zu Gnadenbild aus Mils
von Dr. Othmar K r ü p l
Das Milser Gnadenbild ist tatsächlich altehrwürdig und soll nach Dehio aus der Zeit um 142o stammen.
Der Faltenwurf läßt noch den gotischen Stil erkennen, wenngleich das Gnadenbild im Laufe der Jahrhunderte mehrere, oft nicht fachgerechte Renovierungen erfahren hat.
In der Barockzeit war das Gnadenbild zumeist mit kostbaren Brockaten und Stickereiarbeiten bekleidet, wie dies heute noch bei verschiedenen bekannten Gnadenbildern der Fall ist, z.B.: Mariazell, Altötting, Einsiedeln.
Manche Gnadenbilder verfügten über eine reiche Garderobe, wobei es vor allem im ausgehenden Barock zu Übertreibungen gekommen ist. Josef II. verordnete als „aufgeklärter“ Monarch u.a. die Entkleidung der Gnadenbilder. Diesem Gebot wurde in Mils auch ohne Widerstand entsprochen. Jedoch nach dem Tode Josefs II. wurde der Milser Gnadenmutter das alte Kleid wieder angezogen. Pfarrer Popp besorgte ihr ein neues. Auf dem Votivbild über die Viehseuche von 18o1 ist dieses Kleid schön zu sehen. Auch auf dem alten Fahnenblatt unserer Schützenfahne von 1848 sieht man die Madonna mit einem schön bestickten Kleid und mit Perlen geschmückt. Die Tafel, des Barbarabundes trägt ebenfalls eine Madonna mit einem ähnlichen Kleid.
Wie aus einem Aufsatz in den Katholischen Blättern aus Tirol von 1857 zu entnehmen ist, verschmähte man um diese Zeit die „zopfige Mode“, also den Barockstil des vorangegangenen Jahrhunderts und kehrte wieder zur gotischen Urfassung der Figur zurück.
Es war damals die Zeit des Historismus, in der die Neugotik hoch im Kurs war. Ob die damals von Müller vorgenommene Rückführung des Milser Gnadenbildes geglückt war, mag dahingestellt bleiben. Jedenfalls ist die derzeitige Gestaltung des Gnadenaltares unbefriedigend, insbesondere was den Rahmen des Gnadenbildes ausmacht.
Quelle: Kunterbuntes aus Mils, Nr. 16