Mit „verhaltensoriginell“ würde man vielleicht heute den Lebensstil des „Vogeler Jos“ in seinen Milser Jahren einigermaßen umschreiben. Unter seinem roten Wuschelkopf verbarg sich ein frecher Geist, er war ein Unangepasster, eine Rebell aber kein Revolutionär (von denen es in den 1970er Jahren nur so wimmelte), eher ein James Dean als ein Che Guevara, irgendwo zwischen Enfant terrible und Schlawiner. Er ließ sich nicht hineinzwängen in das Rollenverständnis der dörflichen Gemeinschaft, hatte für allzu traditionelles und engstirniges Denken nur Ironie übrig, ohne die Qualität zur Selbstironie zu verlieren; ein riskanter Grenzgänger, der des Öfteren die Milser Gasthausszene durchpflügte, dessen Draufgängertum sich beispielsweise beim Kartenspiel manifestierte ‑legendär seine Partien mit Elektromeister Bernd Eder (mit dem „Grünegg“ als „Basislager“, notfalls auch anderenorts) oder jene beim Preiswatten, wo er ein gefürchteter Gegner war. Auch als Fußballer war er durchaus nicht unbegabt, seine Effizienz hing allerdings mehr von der Gestaltung des Abends davor als vom taktischen Konzept oder von der Qualität des Gegners am Spieltag selbst ab.
Das Schicksal mischte die Karten neu, als ihn seine Firma (Textilmaschinen-Branche) 1989 in die USA schickte, weil sie dort eine Niederlassung hatte. Zehn Jahre lang war er bei dieser Firma und flog als Außendienstmitarbeiter in die weite Welt (mit dem persönlichen Rekord von 15 Flügen in einer Woche).
Auch diese unruhigen Zeiten hat er hinter sich gelassen. Heute lebt er in der Nähe von Charlotte, der größten Stadt des Bundesstaates North Carolina (siehe Info), besitzt ein Haus und hat im Oktober geheiratet. Er arbeitet nun bei einer Firma, die Spezialaufträge für die Erdöl- und Autoindustrie (speziell für die Motorsportszene) ausführt, indem sie innovative Metallteile für diese Branchen entwickelt und herstellt.
Das Leben in den USA gefällt ihm sehr, er ist aber absolut kein Obama-Befürworter. Hart zu arbeiten war nie ein Problem für ihn, und er findet es sogar positiv, dass die Gewerkschaften dort kaum etwas mitzureden haben, denn deren Rolle in Europa sieht er kritisch, weil für die Funktionäre die Wiederwahl in ihre privilegierten Ämter oberste Priorität hat, meint er. „Wenn mein Chef gut verdient, verdiene ich auch gut“ war schon in seinen Milser Zeiten sein Credo und dem scheint er treu geblieben zu sein.
Natürlich denkt er hin und wieder an seine Heimat, und dann vor allem an seine Familie, seine Freunde, an den Fußball – und an das Preiswatten!
Daten
- Geb. am 1.3.1958 in Hall i.T., aufgewachsen in Mils mit 5 Schwestern und 2 Brüdern (Vater Johann war Bürgermeister von 1972 bis 1974).
- Ausbildung: Nach der Pflichtschule Berufsschule (Mechaniker Maschinenbau), 1989 berufsmäßige Übersiedlung in die USA, Kurse in den Bereichen Management, Verkauf, Computer.
- Seit Okt. 2013 verheiratet mit Linda, Wohnort bei Charlotte (lt. Wikipedia: das zweitgrößte Finanz- und Bankenzentrum der USA, führend in den Kategorien „wirtschaftliche Stärke“, „Anzahl der Akademiker bezogen auf die Bevölkerung“ und „Amerikas beste Lebensqualität“, Zentrum der US-Motorsportszene).