In vergangenen Jahren gab es in der Milser Pfarrkirche jeweils am Gründonnerstag eine Andacht, zu der viele Besucher, teilweise von weit her, kamen. Das Außergewöhnliche war die im Altarraum aufgestellte Ölbergszenerie. Es handelte sich hierbei um Kulissen, die von der Milser Malerin Paula Tiefenthaler (5.9.1881–17.5.1942) nach dem ersten Weltkrieg gemalt worden waren. Darauf waren im Vordergrund die drei schlafenden Jünger Petrus, Jakobus und Johannes zu sehen. Im Hintergrund erblickte man in der Ferne die Stadt Jerusalem und die heranrückenden Soldaten des Hohen Rates mit dem Verräter Judas. Zwischen Vordergrund und Hintergrund kniete eine bewegliche Christusfigur mit Blickrichtung zu dem von rechts herab schwebenden Leidensengel mit Kelch. Während der Chor die ergreifenden Ölberglieder sang, betätigte der Mesner hinter den Kulissen mit einer Kurbel eine Mechanik, worauf die Christusfigur die Arme erhob und sich dann zu Boden neigte. Das ganze wurde unter dem Geknarre der Holzkonstruktion der Figur noch zweimal wiederholt. Diese drei Fußfälle Christi und die ganze Stimmung in der Kirche erinnerten an mittelalterliche Mysterienspiele und stieß besonders bei den Kindern damals auf Begeisterung.
Ende der fünfziger Jahre des 20. Jahrhunderts wurde diese Andacht abgeschafft. Die bewegliche Christusfigur fristete ihr Dasein im Depot des Haller Stadtmuseums.
1986 holte Dr. Othmar Krüpl die Figur wieder nach Mils und stellte die Szene in verkleinerte Form am Hochaltar auf. Allerdings war der gemalte Hintergrund verloren gegangen und die Christusfigur wurde nicht mehr in Bewegung gesetzt.
Seither schmückt diese Szene die Kirche jeweils vom Palmsonntag bis Gründonnerstag.
Ein Entwurf zur Ölbergszenerie von Paula Tiefenthaler befindet sich noch im Besitz der Pfarre.
Dr. Krüpl