Der Volksschriftsteller Joseph Huber aus Mils bei Hall
Im Jahre 1797 erschien in München ein Buch „Isidor, Bauer zu Ried, eine Geschichte für das Landvolk, wie auch für unsere Bürger in Märkten und Städten, verfasst von Dr. Joseph Huber, Pfarrer in Au“.
Johann Jakob Staffier erwähnt in seiner Landesbeschreibung, 1. Band, Seite 594, dass der Verfasser dieses in Bayern viel verbreiteten Buches ein Tiroler war und aus Mils bei Hall stammte. Dieser Hinweis veranlasste mich vor Jahren, mich nach dem Werke zu erkundigen. Da es in keiner einzigen hiesigen Bücherei zu finden war, verschaffte ich mir durch ein Münchener Antiquariat eine gekürzte Jubiläurnsauflage aus dem Jahre 1897 und später noch die weit umfangreichere 5. Auflage aus dem Jahre 1832. Ich gewann die schlichte Erzählung so lieb, dass ich sie später sogar neu bearbeitete; sie konnte im Jahre 1916 im Verlage der Klagenfurter St. Josefs-Bücherbruderschaft in einer der Zeit entsprechenden Fassung erscheinen. Denn es gibt in einem Buche, das schon 1797 erschienen ist, immerhin ziemlich einige Stellen, die uns heute langweilig oder weniger passend scheinen. Abgesehen von den zahlreichen Abstrichen war es notwendig, veraltete Ausdrücke durch andere zu ersetzen, allzu langatmige Sätze zu zerteilen und die Gespräche in angenehmer lesbare Form zu bringen. Die Notwendigkeit, eine bestimmte Seitenzahl nicht zu übersteigen, zwang mich freilich zu manchen Eingriffen, die ich sonst niemals gewagt hätte. Das Exemplar der Erstauflage, das ich mir in der Münchner Staatsbibliothek zeigen ließ, besteht aus zwei stattlichen Bänden; so wurde ein sehr bescheidener Band daraus. Das Buch las sich jetzt leichter und sein innerer Wert kam klarer zur Geltung. Käme ich neuerlich in die Lage, diese seit Jahrzehnten vergriffene Ausgabe durch eine neue zu ersetzen, möchte ich manchen Schnitt rückgängig machen.
Josef Huber erzählt uns im „Isidor“ aus dem Leben einer deutschen Bauernfamilie. Er schildert einfache, unverdorbene Menschen voll Gottvertrauen und Gottesfurcht. Wir lesen vom Glück und vom Unglück. Sein Buch ist voll Hoffnung und Zuversicht. Es will den Leser aneifern, so zu sein, wie der Riedhofbauer und dessen Familienmitglieder.
Der Verfasser bekannte den Bauernstand, er kannte seine Arbeiten und Sorgen, er wusste die guten und schlechten Neigungen der Leute vom Lande. Er mag seine Personen von Handelsgeschäften, von der Viehzucht wie vom Obstbau reden lassen, überall gibt er guten Rat und gute Lehren, die man auch heute noch befolgen kann. Am treffendsten spricht er, wenn er von Behandlung der Kinder und Dienstboten reden lässt. Schon wegen dieser Kapitel verdient es der „Isidor „, in jedem christlichen Hause in Ehren gehalten zu werden.
Es hat mir wirklich leid getan, dass das prächtige Werk, eine der ältesten Dorfgeschichten in der Art von Pestalozzis „Lienhart und Gertrud“ im Heimatland des Verfassers gar nicht vorhanden war. Nicht minder tut es mir leid, dass auch über ihn selbst nichts bekannt war. Ich will also alles folgen lassen, was ich im Laufe der Zeit über ihn zusammenbringen konnte. Viel ist es ja nicht. Sein „Isidor Bauer zu Ried“ wird immer sein schönstes Denkmal bleiben! Wenigstens hoffe ich Klarheit über seine bisher so verschieden angegebenen Personaldaten zu bringen. Auch den Schreibnamen sollte man berichtigen (Hueber, nicht Huber!), doch wird sich die Schreibweise, die er selber angewendet hat, nicht ändern lassen.
H. Zimmermann