Der Karl war keiner, der durchs Leben schlenderte, mit der Ziellosigkeit von Menschen, die Schaufensterauslagen betrachten. Im Gegenteil: ein beinahe zügelloser Arbeiter, geschäftig, den Kopf voller Ideen und Projekte, schnell zu begeistern, aber auch zäh und ausdauernd um ein Ziel kämpfend, ein Tantalus des Willens, weder seine Gegner noch (am allerwenigsten) sich selbst schonend.
Er war Gründungsmitglied und langjähriger Obmann der Interessengemeinschaft Mils Nord, die sich eine gemeinsame Vertretung der Anliegen der in großer Zahl im Norden der Gemeinde neu angesiedelten Bewohner zum Ziel gesetzt hatte. Die Verbesserung der Infrastruktur, auch auf sozialer und kultureller Ebene, die Errichtung eines Spiel- und Sportplatzes, die Verhinderung einer Eisengießerei jenseits des Weißenbaches, die Einbindung des nördlichen Ortsteiles in ein öffentliches Verkehrsnetz, der Erwerb eines Eisenbahnwaggons als Depot und schließlich dessen Adaptierung für das „Ladele“, eine Nahversorgungseinrichtung für Mils-Nord, mögen hervorgehoben werden (allein für die Errichtung des „Ladele“ wurden z.B. 1750 unbezahlte Arbeitsstunden geleistet). Bei diversen Projekten und „Festln“ (Sonnwendfest!) war der Karl nicht nur für Organisation und Abwicklung verantwortlich, sondern legte auch selbst Hand an und nahm dafür sogar oftmals Urlaub.
Vom südlicheren Dorf oft kritisch beäugt, wurde die IG Nord anfänglich mehr oder weniger scherzhaft auch als „PLO“(Terrororganisation) bezeichnet. Karl selbst lag aber viel an der Zusammenführung der Gemeindeteile, sein Beitritt zu den Traditionsvereinen Feuerwehr und Schützen war wohl auch symbolisch gemeint.
Von 1980 bis1995 war er auch Mitglied des Gemeinderates (zunächst Liste „Gemeinsames Mils“) und drei Jahre Vizebürgermeister. Nach Zerwürfnissen mit Bürgermeister Hans Arnold trat er zweimal mit einer eigenen Liste („Arbeitskreis Mils“) an und errang 3 bzw. 5 Mandate.
Nach einschlägigen Erfahrungen mit der Fraktionszeitung „Klatschmohn“ (100 Ausgaben!) erschien im Feber 1996 das erste von ihm herausgegebene Milser Dorfblatt, das sich bald großer Akzeptanz bei der Milser Bevölkerung erfreute, weil es mit einer Mischung von Informationen und Meinungen das übliche Maß derartiger Blätter übertraf. Nach 214 Ausgaben erschien im Dezember 2011 seine letzte.
Als Leiter der Volkshochschule gründete er 1983 die öffentliche Bücherei, tischlerte einen Großteil der Einrichtung selbst, stand Bürge für ein Darlehen, organisierte Buchspenden und übernahm diese neue Institution ehrenamtlich. Klar, dass sich der Karl beim Neubau der Volksschule für die Integration der Bücherei stark machte und auch damit Erfolg hatte: Im Mai 2009 bezog man die neuen Räumlichkeiten der Bibliothek, deren Bestand an Büchern er beharrlich ausbaute, bis er 2012 die Leitung an Helga Kahr übergab.
„Ich bin mir im Klaren, dass das Leben nie gut endet“, sagte schon John Malkovich. Ein Ende in derartiger Umkehr seiner Lebensweise wie bei Karl Wendlinger wird aber an Tragik schwer zu übertreffen sein. Gerade der Anti-Schlenderer, der Feind der Untätigkeit, geriet in den Würgegriff einer Krankheit, die schleichend aber unaufhaltsam seine geistigen und körperlichen Funktionen verminderte, die nach und nach immer mehr von dem vernichtete, was den Karl ausmachte, ohne dass sich der sonst so zähe Kämpfer dagegen wehren konnte. Der Tod kam wohl als Freund, als er am 9.9. für immer die Augen schloss.
Natürlich wurde ein Mann wie er mehrfach ausgezeichnet (Ehrenzeichen der Gemeinde, Vereinsehrenzeichen des Landes) und es fällt nicht schwer, seine Verdienste zu würdigen. Über seine Enttäuschungen und Verletzungen wissen wir weniger – aber auch sie wird es gegeben haben, denn selten wird einem Idealisten wie ihm zu Lebzeiten jene Anerkennung zuteil, die er sich eigentlich verdient hätte…
Guten Tag zusammen!
Ja, was da ober zu lesen war ist die Wahrheit.
Auch ich kann dem Karl nur Gutes nachsagen, obgleich ich ihn nur im Amte (Post) als Arbeitskollege kennen lernen durfte.
Auch dort gab er stets sein Bestes. War immer fleißig, sehr genau, aber auch gerne für ein Späßchen bereit. Alle Mitarbeiter mochten ihn über die Maßen.
Es kann nie genug solcher Menschen geben.