Südtirol ist nicht unser Hauptthema
Die Tiroler Schützen werden sich auch künftig bei tagesaktuellen Themen kritisch zu Wort melden. Jedoch abseits der Parteipolitik, wie der neue Landeskommandant Fritz Tiefenthaler im Gespräch mit der TT erklärt.
Innsbruck – Über die breite Zustimmung von 87,6 Prozent der Wahlberechtigten bei der gestrigen Bundesversammlung der Tiroler Schützen im Innsbrucker Congress zeigt sich der neue Landeskommandant Fritz Tiefenthaler positiv überrascht. Schließlich hatte er sich im Vorfeld bei einer Kampfabstimmung im Bundesausschuss des Tiroler Schützenbundes mit nur zwei Stimmen Unterschied gegen seinen Mitbewerber Stephan Zangerl durchgesetzt. Für Tiefenthaler bedeutet das Votum einen klaren Vertrauensbeweis, um die Tiroler Schützen geschlossen in die Zukunft zu führen.
Eine Zukunft, in der sich die Schützen weiterhin themenbezogen politisch zu Wort melden werden, wie Tiefenthaler ankündigt: „Aber ohne dabei Parteipolitik zu betreiben. Das könnten wir uns auch gar nicht leisten, weil wir als Schützen offen für alle sein wollen.“
Die Landeseinheit Tirols bezeichnet der 59-Jährige als „einen Traum und eine Vision“, macht aber im gleichen Atemzug klar: „Südtirol ist nicht unser Hauptthema.“ Derzeit arbeiten Mitglieder der Bünde aus Südtirol, Welschtirol und Tirol an einer Umstrukturierung des Dachverbandes „Gesamttiroler Schützenbund“. Im Gegensatz zu den Südtirolern, die einen auf mehrere Jahre gewählten Gesamttiroler Kommandanten bevorzugen, schlägt Tiefenthaler hier ein Spitzengremium vor, das aus den drei Landeskommandanten bestehen soll. Einer von ihnen soll dann – jährlich wechselnd – der Sprecher des Gesamttiroler Schützenbundes sein.
Sehr wohl eines der Hauptthemen der kommenden Jahre ist die Mitgliederwerbung. Auch wenn man mit derzeit rund 14.200 Aktiven durchaus zufrieden sein könne und die Schützen in den vergangenen Jahren einen Mitgliederzuwachs verzeichnen konnten, gebe es in einigen Bereichen Aufholbedarf. „Bei den jungen Männern zwischen 25 und 35 Jahren zum Beispiel oder im städtischen Raum haben wir Probleme“, räumt Tiefenthaler ein. Während die Tiroler Schützen von ihren Führungskräften die Mitgliedschaft in einer christlichen Kirche verlangen, sind die Regeln für einfache Mitglieder weniger streng. Die Aufnahme eines muslimischen Schützen sei damit also im Prinzip möglich, auch wenn es bisher noch keinen derartigen Antrag gegeben habe. Ebenso wenig ist die Aufnahme bewaffneter Frauen bei den Schützen ein Thema. „Ich kenne keine Frau, die mit dem Gewehr ausrücken möchte“, so Tiefenthaler. Im Falle eines konkreten Anlasses werde man sich mit dieser Thematik jedoch beschäftigen.
Die zahlreichen Ehrengäste der Bundesversammlung unterstrichen in ihren Grußbotschaften ihre Wertschätzung für die Tiroler Schützen. So betonte etwa LH Günther Platter die Bedeutung der Schützen für die Erhaltung von Tradition und Werten und für das gesellschaftliche Zusammenleben. Und er forderte die Schützen auf, die Ankündigung Tiefenthalers wahr zu machen. „Seid politisch, wenn es um die Zukunft des Landes geht!“, so Platter.
Im Anschluss an die Versammlung legten die Schützen am Grab Andreas Hofers einen Kranz nieder und marschierten durch die Altstadt.
Quelle: Tiroler Tageszeitung, Printausgabe vom Mo, 16.05.2011
Dorfblatt 06/2011:
Tiefenthaler wendet
sich an seine Schützen
Eine starke Organisation lebt von und mit ihren Grundsätzen. Das hat die Tiroler Schützen immer stark gemacht, unabhängig Strömungen. Trotzdem sind Anpassungen, sind oft auch Klärungen und Klarstellungen notwendig, da Worte über Jahrzehnte auch einem Bedeutungswandel unterliegen können. Der neue Landeskommandant sieht heutzutage die Möglichkeit und die Notwendigkeit für vermehrte Information an die Schützen.
Liebe Schützen und geschätzte Freunde des Tiroler Schützenwesens!
In einem eineinhalbstündigen Gespräch mit Chefredakteur Vahrner und Redakteur Paumgartten von der Tiroler Tageszeitung habe ich wenige Stunden nach meiner Wahl gemeinsam mit unserem Pressereferenten Mjr. Erwin Zangerl ausführlich und umfangreich zu unserer Arbeit Stellung genommen. Ausgegangen sind wir dabei von den Statuten vorangestellten Grundsätzen des Tiroler Schützenwesens.
In einer Analyse des Gesprächs und auch nach einem ersten nächtlichen Lesen des daraus entstandenen Berichtes habe ich mir die Frage gestellt, wie die verantwortlichen Offiziere des Bundesausschusses und der Kompanien ausführlicher und öfter über unsere Pläne, unsere Gedanken und unsere Arbeit informiert werden können. Ich stelle mir vor, in einem zweimonatlichen Mail, durchaus mit anderen Funktionsträgern, Informationen zu liefern. Ziel ist dabei durchaus ein fruchtbarer Dialog und die Hoffnung auf Diskussionsbeiträge von jenen, die als Kompanieverantwortliche tagtäglich für unsere Gemeinschaft arbeiten.
Mit diesem ersten Schreiben möchte ich meine Positionen und Gedanken zu den einzelnen Punkten, durchaus noch nicht umfassend genug und ergänzungswürdig, erläutern.
Mjr. Mag. Fritz Tiefenthaler