostet 8 – 10.000 Schilling. Es werden viel landwirtschaftliche Maschinen gekauft und dies nur, weil sie alle zu wenig Leute haben zum Arbeiten. Nun lege ich den alten Zettel bei, damit man sieht, wie sich alles verändert hat. Nun folgen Unterschriften, welche Personen hier beisammen waren:
Lina Oberthanner (Mutter), Alfred Oberthanner, Robert Oberthanner, Agnes Oberthanner, Hilde Oberthanner
Mils, 21. Jänner 1961“
Jänner 2011
Nach genau 50 Jahren wurden die Böden heraus gerissen und alles wird erneuert durch unseren Schwiegersohn Robert Hauser.
Mils, am 21.01.2011