Das Widum nebst der Kirche wurde unter Pfarrer Johannes Leithold erbaut. als er nach Mils kam, diente als Pfarrwidum ein über 400 Jahre altes, einst dem bekannten Edelmann Oswald Milser gehöriges Haus. Abgesehen vom hohen Alter hatte dieses Haus auch den Nachteil, dass es etwa 5 Minuten von der Kirche entfernt war. Pfarrer Leithold versuchte, ein Haus in unmittelbarer Nähe der Kirche zu erwerben. Dabei stieß er jedoch seitens der Gemeinde auf unerwartet große Schwierigkeiten. Die Gemeinde konnte und wollte nicht begreifen, warum der neue Pfarrer mit dem alten Widum nicht mehr zufrieden war. Seine Vorgänger hätten alle im alten Widum ihr Auskommen gefunden.
Der Pfarrer ließ sich von seinem Plan nicht mehr abbringen. Dabei wurde er von der Behörde tatkräftig unterstützt. Ihm wurde mitgeteilt, dass schon viele seiner „wackeren Herren Vorfahren denselben Plan gehabt hätten.“ Ein in unmittelbarer Nähe der Kirche befindliches Bauernhaus samt Garten wurde gegen den alten Widum und dessen Garten eingetauscht. Um die Gemeinde zu gewinnen und ihre Mithilfe zu erlangen, erklärte sich der Pfarrer bereit, ein ebenerdiges Zimmer im Widum unentgeltlich als Schulzimmer herzugeben. Vizekreishauptmann Aschauer konnte nur mit größter Mühe die Zustimmung der Gemeinde erlangen, die er am 3.11. 1787 zu Protokoll brachte. 1779 wurde der jetzige Widum gebaut. Neben dem Haupteingang befand sich eine eigener Eingang zum Schulzimmer, das bis zur Eröffnung der neuen Schule 1953 als solches diente.
Aber der Pfarrer hatte sich durch den Neubau derart die Abneigung eines Großteils der Einwohnerschaft von Mils zugezogen, dass er nach siebenjähriger Tätigkeit sein Pfarramt in Mils zurücklegte und den stillen Frieden des Klosters aufsuchte. Er trat in den Franziskanerorden ein und nahm den Namen Pater Sebaldus an.
Quelle: Unterinntaler Bote, August 1914, bearb. J. Waldner