Am 25. März 1993 nahm eine große Trauergemeinde von Hofrat Dr. Hans Hochenegg am Friedhof von Hall Abschied. Hochenegg starb knapp vor Vollendung des 99. Lebensjahres. Seine Verdienste um Tirols Kulturgeschichte wurden zu Recht gewürdigt. über 300 Veröffentlichungen – darunter Standardwerke wie: Die Kirchen Tirols, Heiligenverehrung in Nord- und Osttirol, Die Tiroler Kupferstecher und Bruderschaften – befassten sich mit der Kultur- und Kunstgeschichte Tirols. Für Mils ist seine Arbeit „Höfe und Fluren dreier bäuerlicher Gemeinden im mittleren Inntal“, Tiroler Heimat 1955, Band XIX, Seite 49 – 90 besonders zu nennen.
Zwei Eigenschaften des Verstorbenen seien eigens hervorgehoben: sein phänomenales Gedächtnis und seine außerordentliche Hilfsbereitschaft. Er behielt sein ungeheueres, wohlgeordnetes Wissen nie für sich, sondern war stets zu jeder Auskunft bereit. Wenn man das Glück hatte, zu Hochenegg nach Hall oder auch in seinen Sommersitz in Mils zu kommen, ergab sich im Gespräch diese und jene Frage zur Kultur unserer Heimat. Hochenegg beantwortete sie; manchmal verschwand er auch im Nachbarzimmer, um mittels eines Stuhles hoch oben vom Regal eine Schachtel voller Schätze, Graphiken, Drucke, Kleinkunstwerke – alles wohlgeordnet – zu holen und seine Ausführungen mit echten Quellen zu untermauern.
Die Fachwelt trauert um den hervorragenden sammelnden Fachmann und Kollegen, wir Milser trauern auch um unseren Mitbürger und nehmen Anteil am Leid der Familie Hochenegg. Die Musikkapelle Mils, eine Abordnung der Milser Schützen und viele Milser gaben Herrn Hofrat Dr. Hans Hochenegg das letzte Geleit.
Hans Gschnitzer
Milser Klatschmohn, April 1993