Gunsch Josef

Gunsch JosefMag sein, dass da jemand fragt: Josef….wer? Aber eine Vor­stel­lung in die­ser Rubrik setzt nicht vor­aus, im Mit­tel­punkt des öffent­li­chen Lebens zu ste­hen, es soll nur eine Per­son sein,  die sich durch ihre Beson­der­hei­ten und Eigen­ar­ten ein gewis­ses Maß an Ori­gi­na­li­tät und Ein­ma­lig­keit erwor­ben hat – wenn auch die Gren­zen flie­ßend sind, ist doch jeder Mensch an sich ein Original.

Josef Gunsch unter­schei­det sich schon durch sei­nen Lebens­lauf von sei­nen Mil­ser Mit­bür­gern: Er wur­de 1932 in Plan­eil im obe­ren Vinsch­gau in eine Welt hin­ein­ge­bo­ren, wo leben  noch über­le­ben bedeu­te­te, als ältes­ter Berg­bau­ern­sohn von ins­ge­samt neun Kin­dern, von denen – wie damals nicht unüb­lich – drei im Kin­des­al­ter star­ben und eine Schwes­ter im Jugend­al­ter. Nach dem frü­hen Tod des Vaters muss­te er als 16-jäh­ri­ger die Wirt­schaft des klei­nen Bau­ern­gu­tes auf 1600 m Höhe füh­ren und wur­de mit der Här­te des Exis­tenz­kamp­fes und der Ver­ant­wor­tung für Hof und Fami­lie kon­fron­tiert. Dazu kam, dass ihm die Faschis­ten­zeit eine ver­kürz­te und impro­vi­sier­te Schul­zeit bescher­te (2 Jah­re ita­lie­ni­scher Unter­richt, dem nie­mand fol­gen konn­te; zeit­wei­se deutsch­spra­chi­ge Kata­kom­ben­schu­le; eine Hilfs­leh­re­rin wäh­rend der deut­schen Besatzungszeit).

Sein Ehr­geiz und die im Leben erwor­be­ne Här­te gegen sich selbst trie­ben ihn an, sich wei­ter­zu­bil­den und eine eige­ne Exis­tenz auf­zu­bau­en. Nach 2 Jah­ren Land­wirt­schafts­schu­le im Vinsch­gau erhielt er 1956 (23-jäh­rig!!) ein Sti­pen­di­um für das Stam­ser Gym­na­si­um und konn­te 1963 die Matu­ra (als Exter­nist in Bre­genz, weil er wegen sei­nes Alters das Heim ver­las­sen muss­te) ablegen.

Anschlie­ßend trat er in die Tiro­ler Lan­des­ver­wal­tung ein (österr. Staats­bür­ger­schaft 1966) und arbei­te­te dort in der Buch­hal­tung bis zu sei­ner Pen­sio­nie­rung 1995. 1969 hei­ra­te­te er Maria Tscho­ner und ließ sich 1981 mit sei­ner Fami­lie (letzt­lich 2 Söh­ne und  2 Töch­ter) in einem alten Bau­ern­haus in Mils nie­der und fand hier eine neue Hei­mat – vor allem des­halb, weil es in Mils  ein funk­tio­nie­ren­des Dorf­le­ben im tra­di­tio­nell-christ­li­chen Sin­ne gab, das dem vom reli­giö­sen Rhyth­mus geform­ten Leben in sei­ner Jugend in gewis­ser Wei­se nahe kam.  Ein Bei­tritt zu einem Mil­ser Tra­di­ti­ons­ver­ein kam wegen des bereits fort­ge­schrit­te­nen Alters aber nicht zustande.

1994 war er jedoch einer der Mit­be­grün­der der Vin­zen­z­ge­mein­schaft Mils, die in Not gera­te­ne Mit­bür­ger unter­stützt, und war über 16 Jah­re deren Kassier.

Im Ruhe­stand begann er, die Lebens­wei­se in sei­nem Hei­mat­dorf Plan­eil in allen Ein­zel­hei­ten auf
zuzeich­nen und bün­del­te die­se in einem über 250 Sei­ten umfas­sen­den Werk, das in der dor­ti­gen Mund­art ver­fasst ist und eine Fund­gru­be für volks­kund­lich und phi­lo­lo­gisch inter­es­sier­te Leser ist. Zeich­nun­gen, Samm­lun­gen und Model­le von Arbeits- und Gebrauchs­ge­gen­stän­den aus jener Zeit ergän­zen sei­ne Arbeit. Dies zeigt, wie sehr er noch immer mit sei­ner alten Hei­mat ver­bun­den ist, dass er, einer Brief­tau­be gleich, gedank­lich immer wie­der dort­hin  zurück­kehrt, wo er am stärks­ten geprägt wurde.

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