Gedenkwanderung der Schützen

MILSER GESCHICHTE(N)

bear­bei­tet und erzählt von Mag. Fritz Tiefenthaler

Gedenkwanderung der Schützen

Dass die Mil­ser Schüt­zen nicht nur bei Lan­des­fest­um­zü­gen gut mar­schie­ren kön­nen, bewie­sen über 20 Mit­glie­der der Kom­pa­nie bei einer gut vor­be­rei­te­ten, zwei­tä­gi­gen Gedenk­wan­de­rung vom Pen­ser Joch nach Vahrn.
Anfang April 1797 waren Mil­ser Schüt­zen im Ver­band einer der Land­sturm­kom­pa­nien des Gerich­tes Thaur von Ster­zing aus über meh­re­re Jöcher bei fast einem hal­ben Meter Neu­schnee nach Vahrn bei Bri­xen mar­schiert, um dort auf der rech­ten Flan­ke einen Vor­marsch fran­zö­si­scher Trup­pen nach Nord­ti­rol zu ver­hin­dern. Die schlech­te Pla­nung des öster­rei­chi­schen Befehls­ha­bers Ker­pen führ­te zu einem für bei­de Sei­ten ver­lust­rei­chen Kampf am lin­ken Flü­gel bei Spin­ges, wäh­rend die öster­rei­chi­sche Armee in ihren Stel­lun­gen süd­lich von Ster­zing sit­zen blieb. Der Land­sturm­ver­band mit den Mils­ern erreich­te, nach einem anstren­gen­den Eil­marsch, bei dem er im tie­fen Schnee meh­re­re 1000 Höhen­me­ter über­wand, am spä­ten Nach­mit­tag Vahrn, muss­te sich aber bei ein­bre­chen­der Dun­kel­heit zurück­zie­hen und trat wegen feh­len­der Ver­bin­dung zum Zen­trum am nächs­ten Tag den Rück­weg an. Dabei wur­den beim An- und Rück­marsch ins­ge­samt 270 Kilo­me­ter zurück­ge­legt und mehr als 6000 Höhen­me­ter überwunden.

Völ­lig ande­re Ver­hält­nis­se fand die durch einen Vahr­ner Berg­füh­rer, Her­mann Mair­ho­fer, und meh­re­re Vahr­ner Schüt­zen ver­stärk­te Mil­ser Wan­der­grup­pe vor. Herr­li­ches Herbst­wet­ter beglei­te­te uns, als wir vom Pen­ser Joch einen leicht anstei­gen­den Hang zum ers­ten Joch hin­auf zogen. Dort muss­te einer unse­rer älte­ren Wan­de­rer dem dau­ern­den Auf- und Ab Tri­but zol­len und sich zur Umkehr zum inzwi­schen doch 90 Minu­ten ent­fern­ten Pen­ser Joch ent­schlie­ßen. Der Wan­der­füh­rer und zwei berg­gän­gi­ge Offi­zie­re (Hans­pe­ter Hirsch­hu­ber und Ernst Graus) beglei­te­ten ihn zurück zum Aus­gangs­punkt. Die spon­ta­ne Bereit­schaft des Mil­ser Feu­er­wehr­kom­man­dan­ten Wal­ter Graus, in Mils alles lie­gen und ste­hen zu las­sen und unse­ren Max am Pen­ser Joch ab zu holen, ver­dient unse­ren Respekt und Dank.

Über ein wei­te­ren Sat­tel erreich­ten wir nach mehr als 4 Stun­den die Flag­ger-Schar­ten – Hüt­te (Mar­bur­ger Hüt­te), wo wir aus­ge­zeich­net ver­sorgt und gut gebet­tet dem nächs­ten Mor­gen ent­ge­gen däm­mer­ten. Wer so wie der Autor die­ses Berichts, das Pech hat­te, direkt in einem Holz­fäl­ler­la­ger (obwohl nur 4‑Bett-Zim­mer) mit zwei pro­mi­nen­ten Süd­ti­ro­ler Sägern zu näch­ti­gen, den stör­ten auch etli­che Minus­gra­de nicht, als es galt, dem Lärm durch einen kur­zen Trip zum ins Mond­licht getauch­ten roman­ti­schen Hüt­ten­see zu entkommen.

Bald nach dem Früh­stück bra­chen wir, inzwi­schen beglei­tet vom Süd­ti­ro­ler Land­tags­abg. Pius Leit­ner, der am Abend zu uns gesto­ßen war, bei Tem­pe­ra­tu­ren um die Null Grad zum Durn­hol­zer Jöchl auf. Der kal­te Wind zwang uns hin­un­ter in nächs­te Sen­ke, von wo wir zu Mit­tag die Schald­e­rer Schar­te erstie­gen. Die Mit­tags­pau­se wur­de, wie schon der Abend zuvor zu einer wah­ren Wit­ze­schlacht, bei der sich Josef Pittl zum ein­deu­ti­gen Sie­ger krön­te. Tage­lang spür­te ich, trotz der anstren­gen­den Wan­de­rung, nur mei­ne Lach­mus­keln, die an die­sen Tagen Schwer­ar­beit zu leis­ten hatten.
Wer nun geglaubt hät­te, dass wir ja eigent­lich schon in Schal­ders – unse­rem Ziel ‑wären, sah sich getäuscht. Erst nach stun­den­lan­gem, teil­wei­se recht stei­lem Abstieg erreich­ten wir, glück­lich, erschöpft und zufrie­den, noch recht­zei­tig den Dorf­platz von Schal­ders, von wo wir kurz dar­auf, noch immer begeis­tert von der herr­li­chen Land­schaft und der aus­ge­zeich­ne­ten Kame­rad­schaft, die Heim­rei­se antraten.

Quel­le: Mil­ser Dorfblatt
Alte Chro­nik: Ver­öf­fent­licht: 11. Okto­ber 2010

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Das Kommentar muss vor Veröffentlichung von der Redaktion freigegeben werden.

Nach oben scrollen