Die Verbindung zwischen Aichat und dem Dorfzentrum oder zwischen Dreschtennenplatz und Kirche hieß früher „das Kirchgassl“. Es war wirklich nur ein schmales Gassl. Die wesentlich wichtigere Verbindung war die heutige Lorerstraße. Das ganze Gebiet war „der Pfarrwidumanger“ oder der „Widumanger“, erst später „der Kirchanger“. Zur Zeit des M.Theresianischen Katasters reichte der Kirchanger immer noch fast bis zur Lorerstraße.
Diese Straße war ehedem eine private Gasse, schmäler und kürzer als heute. Im Privatbesitz des jeweiligen Inhabers beim Zeisler-Tiefenthaler, reichte sie vom Kirchplatz bis zum Hölzl, heute Johann Stern, Kirchstraße Nr. 11. Warum sie mit der Grundgrenze des Hölzl aufhörte und nicht, wie man annehmen möchte, bis zum heutigen Dreschtennenplatz reichte, konnte nicht sicher abgeklärt werden.
Auf Thesen wollen wir in diesem Zusammenhang verzichten, zumal die Besitzverhältnisse des Dreschtennenplatzes selbst auch schwer in Zeitepochen aufzuteilen sind. Heute reicht die Kirchstraße jedenfalls bis zur Weißenbachbrücke und schließt somit den Nahterer-Hof das Landes-Gehörlosen-Institut sowie den Schießstand mit ein. Theoretisch endet sie sogar mit der Gemeindegrenze in der Brückenmitte.
Natürlich war ein so schmales Gassl – ein besserer Steig – das vom Aichat ins Dorfzentrum führte, untragbar. Von alters her wurden beide Gasthöfe sowie später die Läden beim Föger und beim Peer nur über die Lorerstraße beliefert.
Erst nach dem 2. Weltkrieg übergab Franz Tiefenthaler d. Ä., Wirt und Altbürgermeister, dieses Gassl der Gemeinde.
Dadurch wurde die Verbauung der Nordseite der Kirchstraße erst möglich. Das Siebererhaus, Gemeindeamt, Volksschule, Feuerwehrhalle usw., alle Bauwerber mußten den zum Ausbau der Straße erforderlichen Grund abtreten. Um eine Begradigung zu erreichen, mußte auch Johann Stern einen 1,8 m tiefen Streifen abtreten.
Die Neubauten auf der Südseite kamen erst später. Dass die Kirchstraße heute im Gegenverkehr zu befahren ist, Gemeindeamt, Feuerwehr, Schule zentral gelegen, verdanken wir in erster Linie der Weitsicht dreier Männer: Franz Tiefenthaler d. Ä., Bürgermeister Johann Lahartinger und Pfarrer Josef Klapeer, der den erforderlichen Grund zur Verfügung stellte.
Foto: Frühjahr 1988 (noch ohne Mauer beim Stern)
Quelle: H. Zimmermann, Kunterbuntes aus Mils