Biathlon. Schöne Bilder einer prächtigen weißen Landschaft. Sportler, die mit einer Intensität über die Loipe jagen, als seien Kraft und Ausdauer unerschöpfliche Güter. Und dann, nach höchster körperlicher Aktivität: der Schießstand. Ruhe und Konzentration trotz Herzrasen und dem Heben und Senken der atmenden Brust. Scheiben in 50 Meter Entfernung müssen getroffen werden. Und das so rasch als möglich, denn die Zeit rennt weiter. Fehlschüsse bedeuten Strafrunden. Noch beim letzten Schießen kann sich vieles verändern, Favoriten „sterben“ und Außenseiter nach vorne stürmen.
So ist für Spannung bis zum Schluss gesorgt – kein Wunder also, dass Wettbewerbe der Weltspitze Zuschauer in Massen zu mobilisieren vermögen und in einigen Ländern TV-Anstalten Quotenhits bescheren (Antholz 2015: 62.000 Fans in vier Renntagen; ZDF: bis zu 5,7 Millionen Zuschauer täglich).
Dabei ist Biathlon eine relativ junge Sportart. Zwar können deren Ursprünge über 5000 Jahre zurückverfolgt werden, wie Felszeichnungen von Jägern auf Skiern in Norwegen belegen, aber Biathlon als Sportart wurde erst 1949 vom IOC anerkannt, nachdem es sich schrittweise aus Wettkämpfen im militärischen Patrouillenlauf entwickelt hatte. Richtig populär wurde Biathlon ab den 1990er Jahren, als TV-Übertragungen ein breites Publikum ansprachen und neue Möglichkeiten der Vermarktung boten. Es wird wohl keine andere Wintersportart geben, in der Sportler so vieler Nationen vertreten sind und sich auch Chancen auf einen Platz am Podest ausrechnen können.
Susanna entstammt einer Familie, in der sich Begeisterung und Begabung für Sport ideal zu ergänzen scheinen (Onkel Christian Raschner ist Professor am Institut für Sportwissenschaften in Innsbruck, ihre Cousins sind ausgezeichnete Allroundsportler, in ihren Spezialdisziplinen Skilauf bzw. Fußball gelten Dominik Raschner und Lukas Aschaber als hoffnungsvolle Talente). Und so machte auch Susanna schon im Kindesalter Bekanntschaft mit dem Langlauf, der im Verband mit anderen Familien in den nahen Gebieten von Gnadenwald und Lüsens gepflegt wurde. Susanna fand Gefallen daran und bestritt schon im Volksschulalter erste Langlaufrennen. Aus einer kleinen Gruppe Jugendlicher formierte sich das „Nordic Team Absam“, auch die Milser Magdalena Fankhauser und Felix Leitner stießen dazu. Trainer Hannes Steindl überredete schließlich die damals 10-bis 11jährigen, zum Biathlon zu wechseln. Diese Sportart begeisterte Susanna, so dass sie nach der Hauptschule in das Schigymnasium Stams wechselte. Vormittags Unterricht, nachmittags Training und abends Studienzeit bestimmten fortan den täglichen Rhythmus als Biathletin (mit saisonal bedingten Änderungen).
Auch jetzt, nach abgeschlossener Matura, bezieht sie ihre Motivation aus Spaß am Sport, aus dem Gemeinschaftserlebnis eines verschworenen Teams, aus der Zufriedenheit mit der eigenen Leistung und hat sich ein Herantasten an die Weltspitze zum Ziel gesetzt. Wettkämpfe in aller Welt geben ihr Gelegenheit, unterschiedliche Länder und Kulturen kennen zu lernen und so den geistigen Horizont zu erweitern – als Beispiel sei das sibirische Tjumen erwähnt, das mit riesigen Dimensionen von Stadion, Anlagen und Trainingsmöglichkeit zu beeindrucken vermag , die Lebensumstände jenseits des Sportareals sich aber gravierend von denen zu Hause unterscheiden und so Herz und Verstand zu einer Wertschätzung der Heimat öffnen, die man sonst vielleicht nicht hätte.
Natürlich weiß sie, dass sie Biathlon in Wettkampfform nicht ewig bestreiten wird. Sie ist aber auch überzeugt, dass der Sport ihr Eigenschaften vermitteln kann, die für die Bewältigung des gesamten Lebens von großer Bedeutung ein können: Die Konsequenz, mit der ein Ziel verfolgt wird, weitermachen bevor man aufgibt, der Umgang mit Niederlagen, den eigenen Körper und seine Grenzen kennen lernen, die Konzentration auf die eigene Leistung (und nicht auf die der anderen).
Und möge ihr auch noch eines erhalten bleiben: ihr feines und gewinnendes Lächeln, das so gar nicht die enormen Anstrengungen des Biathlon-Sports erahnen lässt.
Daten
Geb. am 16.05.1995 in Innsbruck, VS Mils, HS Schönegg, Schigymn. Stams (Matura 2014); zwei Geschwister (Philipp und Christina).
Eltern: Josef („Sepp“) und Ulrike („Ulli“), geb. Raschner; Eigenheim in Mils seit 1992, Fam. Raschner seit 1973.
Ergebnisse (bis 01/2015):
Saison 2012/13:
2. Platz Sprint Alpencup Hochfilzen
1. Platz Verfolgung Alpencup Hochfilzen
2. Platz Gesamtwertung Alpencup
Teilnahme EYOF (Brasov)
Saison 2013/14:
3. Platz Staffel JWM
2. Platz ÖM-Staffel Hochfilzen
3. Platz Sprint ÖM Obertilliach
Saison 2014/15:
Teilnahme Sommerweltmeisterschaft in Tyumen (RUS)
1. Platz Einzel ÖM Hochfilzen (Sommer)
1. Platz ÖM-Staffel Hochfilzen
6. Platz Einzel IBU-Cup Obertilliach
9. Platz Sprint Europameisterschaft Otepää (Estland)
Quelle: Dorfblatt 03_20014
Josef Waldner 28.3.2015