Portrait Johann Arnold (2014)

Portrait Johann Arnold (2014)Es ist nicht ein­fach, ein so facet­ten­rei­ches Leben in gebo­te­ner Kür­ze ein­zu­fan­gen, wie es jenes des Johann Arnold war, der vor 20 Jah­ren, am 5.8. 1994, verstarb.

Als er am 19.9. 1931 dem Ver­walt­er­ehe­paar Alo­is und Anna Arnold im Knab­haus in Mils Nr. 74 an der Bun­des­stra­ße gebo­ren wur­de, hat wohl nie­mand geahnt, wel­chen Ein­fluss der Neu­an­kömm­ling auf die Ent­wick­lung sei­nes Hei­mat­dor­fes ein­mal haben wird.

Nach der Schul­zeit erlern­te Johann das Tisch­ler- und Mau­rer­hand­werk, danach absol­vier­te er in Wien die Meis­ter­klas­se zur Innen­ar­chi­tek­tur und ein fünf­jäh­ri­ges Fern­stu­di­um für Hoch­bau. Zuerst eröff­ne­te er in Graz ein Pla­nungs­bü­ro und spä­ter in Mils ein selb­stän­di­ges Bau­un­ter­neh­men. 1958 hei­ra­te­te er in der Karls­kir­che in Wien sein Wie­ner Mädel, die Hel­ga, und zog wie­der heim nach Mils. Aus die­ser Ehe ent­stan­den drei Söh­ne – Peter, Andre­as und  Markus.

Schon als Kind war er sehr sport­be­geis­tert und ver­brach­te jede freie Minu­te mit sei­nem Bru­der und den Kame­ra­den am Dresch­ten­nen­platz, um Fuß­ball zu spie­len. Mit 14 Jah­ren kam er zum SV Hall. Erst 15jährig, wur­de er in die Tiro­ler Aus­wahl beru­fen, mit 17 Jah­ren war er einer der bes­ten Tor­män­ner Tirols.  Ein Jahr spä­ter nomi­nier­te man ihn für das Olym­pia­team und somit rück­te er in das inter­na­tio­na­le Blick­feld. Mit Wacker Wien spiel­te er in vie­len Län­dern, wobei sei­ne Leis­tun­gen beson­ders in Süd­ame­ri­ka für gro­ße Schlag­zei­len sorg­ten. Eine wei­te­re Sta­ti­on war Graz, wo er vier Jah­re das Tor des GAK hüte­te. Den Abschluss sei­ner akti­ven Zeit bil­de­te die Trai­ner­tä­tig­keit bei Wacker Inns­bruck und dem SV Hall, mit dem er in der Regio­nal­li­ga gro­ße Erfol­ge erzielte.

Es soll­te in Mils wie­der Thea­ter gespielt wer­den, also stand einer Neu­grün­dung der „Volks­büh­ne Mils“ 1975 nichts mehr im Wege. Er selbst war begeis­ter­ter Schau­spie­ler und wirk­te, wenn es die Zeit erlaub­te, in etli­chen erns­ten Stü­cken sowie in Lust­spie­len mit. Er hat aber auch als Funk­tio­när den Auf­stieg er Volks­büh­nen in Tirol wesent­lich mit­ge­stal­tet und geprägt. So war er auch von 1977 bis 1983 Bezirks­ob­mann und bis zu sei­nem Able­ben Obmann des Lan­des­ver­ban­des der Tiro­ler Volksbühnen.

Dies war aber bei­lei­be nicht die ein­zi­ge Funk­ti­on. Sei­ne Vor­lie­be für Ver­ei­ne mani­fes­tiert sich in einer fast unglaub­li­che Fül­le von Mit­glied­schaf­ten und Funk­tio­närs­äm­tern: Grün­dungs- und Ehren­mit­glied des Oswald Mil­ser Cho­res, Mit­be­grün­der und Obmann des Sport­clubs Mils (1971), Sek­ti­ons­lei­ter Fuß­ball, Prä­si­dent des Glun­ge­zer Renn­ser­vice, Obmann der Orts-ÖVP, Mit­glied der Feu­er­wehr, der Schüt­zen­gil­de Hall, der Musik­ka­pel­le Mils (Flü­gel­horn, spä­ter Posau­ne), der Inn­ta­ler­par­tie „Die Lus­ti­gen Mil­ser“ (Zieh­har­mo­ni­ka), Obmann des Frem­den­ver­kehrs­ver­ban­des, Lan­des­ob­mann der Pri­vat­zim­mer­ver­mie­ter. Als smar­ter Medi­en­pro­fi trat er immer wie­der als Con­fe­ren­cier bei diver­sen Ver­an­stal­tun­gen auf (u.a. bei Tiro­ler Aben­den, den ORF – Sen­dun­gen „Das Mikro­fon im Dorf“ und „Früh­schop­pen“). Sein Humor bei pri­va­ten und öffent­li­chen Auf­trit­ten war legen­där, bei vie­len Mils­ern spu­ken noch heu­te Erin­ne­run­gen und Anek­do­ten in ihren Köp­fen. „Hans Arnold hat mit gro­ßem Idea­lis­mus, vie­len Ideen und tie­fer Mensch­lich­keit zu einem gut funk­tio­nie­ren­den Ver­eins­le­ben bei­getra­gen und somit das Mit­ein­an­der in sei­ner Gemein­de wesent­lich geformt und mit­ge­stal­tet“ stand in der Trau­er­an­zei­ge der Ver­ei­ne. Post­hum wur­de er zum Ehren­bür­ger ernannt.

Ja, und dann war er auch noch Bür­ger­meis­ter. Zwan­zig Jah­re lang (1974 bis 1994). Schon 1968 in den Gemein­de­rat gewählt, wur­de er 1971 Vize­bür­ger­meis­ter und schaff­te 1974 als eine Art Gegen­fi­gur zum (dörf­li­chen) Estab­lish­ment sei­ner Zeit den Sprung auf den Bür­ger­meis­ter­ses­sel und wur­de bei den Wah­len 1980, 1986 und 1992 (ers­te BM-Direkt­wahl) in sei­nem Amt bestä­tigt. Sei­ne Amts­zeit war geprägt von einem gewal­ti­gen Bau­boom, denn die explo­si­ons­ar­ti­ge Bevöl­ke­rungs­zu­nah­me (Mils war kurz­zei­tig die größ­te Zuzugs­ge­mein­de Öster­reichs) ver­lang­te ent­spre­chen­de kom­mu­na­le Bau­ten und Ein­rich­tun­gen, wie die Ver­grö­ße­rung der Schu­le, des Kin­der­gar­tens, der Turn­hal­le und der Sport­an­la­gen,  das Feu­er­wehr­haus mit Ver­eins­lo­ka­li­tä­ten, die Fried­hofs­er­wei­te­rung sowie Inves­ti­tio­nen im Kanal- und Was­ser­lei­tungs­bau, den Bau von Stra­ßen und deren Beleuch­tung. Dabei bewies er einen erstaun­li­chen Weit­blick, dach­te in gro­ßen Lini­en, der damals zu hören­de Vor­wurf zu groß­zü­gi­ger Dimen­sio­nie­run­gen rela­ti­vier­te sich bald.

Sein Selbst­ver­trau­en war bemer­kens­wert. Kri­tik parier­te er lan­ge wie ein Tor­wart, der es gewohnt ist, im Schuss­feld zu ste­hen. Die Angst, sich lächer­lich zu machen, kann­te er nicht. Per­fek­tio­nis­mus immer und über­all war sein Anspruch nicht – eine Basis sei­nes locke­ren Humors, aller­dings auch Ansatz­punkt sei­ner Kri­ti­ker und (poli­ti­schen) Geg­ner. „Wo Licht ist, ist auch Schat­ten“, schrieb Karl Wend­lin­ger zu Johanns 60. Geburts­tag. Und: „Man­che Klip­pe im Gemein­de­rat hat er durch sein bei­na­he genia­les schau­spie­le­ri­sches Kön­nen im wahrs­ten Sin­ne des Wor­tes gemeistert.“

Aber sein Kör­per muss­te wohl mit der Zeit den enor­men Belas­tun­gen Tri­but zol­len. Immer öfter wirk­te er müde, sein Hän­de­druck wur­de sanf­ter und sei­ne Reden bei­läu­fi­ger. Am Ende war er nicht mehr der glei­che, wie­wohl er immer der­sel­be geblie­ben war.

Josef Wald­ner 27.10.2014                                                ‑jw-

Sie­he auch: Johann Arnold (1994) – Por­trät zum 60. Geburtstag.

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