Eine Ära geht zu Ende. Vizebürgermeister Thomas Kölli tritt bei der Wahl im Februar auf dem letzten Listenplatz an und macht damit Platz für die Jungen. Rückblick auf 27 aktive Jahre.
„Weil ich gefragt wurde“, begründet Thomas Kölli seinen Einstieg in die Politik im Jahr 1995, damals gerade 30 Jahre alt. Seitdem ist viel geschehen. Ob Gewerbepark, die Umfahrung Mils, das Sportzentrum, Straßenbau und Kanalisierungen, Wohnbau, der Umbau vom Schallerhof zum Gemeindeamt, die Volksschule neu, das Dorfzentrum, das Betreute Wohnen und einiges mehr. Vor allem aber ist Thomas Kölli seit 1998 im Kulturausschuss, die meiste Zeit führt er diesen auch. Sein Herz schlägt für die Kultur und Vereine – und dies in viele Richtungen. Ob beim Dorffest, in der Galerie im Schallerhaus oder bei Konzerten, Kabaretts, Veranstaltungen im Vereinshaus und auf dem Dorfplatz – der Obmann machte das Leben in Mils reicher und bunter. Dass er jetzt die Politbühne verlässt, erfüllt nicht nur viele KollegInnen im Gemeinderat mit einer gewissen Traurigkeit und dem Wissen, dass Thomas Kölli eine große Lücke hinterlässt.
Im Interview blickt er beinahe mit Gelassenheit auf seine aktive Zeit.
Haben die beiden letzten Jahre die Entscheidung für den Rückzug beschleunigt oder erleichtert?
VBM Thomas Kölli: Bewusst wurde es mir jetzt in der Coronazeit, dass es gar nicht unangenehm ist, wenn weniger Termine sind. Andererseits war und ist es sehr beklemmend, dass so vieles nicht passieren hat können.
Wie ist der Einstieg in die Politik passiert?
VBM Kölli: Damals wünschte sich Maria Unterberger einen Obmann für die Fraktion und Friedl Klingler, der Vater der heutigen Bürgermeisterin, fragte und überzeugte mich. Ich war vorher gar nicht in der Politik, dafür aber bei recht vielen Vereinen sehr aktiv. 1998 dann der Einstieg als Gemeindevorstand.
Welche Vorstellung von Machbarkeit gab es?
VBM Kölli: Zuerst hieß es „zuhören“ – im Dorf, in den Ausschüssen, im Gemeinderat. Bei Gesprächen und Diskussionen fanden sich dann vielfach gemeinsame Ziele für unser Dorf.
Es galt also, das Ohr immer bei den Menschen im Ort zu haben?
VBM Kölli: Ideen und Ziele kommen dann von selbst. Wenn man mit vielen im Gespräch ist, die auch bereit sind, sich selber einzubringen, kommt meistens was Gutes heraus. Ich seh da fat alles, was so passiert ist, irgendwo immer als Gemeinschaftsprojekte.
27 Jahre in der politischen Mitverantwortung – wie hat sich Mils verändert?
VBM Kölli: Diese Zeit ist eigentlich sehr schnell vergangen, war aber recht intensiv. Mils ist um rund 1000 Leute gewachsen, die Arbeitsplätze haben sich mehr als verdoppelt. Trotzdem ist das Dorf irgendwie mehr zusammen gewachsen.
Gibt es die Milser und wie müsste man diese beschreiben?
VBM Kölli: Zeit meines Lebens kenne ich die Milser als gesellige Menschen, die gern feiern, viel für Kirche und Kultur übrig haben und oft auch gern irgendwo aktiv dabei sein wollen.
Gab es emotionale Höhepunkte in der Zeit?
VBM Kölli: Mir war immer wichtig, Vereine zu motivieren, dass sie etwas veranstalten können. Für die gemeindeseitige Unterstützung dafür habe ich mich dann bemüht. Höhepunkte gab es immer wieder: Dorffeste, das Schlagerfestival, Ausstellungen – Feste, die gut organisiert wurden und wo für die Vereine etwas übrigblieb. Es gab und gibt tolle Leute im Ort, mit denen es eine Freude war, etwas zu organisieren.
Immer der Vize, der viel aufgefangen und gesteuert hat! Was heißt das in der Nachbetrachtung?
VBM Kölli (schmunzelnd): Ich habe offenbar gut dorthin gepasst, wo ich war.
Viele im Gemeinderat können sich dieses Gremium ohne Thomas Kölli gar nicht vorstellen – wie fühlt sich das an?
VBM Kölli: Das wird wohl nicht so sein, ehrt mich aber natürlich. Die Freude überwiegt jedenfalls, wenn man motivierte Menschen sieht, die bereit sind, wieder weiter zu machen und für das Dorf zu arbeiten.
Rückblick auf die letzte Periode – was ist besonders gut gelungen?
VBM Kölli: Der größte Wurf wird wohl noch lange Zeit und das Betreute Wohnen sein – ein Jahrhundertprojekte – auch vom finanziellen Umfang betrachtet. Es zeigt, was alles möglich ist, wenn es gelingt, die Leute einzubinden. Die Milser spürten selbst, dass sie sich einbringen können.
Kurz und bündig
Lieblingsplatz in Mils: „Moasnbichl“
»Politpension heißt für mich … familiäre Interessen wieder stärker hervorheben. »
Tipp für den nächsten Gemeinderat: miteinander reden. »
Wenn Mils mit Liedtitel verglichen würde, ist das „Mils isch lei oans“ »
Mils für alle Generationen heißt, dass man vom Kleinsten bis zum Betreuten Wohnen seinen Lebensmittelpunkt im Dorf finden kann. »
Als Bürgermeister hätte ich auch die Freude gelebt, mit vielen interessanten Menschen zusammenzukommen. »
Wenn ich Mils in einem Bild darstellen würde, dann wäre das mit welchen Farben? Sehr sonnig, sehr grün. »
Das nächste private Projekt ist: Schnitzen, und da versuche ich mich wieder hineinzufinden. »
Traumreiseziel ist mit Vroni auf den Fahrrädern nach Graz » Das möchte ich unbedingt einmal erleben: immer wieder Neues.
RÜCKBLICK:
1995: Obmann der ÖVP Mils, Organisation von ÖVP-Festen (Weinlaube, Tirggenbratschen, Seifenkistenrennen, Traktorfeste …)
1998: GR-Wahl als „Wir Milser“, Maria Unterberger wird Bürgermeisterin, holt Thomas Kölli in den Gemeindevorstand; Ausschüsse: Raumordnungsausschuss (Obmann), Bauausschuss, Kultur- und Sportausschuss, Finanzausschuss, Verkehrsausschuss, Gewerbeausschuss, Agenda 21, „Milser Adventstandln“, Energiemesse…
2004: GR-Wahl als Bürgermeister-Kandidat, Peter Hanser wird Bürgermeister und Thomas Kölli Vizebürgermeister, Gemeindevorstand, Obmann Verkehrsausschuss, Kulturausschuss, Finanzausschuss, Bauausschuss, Finanz- und Gewerbeausschuss.
2010: GR-Wahl zusammen auf der Liste mit BM Peter Hanser als „Gemeinsam für Mils“, VBM und Gemeindevorstand, Kulturreferent, Verkehrsausschuss, Bauausschuss, Gewerbeausschuss, Finanzausschuss, Umweltausschuss Pfarrkirchenrat (von 2014 bis 2018 Obmann)
2016: GR-Wahl mit BM Peter Hanser, VBM und Gemeindevorstand, Kulturausschuss-Obmann, Verkehrsausschuss, Bau- und Raumordnungsausschuss, Finanzausschuss, Gewerbeausschuss.
2022: Rückzug aus der Politik
Quelle: Mein Mils 02–2022