Ribitsch Rudi: Nordic-Walking-Weltmeister 2010

Vom Burn­out zum Nordic-Walking-Weltmeister 

Vor 10 Jah­ren fiel Rudi Ribit­sch jeder Schritt schwer. Jetzt ist der Tiro­ler Welt­meis­ter durch die ver­ord­ne­te Therapie.

Von Susann Frank

Ribitsch Rudi: Nordic-Walking-Weltmeister 2010
Ribit­sch Rudi: Nor­dic-Wal­king-Welt­meis­ter 2010

Blei­burg – Aus einem kran­ken­heits­be­ding­ten ein­sa­men Nor­dic Wal­ker wur­de ver­gan­ge­nes Wochen­en­de ein Welt­meis­ter mit der Mann­schaft: „Manch­mal schreibt das Leben eben selt­sa­me Geschich­ten“, sagt Rudi Ribit­sch. Vor zehn Jah­ren hät­te der 47-Jäh­ri­ge nie gedacht, je wie­der sol­che Wett­kampf­stra­pa­zen wie beim 12,5 Kilo­me­ter lan­gen, mit 1200 Höhen­me­tern ver­se­he­nen Hill-Bewerb von St. Micha­el ob Blei­burg auf die Pet­zen (Kärn­ten) bewäl­ti­gen zu kön­nen. Im Jahr 2000 streng­te ihn schon an, einem Schritt den nächs­ten fol­gen zu las­sen. „Ich hat­te ein Burn­out, konn­te nichts mehr machen und mich plag­ten immer wie­der Schwin­del­at­ta­cken“, erin­nert sich der dama­li­ge Versicherungsvertreter.

Beim drit­ten Mal in der Inns­bru­cker Not­auf­nah­me erkann­te eine Ärz­tin sei­ne Krank­heit. „So bin ich zum Nor­dic Wal­king gekom­men. Es war Teil mei­ner The­ra­pie“, erklärt Ribit­sch. Dabei fing er an, mit sei­nen zwei Ste­cken in der Hand, erst einen Kilo­me­ter, dann immer län­ge­re Stre­cken durch die Tiro­ler Natur zu zie­hen. Immer allei­ne. Immer am Wald­rand. „Weil ich kei­ne Men­schen um mich her­um ver­tra­gen habe und die Bäu­me einem die nöti­ge Sicher­heit geben.“

Die wun­der­ba­re Ruhe, die fri­sche Luft und die kör­per­li­che Anstren­gung braucht der in Mils woh­nen­de Inns­bru­cker heu­te noch, um Kraft für das Leben im All­tag zu schöp­fen. Um die heu­ti­ge Auf­ga­be, ein Ver­eins­ca­fé zu lei­ten, pro­blem­los zu bestehen. Aus der The­ra­pie ist aber über die Jah­re hin­weg mehr gewor­den: Lei­den­schaft. „Vor drei Jah­ren habe ich ange­fan­gen, an Wett­kämp­fen teil­zu­neh­men“, erzählt Ribit­sch. Mit Erfolg. Von Beginn an war der „Body&Soul-Walker“ vor­ne dabei. Sei­ner Kör­per­s­ta­tur zum Trotz. „Mit 90 Kilo bin ich der Schwers­te. Die meis­ten Män­ner wie­gen um die 68 Kilo“, weiß Ribit­sch. So auch der Dop­pel­welt­meis­ter aus Polen. Tomasz Brze­ski gewann sowohl das Hill-Wal­king als auch den Cross-Country-Bewerb.

Ihm und wei­te­ren fünf Star­tern muss­te sich Ribit­sch bei sei­nem drit­ten WM-Start im Hill-Bewerb in der Pro­fi-Klas­se geschla­gen geben. Da hal­fen auch die lan­gen Trai­nings­ein­hei­ten der ver­gan­ge­nen Wochen mit einem sie­ben Kilo schwe­ren Ruck­sack nichts, bei denen er durch­schnitt­li­che Moun­tain­bi­ker über­hol­te. Dafür hol­te er mit sei­nem Team Gold – vor den favo­ri­sier­ten Deut­schen und Polen. „Damit hat­ten wir gar nicht gerech­net, zumal mei­ne Kol­le­gen alle Ama­teu­re sind“, freu­te sich Ribit­sch: „Alle aus Kärn­ten.“ Ein klei­ner Wer­muts­trop­fen. „Ich habe in Tirol nach Kol­le­gen gesucht, aber kei­ne gefun­den.“ Weder weib­li­che – schon gar kei­ne männ­li­chen: „Vie­le Män­ner schä­men sich immer noch, mit Ste­cken zu gehen.“ Für ihn unver­ständ­lich. Nicht wegen des gewon­ne­nen WM-Titels, son­dern wegen der zurück­ge­won­ne­nen Gesund­heit, die Ribit­sch der jun­gen Sport­art zu ver­dan­ken hat.

Quel­le: TT 14.09.2010

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Das Kommentar muss vor Veröffentlichung von der Redaktion freigegeben werden.

Nach oben scrollen