Eine Generation lang Gemeinderat. Und immer mit Leidenschaft für das Dorf und seine Menschen. Christian Pittl blickt zurück.
Ein feiner Holzduft steigt sofort in die Nase, wenn man das Pittl-Haus in der Maximilianstraße betritt. Sohn Lukas hat hier seine Werkstatt, vorher auch der Raum für seinen Vater, wenn er schnitzte und zeichnete. „Wir riechen das gar nicht mehr“, schmunzeln Gitta und Christian Pittl.
Dennoch führt der erste Weg ins Atelier. Neue und alte Arbeiten, von Vater und Sohn, die Werkzeuge fein säuberlich an der Wand und in vielen Schubladen, ein paar Holzspäne am Boden. Freude und Stolz sind im Gesicht des Vaters zu lesen. Er habe seine Buben immer eingeladen, ihm beim Arbeiten zur Hand zu gehen. Dass Lukas sich nun mit aller Kraft dem Beruf und dem künstlerischen Schaffen mit Holz verschrieben hat, erfüllt den Vater mit Hochachtung.
Familiäre Holzkunst
Er selbst hat über viele Jahrzehnte hier gearbeitet, hat Larven für Matschgerer und Muller aus der ganzen Region geschnitzt, vieles andere gefertigt, ein Jesus am Kreuz ziert noch den Raum, auch ein Spiegeltuxer. „Aber wenn ich sehe, wie Lukas arbeitet, dann weiß ich erst, was richtiges Können ist“, gibt sich Christian Pittl bescheiden. Jetzt mache er nichts mehr, warum, das könne er gar nicht wirklich sagen. Vielleicht findet er ja zurück, wenn er jetzt die Politpension antritt.
23 Jahre lang war der Urmilser mit Unterbrechungen im Gemeinderat, 18 Jahre davon als Gemeindevorstand, zuletzt als Fraktionsführer der Liste „Lebenswertes Mils“. Dieses lebenswerte Mils war immer sein oberstes Leitmotiv. „Von Anfang an und bis über den heutigen Tag hinaus hat es für mich nur eine Motivation gegeben“, betont Pittl. „Ich wollte einen Beitrag leisten, dass unsere Heimatgemeinde Mils ihren dörflichen Charakter bewahrt.“
Lebensqualität für Mils
Seine Idee war: Die Milserinnen und Milser sollen über Möglichkeiten der Freizeitgestaltung, über Sport, Vereine und Brauchtum zu einer Gemeinschaft mit Lebensqualität zusammenwachsen können. „Mils darf nicht zum Synonym für exklusive Wohnanschrift in bester Lage und anonymem Vorstadtcharakter werden“, betont Pittl voll Leidenschaft.
Eine Leidenschaft, die garantierte, dass er auch immer wieder einmal anecken würde, denn verbiegen ließ sich Pittl nicht. „Viele Ideen sind aller-dings auch unter den Tisch gefallen, weil sie eben von falscher Seite kamen und nicht selten gab es Kritik, Zweifel und mangelnde Unterstützung in den eigenen Reihen“, zieht der dreifache Familienvater ein Resümee. „Ich bin immer meinen Weg gegangen.“
Ein bitterer Rückblick? Keinesfalls, betont er, auch wenn er in der Oppositionsrolle war, wollte er seinen konstruktiven Beitrag leisten. „Und es ist ein breites Spektrum, ob Organisation des Bauhofs oder die Verkehrsberuhigung mit Geschwindigkeitsmessgeräten, das Betreute Wohnen mit neuem Dorfzentrum oder die Erneuerung der Wasserversorgung, bis hin zu vielen anderen Projekten“, erinnert Pittl an viele Aufgaben, wo er aus Überzeugung dabei war.
Politisches Vermächtnis
Sein Vermächtnis: „Die Zustimmung zu Projekten darf nie vom Eigennutz oder dem Nutzen für eine nahestehende Klientel motiviert sein“, fordert Pittl, der 1986 das erste Mal gemeinsam mit Fritz Tiefenthaler auf einer AAB-Liste in den Gemeinderat einzog. „Kritik oder eine Gegenstimme ist nur dann gerechtfertigt, wenn man selber einen besseren oder zumindest diskussionswürdigen Vorschlag hat.“ Somit hatte er nicht nur die Rolle des Zuhörers, sondern auch die des Mitgestalters. „Man hat dabei zwar die Genugtuung, dass bei zahlreichen Projekten die eigenen Ideen und Vorschläge auch umgesetzt werden, diese aber wegen der Oppositionsrolle nie öffentliche Erwähnung finden.“
Christian Pittl stellt sich den spontanen Fragen von MEIN MILS.
» Politik heißt (nachdenklich): Viel Anstrengung.
» Mils bedeutet für mich: Heimat.
» Ein Stück Holz: lange Zeit Wegbegleiter gewesen.
» Humor: den sollte man nie verlieren, möge kommen, was da wolle.
» Das werde ich noch tun: schreiben, vor allem die Fortsetzung des Fasnachtsfiebers.
» Den Menschen will ich noch kennen lernen: Alois Schöpf, der Kommentator.
» Sommermensch oder Wintermensch: eher schon der Sommermensch, bin immer ein wenig melancholisch, wenn es dem Winter zugeht.
» Morgenmensch oder Nachteule (schmunzelnd): eher schon Morgenmensch, die Zeiten als Nachtvogel sind vorbei.
Quelle: Mein Mils 03–22