Die Passion „Stigma“ von Felix Mitterer, die bei ihrer Uraufführung noch für einen Skandal gesorgt hatte, wurde von der Volksbühne einstudiert und hätte im November 2020 (aus Anlass zum 45-jährigen Jubiläum) aufgeführt werden sollen – die Einschränkungen der Corona-Epidemie machten dies aber unmöglich. Erst im Juni 2021 wurde endlich Première gefeiert, nachdem sich das Ensemble erneut unter dem Regieduo Pepi Pittl und Helga Föger-Pittl voll motiviert versammelt hatte.
Die mutige Wahl dieses Stückes hatte zur Folge, dass hohe Ansprüche an Regie, Bühnenbild, Kostüme und an die Schauspieler gestellt wurden. Mit unglaublichem Engagement und großer Leidenschaft ging man das Vorhaben an – und gleichermaßen wurde es auch auf die Bühne gebracht.
Und doch sei es gestattet, neben all den Mosaiksteinen für eine großartige Aufführung eine Schauspielleistung hervorzuheben: Sabrina Engl als „Moid“, die zentrale Figur in Mitterers Exorzismus-Drama. „Die Moid muss man sich erst spielen trauen“, ordnete auch Pepi Pittl diese schwere emotionale Rolle ein. Die Moid ist eine Magd ohne jegliche Rechte, ohne Perspektive für die Zukunft und dennoch zeigt Sabrina Engl sie als starke Frau. Drei Dämonen beherrschen ihren Körper – die Gotteslästerung, die Aufruhr und die Geilheit. Sie lebt in tiefem Glauben und ist getragen von einem starken Gerechtigkeitssinn. Als die Ungerechtigkeit zu massiv wird, bricht es aus der stigmatisierten Frau heraus und sie prangert alle Mächtigen an. Sabrina spielt dabei virtuos auf der Klaviatur der Emotionen, bringt ihre ganze geistige und körperliche Kraft auf die Bühne.