VEREINSHAUS MILS
Am Sonntag, den 2. Juli 1933 wurde das neuerrichtete Milser Vereinshaus eingeweiht. Nachfolgend bringen wir einen Artikel des Haller Lokalanzeigers, Nummer 27, vom 8. Juli 1933, der uns freundlicherweise von Herrn Ernst Euler zur Verfügung gestellt wurde.
Mils.
Weihe des katholischen Vereinsheimes in Mils. Letzten Sonntag wurde in Mils ein Haus geweiht und dem Gebrauche übergeben, das den Abschluß einer Summe von Plänen, Sorgen und Arbeiten bildet: ein Arbeiterheim, ein Vereinsheim. Wenn man von Hall nach Mils geht, erblickt man links von weitem schon ein ziemlich großes Haus mit rotem Ziegeldach. Der Einlaß hat Kassen- und Garderobenräume, dann gelangt man in einen überraschend großen und schönen quadratischen Saal. In weißen Wänden große Fensterflächen, an den Decken 2 moderne Lichtträger aus Holz mit großen Kugellampen, den Saal feenhaft beleuchtend. Ein moderner Bühnenraum ist am Kopfe des Saales eingebaut. Fürwahr ein moderner und allen Ansprüchen genügender Saal für Theater- und andere Veranstaltungen. Das Haus weist aber außer dem Saal auch Zimmer zu alltäglichem Aufenthalte der Vereinsmitglieder auf, alles sehr hübsch, beinahe nobel eingerichtet. Ein geräumiger Keller gibt Möglichkeit zur Aufbewahrung von Gegenständen. Es ist für alles vorgesorgt. Mit diesem Gebäude haben die christlichen Arbeiter und die anderen christlichen Vereine ein behagliches, einladendes Heim bekommen, für das sie dem Schöpfer und Vollbringer geistl. Rat Präses Sieberer wohl sehr zu Dank verpflichtet sind. Die Weihe des Hauses nahm um halb 3 Uhr nachmittags der Ortspfarrer von Mils vor, worauf der feierliche Einmarsch des Arbeitervereins erfolgte. Fanfarenklänge erfüllten en Saal, worauf der Präses in kurzer Rede alle Anwesenden begrüßte und den Sinn des Festtages erklärte. Sodann hielt anstatt des verhinderten RR. Kolb der Prof. Schir aus Innsbruck die Festrede. Worin er u.a. auf die Schlagworte der neuenPartei hinwies, die das Christentum zu schützen vorgebe. „Positives Christentum,“ sagte er, „macht man nicht, indem man Priester einsperrt und in Konzentrationslager schickt, indem man Christliche Vereine auflöst. Man sage nicht, „sie verfolgen nur Geistliche, die politisieren. Wir wissen, man möchte verbieten, daß der Geistliche für das verfolgte Volk den Mund aufmacht. Man sagt, wir seien schlechte Deutsche, weil wir übernational denken. Der Katholizismus umfaßt eben alle Menschen der Erde. Manche sagen, wir seien schlechte Deutsche, weil wir unsere Befehle von „jenseits der Alpen“ nehmen, weil wir horchen auf den heiligen Vater. Wer aber sind die besten Staatsbürger? Die Katholiken! Unser Glaube schreibt Gesetze vor, die dem Staate dienen. Ein guter Katholik ist gleichzeitig ein guter Deutscher, ein guter Staatsbürger. Er hat kein Interesse an der Hetze gegen den Staat, weil die Kirchengesetze zum Wohl der Menschen geschaffen sind.“ Der Redner schloß mit dem Rufe: „ Seien wir wachsam, sehen und hören wir, damit wir rechtzeitig handel können, dann wird der Feind nicht imstande sein, uns niederzuringen.“ Nach einigen kleineren Ansprachen kamen Mädchen- und Knabenreigen zur Vorführung, einstudiert und geleitet von Turnlehrer Löderle-Hall. Ein Sprechchor mit Treueschwur beschloß das Programm, worauf namens der Arbeiter Hans Volgger mit kräftigem Organ und gutem Stil allen, die am Werden dieses Hauses irgend ein Verdienst haben, ganz besonders aber dem Schöpfer der Idee und unermüdlichen Leiter und Förderer der ganzen Bauangelegenheit, Präses geistl. Rat Sieberer, aufrichtigen Dank sagte. Hierauf stärkten sich die Gäste im Freien bei den Klängen der Musikkapelle Mils, worauf noch ein gemütlicher Abschluß im Saale bei fröhlichen Liedern des Kirchenchores unter Leitung des Schulleiters Glatzl erfolgte. An den Bau- und Einrichtungsarbeiten waren beteiligt vor allen Maurermeister Bader, der unter manchen Schwierigkeiten die freiwillige Arbeit leitete, Architekt Torggler, der das Innere und die Bühne entwarf, Installateur Rathgeber, Spengler und Glaser Haslwanter, Spengler Anker, Zimmermeister Huber, Tischlerei Max Bliem, Schlosserei Graber, alle aus Hall; ferner machten sich verdient Strickner-Mils und Mayer-Mils, die Gemeinde Mils mit der Spende des Baugrundes und viele andere.
Das Vereinshaus wurde mehrmals umgebaut, zuletzt in den späten 1990er Jahren. Bürgermeisterin Maria Unterberger lud am 11.Jänner 1997 zur Wiedereröfnnungsfeier. Die kirchliche Weihe nahm Pf. Cons. Andreas Hoppichler vor, die Moderation des Festaktes Erhard Berger vom ORF und die musikalische Begleitung die Dixielanders Hall und ein Bläserensemble der Musikkapelle Mils.
Bau des Vereinshauses
Das Vereinshaus in den 1950er Jahren. Pepi Waldner und Erwin Bucher, die mit ihren Familien auch im Vereinshaus wohnten, fungierten in denfolgenden Jahrzehnten als Hausmeister.
Vereinshaus 1996 vor dem Umbau