Er war Klient des sozialen Zentrums St. Josef und den Milsern als „Kurti“ bestens bekannt. Seinen Lebenslauf schilderte Dr. Matthias Walter anlässlich seines Begräbnisses am 20.02.2015
Liebe Trauergemeinschaft!
Vergangenen Donnerstag um elf Uhr in der Nacht hat Gott unseren lieben Kurti zu sich gerufen. Die Nachricht vom Tode kam für uns alle völlig unerwartet. Wir alle wussten um seinen langsam schlechter werdenden Gesundheitszustand. Gleichzeitig erlebten wir Kurti bis zuletzt als einen Menschen mit einem ungebrochenen Lebenswillen, mit einer stets fröhlichen Art und einer unbändigen Freude und Lust, am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben. Über drei Jahr lang wurde er im Haus zum Guten Hirten liebevoll begleitet. Eine kurze akute Erkrankung führte zur Aufnahme ins Haller Krankenhaus, wo er noch am selben Tag verstarb. Kurti prägte mit seiner aufgeschlossenen und humorvollen Art über 60 Jahre das Leben nicht nur im Sozialen Zentrum St. Josef, sondern darüber hinaus in der gesamten Gemeinde Mils. Kurti wurde in Bregenz geboren und kam nach einem Aufenthalt in einem Waisenhaus bereits als zweieinhalb Jähriger Bub nach Mils. Nach dem Schulbesuch arbeitete er in der Werkstätte und half auf seiner Wohngruppe aktiv im Haushalt mit.
Kurti war ein Mensch mit einer ganz außerordentlichen Gabe: Wie kaum ein anderer verstand er es, ganz in der Gegenwart zu leben und sich an all dem zu freuen, was ihm der Tag gerade bot: Als Bewohner der Wohngruppe Achat engagierte er sich schon in der Früh beim Herrichten des Frühstückstisches. Wenn ein Mitbewohner seine Hilfe benötigte, so war Kurti zur Stelle. Am Vormittag folgte dann oft ein Rundgang in der Gemeinde mit einigen Erledigungen: Einzahlungen in der Raiffeisenbank, das Abholen von Medikamenten in der Apotheke und nicht zuletzt die Jause für die Mitarbeiterinnen im Dorfladen. Die ganz besonderen Momente des Tages waren für Kurti die vielen Begegnungen mit Menschen, die Kurti seit vielen Jahren kannten und mochten. Ein herzliches „Griaß Di“ und ein fragendes „wie geht’s da denn?“ war oft der Beginn einer netten Unterhaltung, in der Kurti erzählte, was heute am Programm stand.
Es gab in den vergangenen Jahrzehnten wohl kein Fest in Mils, an dem Kurti nicht teilgenommen hat. Da er ja im Dorf die besten Kontakte hatte, war er immer der Erste, der über alles Bescheid wusste. Wo die Musi dann spielte, da war unser Kurti live dabei. Einen besonderen Bezug hatte er zu Frau Martha Hanser, die sich über viele Jahre als Ehrenamtliche für Kurti engagierte. Wie freute sich Kurti, wenn Frau Hanser wieder einen tollen Ausflug mit ihm geplant hat, oder ihn bei einem Festl im Dorf begleitete!
Ein unvergesslicher Höhepunkt in seinem Leben, war die Feier seines 60. Geburtstages. Ein Jahr vor diesem besonderen Fest gab es keinen Tag, an dem Kurti uns Mitarbeiter nicht erinnerte, dass der Herr Bürgermeister von Mils persönlich ihm versprochen hatte, dass er zu diesem Anlass ein Zelt aufstellen wird. Der besagte Tag kam. Nicht nur das Zelt war bereit und der Herr Bürgermeister Peter Hanser — auch eine Abordnung der Feuerwehr kam mit und eine Bläsergruppe der Milser Dorfmusik rückte aus, um dem Jubilar ein Geburtstagsständchen darzubringen. Die Freude von Kurti war grenzenlos.
Ein wöchentliches Highlight war für Kurti das Ausrücken zur Feuerwehrprobe — selbstverständlich mit der schneidigen Uniform der Milser Feuerwehr. Mit Freudentränen berichtete er uns am Tag darauf von seinem Einsatz. Neben der Feuerwehr war die Milser Dorfmusik seine große Liebe. Auch hier durfte die besondere Tracht nie fehlen und wenn Kurti dann auch noch als Dirigent den Takt angeben durfte, dann war die Glückseligkeit vollkommen.
Stand im Sozialen Zentrum St. Josef wieder eine Feier an, so hörte man Kurti oft beim Kaffeeautomaten nach dem Heimleiter rufen; „Du Walter, darf i nächste Woche wieder a Rede halten?“. Begleitet von viel Aufregung und Freudentränen waren seine Reden immer pointiert und humorvoll.
Mit sehr gemischten Gefühlen verabschiedeten wir Kurti im Juni 2011 in das Haus zum Guten Hirten nach Hall. Zum einen sahen wir das Einzelzimmer in einem sehr gut geführten Alten- und Pflegeheim als große Chance für Kurti; Auf der anderen Seite regte sich unser Gewissen, wenn es um die Thematik der Entwurzelung von Kurtis Heimat in Mils ging. So waren für uns auch die Reaktionen von Dorfbewohnern nachvollziehbar, die z.T. mit Verwunderung oder Unverständnis auf den Umzug reagierten.
Erleichterung verschaffte uns die Nachricht, dass Kurti mit seiner offenen und liebevollen Art schon nach wenigen Tagen zum Mittelpunkt des Hauses in Hall wurde. Eine sehr gute Pflege und eine liebevolle Begleitung durch die Mitarbeiterinnen im Haus zum Guten Hirten führten dazu, dass es Kurti richtig gut ging. Bei jeder Feier war er mitten im Geschehen und es gab wohl kaum eine Sitzung, in welcher Kurti nicht die Eröffnungs- und Schlussrede hielt. Fand eine Feuerwehrübung der Haller Feuerwehr statt, so war Kurti auch da wieder voll dabei. Immer wieder zog es Kurti auch zu Veranstaltungen nach Mils, so dass der Kontakt zu den Mitarbeitern und Bewohnern des Sozialen Zentrum St. Josef auch nie abgerissen ist.
Heute sind wir zusammengekommen, um gemeinsam von unserem lieben Kurti Abschied zu nehmen. Lieber Kurti, wir sind sehr traurig über den Verlust eines so lieben Freundes und gleichzeitig dankbar für die vielen schönen und erheiternden Momente mit Dir, für Deine Lebensfreue, Dein Lachen, Deine Freudentränen und die vielen schönen Worte, die Du an uns gerichtet hast.