Am Sonntag, den 17.6.1962, wurde ein alter ehrenwerter Bauer, der sich als Bürgermeister seinerzeit große Verdienste um sein Heimatdorf erworben hatte, zu Grabe getragen. Es war dies der 88- jährige Ehrenbürger Johann Lahartinger sen., der Vater des vor kurzem zurückgetretenen Bürgermeisters gleichen Namens.
An der Trauerfeier beteiligte sich fast die ganze Bevölkerung von Mils sowie alle örtlichen Formationen und Vereine, vor allem die Musik, die Schützen und die Feuerwehr. Aber auch von auswärts waren Fahnenabordnungen der Schützen und Trauergäste gekommen. Es verdient erwähnt zu werden, dass der rüstige Mann noch im Vorjahr am Schützenfestzug beim Münchner Oktoberfest teilgenommen hatte und einige Stunden Marsch stramm durchgehalten hatte.
Am offenen Grab würdigten BM. Vogelsberger und Schützenhauptmann Hirschhuber die Verdienste des Verstorbenen. Eine Ehrensalve und das „Lied vom guten Kameraden“ waren der würdige Abschied von einem Tiroler Landmann, der wahrlich vom echten Schrot und Korn gewesen war. Ihm war niemand feind und alle werden seiner stets in Ehren gedenken.
Ehrenbürger Lahartinger zum Gedenken
Wie berichtet, wurde am 17. Juni 1962 der um seinen Heimatort viel verdiente Ehrenbürger und Altbürgermeister Johann Lahartinger sen. beerdigt. Würdige Worte des ehrenden Gedenkens fand BM. Vogelsberger bei der Rede am offenen Grab. Er sagte unter anderem:
Johann Lahartinger sen. kam als Bauernsohn am 24. Februar 1875 zur Welt; sein Vater war im blühenden Mannesalter ein paar Monate vor seiner Geburt gestorben. So wuchs unser Heimgegangener unter der Obhut seiner Mutter zu einem Mann heran, der bald mit kommunalen Aufgaben betraut wurde: Nach der Jahrhundertwende wurde ihm das Amt eines Gemeindekassiers übertragen und erst 29 Jahre alt, im Herbst 1904 wurde er in den Gemeinderat gewählt. Sieben Jahre später, mit 36 Jahren, wurde Johann Lahartinger sen., Bürgermeister der Gemeinde Mils. Er ging sofort daran, der Gemeinde eine neue Trinkwasserleitung zu erstellen; unsere heutige Trinkwasseranlage ist sein Werk. Obwohl ihm dieses Vorhaben viele Schwierigkeiten eingebracht haben mag, gab unser „Antholzer – Vater“ nicht auf; die Arbeiten wurden mit Unterstützung des Alois Posch, Besitzer beim Suitner, fortgesetzt und so konnte bei Ausbruch des Weltkrieges 1914 die neue Anlage in Betrieb genommen werden. Von 1915 bis 1918 war der Verstorbene als Kaiserjäger an der Südfront in Italien. Auch dort stellte er seinen Mann und wurde mir der bronzenen Tapferkeitsmedaille und dem Karl- Truppenkreuz ausgezeichnet. Vom Krieg heimgekehrt, übernahm er von 1919 bis 1922 wiederum das Amt des Bürgermeisters. In dieser Zeit galt es vor allem die Kriegsschäden zu beseitigen, doch konnte Lahartinger sich auch an der Vorbereitung zur Anschaffung neuer Trachten für Musik und Schützen maßgeblich beteiligen. 1925 bis 1928 wieder zum Bürgermeister gewählt, erstand unter seiner Anregung und Initiative die Gemeindedreschtenne. Eine segensreiche Einrichtung für die Landwirte, denn sie mussten zuvor ihr Getreide zu Hause mit der Hand oder auswärts dreschen lassen.
Nach 31- jähriger Tätigkeit im Gemeinderat – davon war der Verstorbene 9 Jahre Bürgermeister – schied er im Herbst 1935 aus dem Gemeinderat. Am 14. November 1936 wurde Lahartinger in Anbetracht seiner Verdienste für die Gemeinde Mils zum Ehrenbürger ernannt. Johann Lahartinger war auch ein ehrenwertes Mitglied der örtlichen Korporationen: Chorsänger, langjähriges Feuerwehr- und Schützenmitglied und Förderer uns Gönner der Musikkapelle. Der Verstorbene war nicht nur ein hervorragender Kommunalpolitiker, sondern auch ein begeisterter Bauer. Trotz der vielen Schwierigkeiten die unserem Altbürgermeister in seinem arbeitsreichen, ganz dem Gemeindewohl gewidmeten Leben begegnet sein mögen, waren ein guter Humor und eine frohe Laune stets seine treuen Begleiter. Orden und Ehrenzeichen, die dem Heimgegangenen verliehen wurden, waren ein Beweis seiner verdienstvollen Tätigkeit zum Wohl der Allgemeinheit. Alle, besonders aber die kleinen Leute, die vom Verstorbenen Rat oder Hilfe erbaten, fanden immer ein offenes Herz und eine helfende Hand. Mils wird dem Verstorbenen für seine vielfachen Leistungen, immer ein ehrendes Andenken bewahren.
Quelle: Haller Lokalanzeiger im Juni 1962, gefunden von Albert Hanel
Josef Waldner 26.7.2017