Wenn Milser „gehen wir zum Werner“ sagen und dabei das Sportstüberl meinen, so verdeutlicht dies, welchen Stellenwert sich Werner Killinger als Identifikationsfigur des Lokals im Laufe der Jahre erworben hat.
Dabei war der Anfang alles andere als leicht. Werner, der mit seiner Familie 1970 nach Mils gezogen war, übernahm im November 2003 als bereits dritter Pächter das Sportstüberl, das als Buffet für die im Jahre 2000 eröffnete Sportanlage mit Tennisplätzen (bzw. Kunsteisbahn im Winter) und einem Beach-Volleyballplatz konzipiert war. Aber genau daraus ergab sich das Problem, dass das Lokal als Café für Tennisspieler galt und von anderen Gästen kaum frequentiert wurde. Neue Konzepte (spezielle Angebote für Spaziergänger, Schließung zu Mittag, dafür Tagesgerichte und Köstlichkeiten auf Vorbestellung) und vor allem die zunehmende Nutzung des Saales für allerlei Feste, Feiern und Versammlungen, bei denen er (anfänglich unter Anleitung Michael Dohrs) erstaunliche Buffets aus seiner kleinen Küche zauberte, brachten den Durchbruch. So kann er heute neben den Gästen des Tennis- und Eisbetriebes auf ein ordentliches Stammpublikum aus Mils und den umliegenden Gemeinden zählen. Probleme bereiten am ehesten Personalangelegenheiten, denn nach seiner Darstellung ist es schwierig, geeignetes Personal für den Gastbetrieb zu finden – bei manchen fehle die Motivation und mit anderen „kommt man einfach nicht zusammen“.
Nunmehr zeigt er sich zufrieden mit dem Gesamtpaket Sportstüberl und seinem Beruf als Wirt – einem Beruf, der gegenwärtig für Schlagzeilen sorgt, sei es durch Maßnahmen im Zuge der Steuerreform oder den in diesem Zusammenhang von WKÖ-Präsident Leitl erfolgten Sager „ein Wirt erspart drei Psychiater“. Auch wenn letzteres heftige Reaktionen auslöste (Psychiater:“ Zigaretten und Alkohol ersetzen keinen Arzt“), so hat der Werner doch in den vielen Jahren als Barkeeper und Wirt Leute kennen gelernt, für die an Bartresen und Stammtischen jede Erzählung besser ist als gar keine, die alte Geschichten wiederholen oder unter neuer Beleuchtung stellen, die sich mit dem Schein des Sich-Auskennens umgeben, diejenigen mit der Deutungshoheit von Geschichte und Gegenwart, die Schwarzseher und permanenten Sintflut-Prophezeier, oder die, denen die harte Wirklichkeit die Träume zerrieben hat, die Halt suchen bei zunehmender Haltlosigkeit aber steigender Haltbedürftigkeit unserer Zeit. Und Reden ist nun mal der „Stuhlgang“ der Seele (und im Wirtshaus wohl lustiger als auf der Psychiatercouch). Aber Gasthausbesucher generell in die Nähe von potentiellen Neurotikern zu stellen, ist halt wieder einmal eine jener Verallgemeinerungen, deren sich die großen Vereinfacher aus Politik und Medien so gerne bedienen. Jedenfalls ist es dem Werner hoch anzurechnen, dass er, sollten einmal Abwesende durch den Kakao gezogen werden, lieber in seiner Küche herumkramt als sich daran zu beteiligen.
Dabei ist Werners Lokal keineswegs eine schmähbefreite Zone, in der es an originellen Typen, Erheiterungen und Belustigungen mangelt. Auch der Wirt selbst kann mit seiner etwas abgehackten Sprechweise Spaßiges zum Besten geben oder sich mit ähnlichem Lacher über lustige Geschichten und Meldungen anderer amüsieren– er ist jedenfalls alles andere als ein griesgrämiger Pflichterfüller, sondern einer, den viele ob seiner Art ins Herz geschlossen haben. Man ist eben „beim Werner“, mit all den typischen Eigenheiten dieser Gaststätte und ihres Wirtes. Und zu denen gehört auch Werners gekonnter und toleranter Umgang mit Kindern, der ohne maskenhaftem Grinsen übertriebener Freundlichkeit daherkommt.
P.S.: Auch sein eigener Wohlfühlfaktor am Arbeitsplatz ließ sich noch steigern, seit er selbst den Tennisschläger in die Hand nahm und den Spaß an diesem Sport entdeckte – nicht nur beim Spiel selbst, auch an den vielfach folgenden Diskussionen und Analysen danach. Siege und Niederlagen haben eben ihre Ursachen – im Tennis wie im Leben auch.
Daten Werner Killinger
Geb. am 6.9. 1967 in Innsbruck, Vater Karl (gest. 98;Baggerfahrer), Mutter Erna (gest. 2005; Gastwirtin), sechs Geschwister
Seit 1970 in Mils, VS in Mils, HS in Hall, Kaufmännische Lehre (Musikinstrumente), nach dem Präsenzdienst Umstieg ins Gastgewerbe. Ausbildung als „American Bartender“ (Dortmund), Fachakademie für Tourismus (Innsbruck).
Zahlreiche Stationen in Hotels (u.a. Arlberghospiz, Hotel Edelweiß Obergurgl, in St. Anton, Ischgl, Montafon, Fuerteventura) und am Kreuzfahrtschiff („Seabourne Pride“).
Seit 2003 Pächter des Sportstüberls.
Quelle: Dorfblatt 04/2015
Josef Waldner 17.4.2015