Grün, Rot und zwei Bürgerlisten machen gemeinsame Sache, um den Reststimmenverlust zu minimieren und die „Absolute“ der VP zu brechen.
Mils b. H. –Sechs Listen und sechs Bürgermeisterkandidaten: Das wäre für eine 4300-Einwohner-Gemeinde wie Mils an sich schon ungewöhnlich genug. Tirolweit einmalig dürfte aber sein, dass vier dieser Listen – zwei bürgerliche, eine grüne und eine rote – bei den Gemeinderatswahlen am 28. Februar über ideologische Grenzen hinweg ihre Wahlvorschläge koppeln werden. Gemeindevorstand Christian Pittl (Lebenswertes Mils), GR Josef Leitner (Treffpunkt Mils – Die Grünen), GR Wolfgang Maurer (SPÖ und Parteifreie) und Andreas Unterberger, Sohn der ehemaligen Milser Bürgermeisterin Maria Unterberger, der die neue Liste „Aktives Direktes Mils“ ins Rennen führt, teilen dabei ein erklärtes Ziel: Sie wollen die absolute Mehrheit der VP-Liste „Gemeinsam für Mils“ von Bürgermeister Peter Hanser brechen.
Mit der ungewöhnlichen Listenkopplung wolle man „wahlarithmetische Verzerrungen“ verhindern: „Je mehr wahlwerbende Gruppen ohne Koppelung zur Wahl antreten, desto mehr Reststimmen fallen unberücksichtigt unter den Tisch und das Wahlergebnis entspricht schlussendlich nicht mehr dem Wählerwillen“, erklären die vier Spitzenkandidaten in einer gemeinsamen Aussendung. Der Bürgermeisterliste werfen sie „bürgerfeindliches Regieren vor“ – von der „unnötigen und landschaftszerstörerischen Verlegung der Gnadenwalder Straße“ über das – per Bürgerbefragung abgelehnte – „Mobilitätskonzept“ mit der Spange Hall-Ost bis hin zum neuen Buskonzept, das die vier Listen ebenfalls scharf kritisieren. Und nachdem BM Peter Hanser verfügt hatte, dass die fraktionellen Beiträge im monatlichen Milser Dorfblatt während des Wahlkampfs ausgesetzt werden sollen (die TT berichtete), haben die vier Listen im Jänner und Februar sogar auf eigene Faust ein „unzensuriertes Dorfblatt“ herausgegeben und verteilt.
BM Peter Hanser findet den Zusammenschluss „legitim“, aber „sehr überraschend“ und ortet eine „Panikreaktion“. Aus seiner Sicht würden die vier Listen durch die Koppelung „quer über die Ideologien“ auch „etwas von ihrer Grundhaltung aufgeben“: Schließlich wisse der Wähler jetzt nicht, „ob seine Stimme, wenn er zum Beispiel Grün wählt, ausschlaggebend für ein rotes Restmandat ist“.
Hanser – der mit einer Stichwahl rechnet – verortet die Angriffe „mehr auf einer emotionalen Ebene“, die „sachlichen Vorwürfe“ würden sich „in engen Grenzen halten“. Die Verlegung der Gnadenwalder Straße etwa sei ein Projekt des Landes, die dafür beanspruchten Gemeindeflächen bekomme man an anderer Stelle zurück. Zudem sei sie nötig: „Auch heuer hingen die Autos bei Schneefall wieder in der steilen Kurve.“ In Sachen Buskonzept gebe es am heutigen Freitag das nächste Gespräch mit dem Verkehrsverbund Tirol, die „Nachschärfungen und Nachbesserungen“ würden in den nächsten Wochen kommuniziert. Bis „spätestens Mitte des Jahres“ werde damit eine „endgültige Verkehrslösung“ im Busbereich vorliegen.
FPÖ-Gemeinderat NR Peter Wurm sieht die „Blockbildung“ in Mils als „Zeichen der Polarisierung“, das Dorf sei „extrem gespalten, man geht nach den Sitzungen nicht einmal mehr gemeinsam auf ein Bier“. Eine Zusammenarbeit zwischen den Blöcken nach der Wahl sei für ihn daher „derzeit schwer vorstellbar“, so Wurm, der seine Liste hier als „Alternative“ ansieht.
Die vier gekoppelten Listen richten sich jedoch auch gegen eine etwaige schwarz-blaue Mehrheit: „Denn dann geht es gleich weiter wie bisher“, meint Christian Pittl, der auch betont, „dass die vier Listen moralisch übereinstimmen – aber jeder zieht seine eigene Linie durch“.
Quelle: TT 1902_2016