Die Franzosenkriege 1797 bis 1814 aus der Sicht des Milser Pfarrers Dr. Johannes Thomas Popp
Pfarrer Popp schrieb die Ergeignisse in die Milser Pfarrchronik teils in Deutsch und teils in Latein. Die lateinischen Passagen sind in der Folge kursiv ausgedruckt und stammen teiweise aus einer Übersetzung, die in mehreren Ausgaben des Unterinntaler Boten des Jahres 1915 erschienen sind. Weitere mit * gekennzeichnete Absätze konnten in der Pfarrchronik nicht gefunden werden, sind aber dem Unterinntaler Boten entnommen.
Der Krieg Anno 1797
1797: Tyrol wurde von allen Seiten von den Franzosen bedroht, ja es geschah auch leider, daß sie schon bis Brixen kamen. Die Stadt ergab sich, das kaiserliche Militär retirierte (zog sich zurück) bis nach Salzburg. General Baron von Kergen stund noch mit 2000 Mann in Sterzing, auch der junge tapfere General Laudon mit wenigen seiner Leute in Meran. Es wurde daher der allgemeine Landsturm gewagt, wobei alle Tyroler, junge und alte in Masse aufstanden. Am 27. März vormittags um 1/2 11 Uhr wurde hier in Mils Sturm geläutet (es geschah hier zuerst im ganzen Gericht Thaur), alles eilte Sterzing zu. Das Gericht Sterzing samt den obern Gerichtern mußten über das Penzer Joch nach Vahrn vordringen. Das Landgericht Sonneburg wurde nach Spinges beordert. General Laudon rückte mit den Vintschgern und den umliegenden Bauern nach Bozen und griff die Franzosen dort tapfer an und trieb sie mit großen Verlusten zum Land hinaus. Ebenso stritten auch jene zu Spinges und Vahrn tapfer gegen die Franzosen und warfen sie zum Lande hinaus. Zu Spinges wurden auch viele Bauern teils totgeschossen, teils verwundet, denn sie waren allzu hitzig. Auch zu Durnholz waren besonders die Milser und Baumkirchner in großer Gefahr. Von Mils waren dabei 98 Mann. Der Proviant wurde ihnen von der Gemeinde nachgeführt, doch von Mils und Baumkirchen, welche eine Kompanie ausmachten, kamen alle glücklich zurück. Ein Mann von Absam fiel zu Tod über einen Felsen.
1797 27. März kam die Nachricht, dass die Franzosen, welche schon in Brixen waren,sich der Stadt Sterzing näherten. Also wurden hier um ungefähr halb elf Uhr alle Glocken geläutet und das Zeichen gegeben, dass alle Bewaffneten sich versammeln, um gegen die Feinde vorzugehen. Das geschah auch in Baumkirchen, Volders, Wattens, Colsaß, Weer, Weerberg usw. Die Milser und Baumkirchner in einer Kompanie begaben sich noch am selben Tag nach Thaur, am nächsten Tag bis Matrei und dann nach Sterzing. Von dort aus gelangten sie nach ungeheuren Anstrengen über die Jöcher bis Penz, Durnholz, sodann bis in die Berge von Faren (Vahrn), woselbst sie die Franzosen angriffen und tapfer zurückschlugen. Schützenhauptmann war Josef Schindl von Baumkirchen , Oberleutnant war Karl Weinold Organist, Unterleutnant Nikolaus Jung, Sohn des Mesner Josef Jung aus Mils. Es waren zwei junge, gesunde, sehr tapfere und erfahrene Männer. Aber unter den Weiberleuten gab es einen Auflauf und Zugang, dass es nicht zum sagen ist. Viele eilten und vergruben Geld und Kostbarkeiten in die Erde, andere verließen die Häuser und eilten in die Berge hinauf und wieder andere erfüllten alles mit heftigen Weinen, Klagegeschrei und Lärmen.
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Friede von Campoformio
1797 17. Oktober. Endlich wurde zu Campoformio bei der Stadt Udine zwischen Kaiser Franz II. und der neu erstandenen Repubik Frankreich ein Friedensvertrag mit 25 Artikel geschlossen. … Seitens Österreichs waren die Grafen Ludwig von Cobenzel und Maximilian von Merfeldt, seitens der Schweiz Ignatius L.B von Degelmann vertreten, seitens Frankreich nur Bonaparte. In diesem Friedensvertrag kam Venetien an das Haus Österreich, die Lombardei ging verloren.
Einnahme Roms und Gefangennahme des Papstes
1798 Gegen Ende des Monats Hornung (=Februar) nahmen die Franzosen Rom in Besitz, obschon seine geistliche Heiligkeit Pius VI. denselben alles gab, was sie verlangten. In einer Unruhe wurde ein französischer General mit Namen Duschot ermordet. Darauf bezogen die Franzosen die Stadt Rom. Die französischen Generäle Berthier und Massena ließen den Papst nach Florenz bringen. Am 25. März kam Pius VI nach Siena und blieb eine Zeit lang bei den Augustinern, darauf reiste er nach Florenz und Ende März wurde er nach Besancon und später nach Grenoble gebracht.
Einquartierung von Soldaten
1798 den 8. April kamen Soldaten hier ins Quartier. Fußgänger vom (k.k.) Regiment Brechenville. Es war eben Ostersonntag, der Gottesdienst wurde um 7 Uhr gehalten und um 1/ 2 10 Uhr vormittags, langten sie hier an. Sie blieben bis zum letzten April, an welchem Tag sie nach Vorarlberg abmarschierten. Der Oberleutnant hieß Herr von Herbst, der Fähnrich Graf von Calandri, ein Niederländer. Hierauf folgten gleich wieder Soldaten vom Land-Regiment und blieben bis 29. Juli 1799.
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*General Bernadote
1798 den 13ten April nachts ereignete sich zu Wien folgendes: Bernadot, der französische Gesandte hielt Tafel. Nachts ließ er eine Fahne bei seiner Wohnung mit roter, blauer und grüner Farbe heraushängen. Die Wiener darüber in Wut geraten, schlugen in der Wohnung des Gesandten alle Fenster ein, rißen die Fahne herab, verbrannte selbe und ruften: Es lebe der Kaiser Franz! Die Patroullien setzten alles wieder in Ordnung, doch zween Tage hernach reiste der Gesandte von Wien hinweg. Man weiß nicht, aus welcher Veranlassung Bernadote dies getan habe. Diese Sache zog keine besondere Folge nach sich. Bernadote wurde – wieder in Frankreich – General.
Manöver auf der Milser Heide
1798 den 21. Juli machten abends hier auf dem Aichat nahe bei dem Weißenbach-Steg das Regiment zu Fuß Neugebauer die von General Macknen erfundenen Manöver. Es wurden Schanzen aufgemacht und verschiedene feindliche Attaquen vorgestellt. Auch war ein Escadron Dragoner anwesend. Zugegen waren S. königliche Hoheit die Erzherzogin Elisabeth, General Neugebauer, General Nobili und andere sehr viele Standespersonen von Innsbruck. Es wurden Feldgezelte aufgeschlagen. Auch türkische Musik war dabei. Es ging alles in schönster Ordnung. Das Ende war abends um 9 Uhr. Viele tausend Zuschauer fanden sich ein. Dieses Jahr war in allen Stücken ein gesegnetes, fruchtbares und gesundes Jahr, um Weihnachten wütete eine außerordentliche Kälte durch sechs Tage.
Ende des Ritterstaates Malta
1798 In diesem Jahr hat General Bonaparte am 12. Juni Malta eingenommen. Ordensmeister war Baron Hombetsch, ein Deutscher, der sich tapfer hielt, aber die französischen und spanischen Ritter nahmen die Franzosen mit Freuden auf und sagten, dass sie mit Türken aber nicht mit Franzosen kämpfen müssen. Darauf fuhren die Franzosen nach Alexandrien und nahmen diese Stadt ein, ebenso Kairo. Indessen kam der englische Admiral Nelson und zerstörte die französischen Schiffe bei Alexandrien. Auch kündigten die Türken den Franzosen den Krieg an.
Zwei Ausrückung ins Engadin
1799 den 1. März fingen die Franzosen wieder die Kriegsoperationen an, gingen über den Rhein bei Mannheim und bei Sarganz, bemächtigten sich des Graubündner Landes und rückten nach Tyrol durch das Engadin. Am 19. März mussten die Schützen wieder ausrücken. Mils mußte 8 Mann und 5 ledige Salzbergarbeiter stellen, die nach dem Los gewählt wurden. Diesmal traf es Peter Schmiedlechner, Johann Plank, Nikolaus Wölfle, Josef Hoppichler, Grienegger, der obere Tschugg, Judas Thaddäus Obacher und Thomas Schmidlechner; ledige Salzberger waren Kaspar Keßler, Jakob Tschugg, Martin Mayr und Lorenz Mayr. Am 26. März wurde an allen Orten Sturm geschlagen und die Mannschaften mussten ausrücken. Am 25. März brachen die Franzosen bei Martinsbruck ein, plünderten Nauders rein aus, kamen über S. Maria in den Vintschgau, verbrannten Glurns, Mals und Schluderns. Sie trieben schrecklichen Mutwillen. Der Pfarrer von Schluderns und der Benefiziat in Glurns wurden erschossen. Endlich am 31. März wurden die Franzosen wieder mit starkem Verlust aus Tyrol hinausgejagt. Die Mannschaft des Landsturmes zog wieder nach Hause. Die Schützen aber mussten bei Matrinsbruck bleiben (erat audire miseriam). Man schickte diesen Unglücklichen von allen Gerichten Nahrung, Brot, Mehl, Fleisch etc.
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1799 machten unsere Kriegsvölker sehr glücklichen Waffenfortgang, besonders im Welschland, denn Mailand, Alessandria, Turin, Dortona, Mantua und mehrere Festungen wurden erobert. Die Generale Melas, Krag und der russische General Suwarow wurden sehr gerühmt. In der Schweiz drang man bis Zürich vor, wo Erzherzog Karl stand. Man befürchtete, daß die Franzosen die Festung Philippsburg erobern wollten, daher zog Erzherzog Karl an den Rhein hinab, General Hotze, ein Schweizer, blieb noch mit einem ansehnlichen Korps bei Zürich, auch stießen die Russen von Welschland zu ihm. Am 25. September wurde der tapfere General Hotze bei dem Recognoszieren von den Franzosen erschossen. Die Franzosen griffen darauf an und jagten die Russen bis Konstanz und Feldkirch, sodaß sie wieder die ganze Schweiz eroberten. Dabei näherten sie sich wieder Tyrol. Deshalb mußten am 24. Oktober wieder eine Kompanie Schützen von Hall und dem Gericht Thaur ausziehen. Mils mußte 5 Mann stellen, die Gemeinde gab zudem 25 fl Zulage und warb freie an. Sie hielten sich die ganze Zeit im Engadin auf, hatten aber ruhige Tage. Bei Marengo gewannen die Franzosen wieder ganz Welschland.
Tod des Papstes
1799 den 19. August starb seine Heiligkeit Pius VI, nachdem derselbe in so vielen Drangsalen über 24 Jahre die Kirche Gottes regiert hatte. Er starb zu Valence in Frankreich, wohin derselbe von den Franzosen geführt worden. Der entseelte Leichnam wurde in dem Keller jenes Hauses begraben, in dem S. päpstliche Heiligkeit gestorben. Zu Innsbruck, Hall, Thaur, Absam, Mils wurde am 26., 27. und 28. Jänner 1800 jeden Tag eine ganze Stunde lang Schidung geläutet mit allen Glocken, darauf mit Vigil und Seelenamt der Gottesdienst abgehalten.
Ausrückung nach Feldkirch
1800 den 20. März rückte wieder eine Kompanie Schützen aus dem Gericht Thaur und Rettenberg gegen Feldkirch. Man warb die Schützen frei an und jedem wurden vom Gericht aus eine Zulage von 30 fl gegeben. Hauptmann war Herr Rutner, Schreiber zu Thaur.
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Österr. Militär auf der Milser Heide
1800 24. Juli kam Militär in das untere und obere Aichat und schlugen Lager: Die Reserve-Artillerie, das Dragoner-Regiment Wenzl-Colloredo, das Dragoner-Regiment Modena, drei Escadron Anpach-Curassier, die Infanterie-Regimenter Kauniz, Bender und Kaiser. Alle Zäune wurden verbrannt, obschon man ihnen Holz vom Salzamt in Hall zuführte. Die Felder wurden schrecklich verwüstet. Sie blieben bis zum 10. September 1800.
Ausrückung nach Scharnitz, Franzosen in Mils
1800 den 2. November rückte abermals eine Kompagnie Schützen vom Gericht Thaur in die Scharnitz, Hauptmann war Herr Döger Badmeister zu Gampas oder Hl. Kreuz. Am 2. Dezember fing der Krieg an, derselbe ging übel, nicht zwar in Tyrol, denn hier wurde der Angriff gemacht, aber bei Hohenlinden in Bayern, bei Vögelsbrück und Steier in Oberösterreich siegten die Franzosen. Am 25. Dezember wurde Waffenstillstand gemacht. Tyrol wurde vom Kaiser den Franzosen bis zum Frieden als Pfand übergeben und am 2. Jänner1801 kamen die Franzosen nach Mils, Hall und Absam und hielten Rasttag. Dem gemeinen Mann mußte man täglich geben ein Seidl Branntwein, eine Maß Bier, 2 Pfund weißes Brot, anderthalb Pfund gutes Fleisch, den Herren Offizieren mußte man geben, was sie wollten. Salzburg wurde ganz französisch wie Bayern.
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1801 den 10. Februar wurde zu Luneville endlich der so lange erwünschte Friede geschlossen. Die Franzosen, welche sich sehr gut aufführten, räumten am Ostermontag das Land Tyrol.
1801 den 25. Jänner um 1 Uhr früh war ein kleines Erdbeben, welches Gott sei Dank ohne Schaden abging.
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1804 wurde Napoleon Bonaparte, welcher bisher erster Konsul der Republik war, am 18. Mai zum Kaiser von Frankreich erklärt und zwar erblich auf sein Geschlecht. Er nahm die Würde auch an.
1804 am 16. September wurde S. Majestät Franz II. Röm. Kaiser als Franz I. Kaiser von Österreich mit großer Feierlichkeit ausgerufen.
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Neuerliche Ausrückung nach Scharnitz
1805 wurde der Krieg mit den Franzosen erneuert. Am 13. Oktober abends 6 Uhr wurde hier (in Mils) Sturm geschlagen. Die Franzosen waren zu Mittenwald in Bayern, die Mannschaft mußte nach Scharnitz abmarschieren, aber leider am 5. November kamen die Franzosen durch Scharnitz herein, denn der Landsturm wurde das zweite Mal nach Hause geschickt. Welches Elend und welcher Schaden hiedurch geschah, kann niemand begreifen und wird noch mein hochw. Nachfolger empfinden.
1808 mußten alle Stift- und Schuldbriefe von den Kirchen nach Schwaz überliefert werden dem Herrn Josef Kraft , geistlicher Administrator. Sein Haus brannte 1809 ab und dabei gingen auch die meisten Briefe zugrunde. Die Stiftsbriefe von Mils kamen zum Landgericht Hall.
Bayerische Truppen in Mils
1809 wurde das Dorf Mils schrecklich hergenommen von den bayerischen Truppen. Den 15. und 16. Mai wurde von ihnen Schwaz und Vomp abgebrannt. Sie kamen hierher, raubten, was sie konnten, auch mußte man ihnen zu essen und zu trinken geben, was sie verlangten. Der Pfarrwidum wurde zweimal ganz ausgeplündert. Die Fenster, Kästen, Öfen: alles zerschlagen. Den 25. Oktober wurde alles Heu und Korn weggenommen, alle Zäune verbrannt.
Gemeiner Mord durch Bayerische Soldaten
1809 den 29. Mai ist auf dem Milser Feld bei dem steinernen Kreuz am Kreuzbichl umgebracht worden die ehrsame und tugendreiche Jungfrau Anna Aichbergerin, 67 Jahre alt. Die Person war blödsinnig, ging um Besenreiser über die Volderer Brücke und wurde am Rückweg von bayerischen Soldaten auf eine grausame Art ermordet und nahe bei dem Kreuzbichl halbwegs in einem Acker begraben. Die bayerischen Soldaten sagten hernach, die besagte Person habe eine Spionin gemacht. (risum teneatis omnes: darüber können nur alle lachen) Sie ist aber ordentlich allhie begraben worden. Sie war fromm und tugendhaft.
Weiterer Mord durch Bayerische Soldaten
1809 den 20. Mai ist durch Unglück auf der Voldererbrücke erschossen worden der ehrgeachtete Josef Ölhafen, Bauersmann allhie und Salzbergarbeiter, 56 Jahre alt. Die Erschießung geschah von den bayerischen Fuhrwesen-Soldaten – tempore maledicto insurrectionis – . Er war geflissentlich erschossen mala sat describere non possum, quae nos in Mils hoc tempore perpessi sumus. Unmöglch kann ich all das Schlimme beschreiben, was wir zu der Zeit in Mils zu leiden hatten.
Dritter Mord durch Bayerische Soldaten
1809 den 1. September ist an einer Schußwunde nach empfangenen hl. Sakramenten gestorben der ehrsame und züchtige Junggesell Kaspar Trindl, Pfannhausarbeiter. Er wurde am 15. August , als die Bayern retirierten (sich zurückzogen) beim Dorfe Weer durch die Lunge geschossen, wurde nach Mils getragen, konnte aber ungeachtet allen Fleißes nicht mehr kuriert werden. Er hatte dabei einen ganz besonderen Husten: requiescat in pace.
Berg Isel Schlachten
1809 den 11. April ist der Aufstand gegen die Bayern in Tyrol entstanden. Den 14. April wurden alle bayerischen Soldaten entwaffnet, die Kavallerie der Pferde beraubt und sämmtliche aus Tyrol hinausgejagt. Das Haupttreffen war am Berg Isel und auf den Wiltener Feldern. Man läutete öfter an allen Orten Sturm. Dieser wichtige Actus ging sehr glücklich vonstatten.
1809 im May kamen die Bayern zurück, zündeten leider mehrere Örter an. Den 15. May wurde Schwaz und Vomp abgebrannt. Der Hauptanfüher der bayerischen Armee war General Wrede, von französischer Seite Lefebre, Herzog von Danzig. Sie zogen bis hinter Sterzing, wurden aber von den Bauern schrecklich empfangen und gezwungen mit starkem Verlust wieder abzuziehen. Aber Mils war mit Schrecken erfüllt.
1809 den 1. Juli kamen sie wieder verstärkt zurück, verloren aber besonders am Berg Isel sehr viel Volk. Den 15. August mußten sie wieder mit Schande und Spott in der Nacht abziehen. Man verfolgte sie auf allen Seiten. Hierher kamen sie in der Frühe um 4 Uhr, alles lief nach. Hier aber wurde man bei ihrem ersten und zweiten Einfall schreckbar hergenommen.
Bayern wüten in Mils
1809 im Oktober kamen wie wider zurück. Von Kärnten über Pustertal kamen zugleich die Franzosen. Die Bayern brannten sehr viele Häuser um Innsbruck und Wilten herum nieder. Die Franzosen taten dergleichen im Pustertal. Hier in Mils wurde alles ausgeraubt und zerschlagen. Im Pfarrwidum wurden die Öfen und Fenster zerschlagen. Alles Heu, Grumet, Getreide, Stroh, Küchengeschirr hinweg genommen, die Kästen zerschlagen. Kurz gar alles wurde zugrunde gerichtet, denn 12 Tage lang hatten die Bayern zwei Lager. Kurz es war schreckbar, was man in Mils leiden mußte, sogar alle Bienen wurden umgebracht. Bei allen diesen drei Einfällen der Bayern liefen die meisten Leute von Mils dem Walde zu und blieben und kochten dort unter aufgemachten Taxhütten. Es war traurig. Es ist sogar eine Frau mit Namen Elisabeth Judin verehelichte Kranauerin in der Voglhütte im sogenannten Mayrwald in die Kindbette gekommen. Ich habe auch das Kind in besagter Voglhütte getauft. Es heißt Johann Nepomuk Kranauer. Dem Pfarrer wurde alles Heu, Grumet, Haber, Gerste, Weizen, Roggen und Türken mit Gewalt hinweg genommen.
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*Kriegskomet
1811 erschien ein Komet. Man sah ihn in hiesiger Gegend das erste Mal den 25. May im großen Bären. Man sah ihn immer die Lage verändern. Den 28. August war er im Gestirn des kleinen Löwen, man sah ihn sehr schön mit freiem Auge. Sein überaus langer Schweif war allzeit wider die Sonne gerichtet. Man behauptete, es sei der Komet, welcher 1301 gesehen wurde. Ja man behauptete, er dürfte anno 2321 wieder erscheinen. Im November erschien er abends um 6 Uhr nahe an der Milchstraße. Sein Kreislauf war eine Ellypse, deren große Axe 127,6, die kleine 22,8 betrug.
Militärdurchzug
1812 zogen bei 10.000 Mann Franzosen durch Tyrol, sowohl Reiter, Fußgänger und Kanoniere. Man mußte alle umsonst verpflegen. Sie kamen von Welschland. Der Durchzug geschah im Monat März. *In diesem Jahr führte Napoleon Krieg mit Rußland.
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Der Milser Johann Aichberger fällt bei der Schlacht bei Hanau
1813 den 20. Oktober wurde in der Schlacht bei Hanau durch eine feindliche Musketenkugel tötlich verwundet der ehrsame und züchtige Junggesell und wirklicher Korporal bei den königl. bayerischen Regiment zu Fuß Herzog Wilhelm Johann Aichberger im Bunde der Ehe erzeugter Sohn des ehrgeachteten Johann Aichberger, Bauersmann und Salzbergarbeiter allhie und seiner Ehewirtin Ursula Fankhauserin. Er war überaus schön gewachsener und gestalteter Jüngling von trefflicher Aufführung. Bevor er durch das Los zum Soldaten gewählt wurde, war er Salzbergarbeiter. Im Soldatenstand zeigte er sich überaus geschickt. Er hatte die lobenwürdigste Aufführung , war von allen Offizieren überaus geliebt und hochgeschätzt. Deswegen wurde er auch gar bald Korporal. Ja er würde sei Glück weiter gemacht haben, wenn ihm der allmächtige Gott sein Leben verlängert hätte. Er starb den Ehrentod der Helden als ein Opfer für sein Vaterland. Den 20. November wurden für ihn allhier die Toten-Gottesdienste mit allgemeiner höchster Bedauerung gehalten. In seinem Knabenalter war er hier durch 6 volle Jahre Ministrant und zeigte schon da besondere Geschicklichkeit. Nunc requiescat in sanctu pace pulcherissimus in facie Dei.
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*Heldentod im Freiheitskrieg
Laut dem Bericht vom 28ten Februar 1814 starb zu Basel im Spital nach erhaltener Schußverletzung aus der Vestung Groß Hünigen der ehrsame und züchtige Junggesell und königlich bayerische Soldat Josef Weinold, Sohn des Franz Weinold. Er starb den 1ten Februar 1814. Es kam das Nervenfieber dazu, da er wegen der Wunde bereits geheilt war.
*Sturz und Verbannung Napoleons
1814 den 31ten März wurde eigentlich Paris den Alliierten Mächten übergeben und ist der Tyrann Bonaparte (ehemals Kaiser in Frankreich unter dem Namen Napoleon der Große), durch welchen ganz Teuschland verheert war, vom Thron herab gestürzet worden. Er wurde nach der kleinen Insel Elba von den Engländern geführet.
Der Papst wieder in Rom
1814 Am 24. Mai ungefähr um 3 Uhr hat der hl. Vater Pius VII. wiederum unter tausendfältigem Jubel und beschreiblicher Freude des ganzen christlichen Erdkreises die Stadt Rom betreten. Vier volle Jahre wurde er vom gottlosen Tyrann Napoleon Bonaparte, dem Usurpator Frankreichs auf der Burg Fontenbleau gefangen gehalten. Napoleon hatte – es ist ein Frevel, dies zu sagen – den hl. Vater Pius VII. bei seinen ehrwürdigen Haaren ruchlos niedergerissen und zu Boden geschlagen. Jedoch dies alles und noch andere Beleidigungen ertrug derselbe mit unbesiegbarer Festigkeit und unerschütterlicher Geduld als ein würdiger Stellvertreter Christi. Allgemein wurde anerkannt, dass dessen Befreiung vom Gefängnis das Werk der einzigen und wunderbaren göttlichen Vorsehung sei.
Tirol wieder frei
1814 am 26. Juli wurden in allen Kirchen Dankgottesdienste mit unbeschreiblicher Feierlichkeit und ungemein großem Zulauf der Bevölkerung gehalten, weil Tirol vom unerträglichem Bayerischen Joche befreit und dem durchlauchtigstem Hause Österreich zurückgegeben worden war. Am Abend sah man besonders in den Städten Innsbruck und Hall großartig prachtvolle Feuerwerke. Ja der ganze Berg Isel bei Innsbruck, wo früher eben die Bayerischen Soldaten besiegt wurden, schien zu brennen. Jedes Haus wurde mit vielen Kerzenlichtern beleuchtet wegen der allgemeinen Freude. Fast überall hat man Dankprozessionen abgehalten.
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1815 Seelenzahl in Mils: 531, männliche: 251, weibliche: 280.
Bearbeitung: Dr. Krüpl