Schon seit Jahren versprechen Frühjahrskonzerte der Musikkapelle hochkarätige Konzertabende mit einer Vielfalt musikalischer Leckerbissen. Und Kapellmeister Florian Pranger bewies auch diesmal, dass er vor schwieriger Bläserliteratur nicht zurückschreckt – im Gegenteil: Schon der Titel des 1. Teiles „Programmmusik“ verdeutlichte dies, denn diese Art von Musik soll Höreindrücke durch die Wiedergabe akustischer Imitation wiedergeben und ist voll von tonsymbolischen Darstellungen visueller Sinneseindrücke, diesmal unterstützt mittels Visualisierungen an einer Großleinwand im Saal. Mit „SAGA CANDIDA“ – Impressionen einer Hexenjagd ‑und vor allem mit „HUNTED KILLER“, der musikalischen Darstellung einer blutrünstigen Mördergeschichte, voll von expressiven und mysteriösen Klangfarben, grotesken Momenten und experimentellen Stilmitteln, standen zwei außerordentlich anspruchsvolle Werke auf dem Programm, die Höchstleistungen von den Musikanten/innen verlangten.
Dazu sollte man allerdings wissen, dass beide Stücke beim Wertungsspiel der Tiroler Blasmusikverbandes im Herbst aufgeführt werden und daher dieses Konzert einen willkommenen Probelauf bot (HUNTED KILLER = Pflichtstück des Verbandes!). Nur: Gerade diese beiden Stücke – so großartig die Leistungen des Orchesters und der Solisten auch sein mochten – sie waren nicht nur schwer spiel- sondern auch schwer hörbar, schienen für manche aus dem Publikum schwer verdaulich zu sein, so dass neben „großartig“ und „hervorragend“ auch Worte wie „zu schwer“ oder „zu lang“ als Resümee dieses Konzertes vernehmbar waren. Die Absicht, mit schwierigen Stücken das Niveau der Kapellen zu heben, ist durchaus nachvollziehbar, die Frage ist nur, wie weit und in welchem Umfang man sich von den traditionellen Wurzeln der Blasmusik entfernen kann, ohne Freunde der Blasmusik zu vergrämen.
Im 2. Teil wurden Tänze aus aller Welt dargeboten – ebenfalls anspruchsvolle Stücke, aber leichter ins Ohr gehend. Mit RIKUDIM, von jüdischer Musik inspirierten Tänzen, in denen Melancholie und Lebensfreude zu verschmelzen schienen, oder mit dem BULGARISCHEN T
ANZ mit seiner ungewöhnlichen Taktart und atemberaubenden Rhythmenwechsel zeigten Kapellmeister und Kapelle das eindrucksvolle Resultat intensiver Probenarbeit. Hervorzuheben auch die zahlreichen Soloeinlagen, am exponiertesten Multitalent Ingrid Wastler mit dem Hackbrett.
Einfühlsam auch die Worte des neuen Obmanns Andreas Baldauf bei der Würdigung seines Vorgängers Alexander Kölli für dessen aufopferungsvolle Tätigkeit in einer „unfassbar langen Zeit“ von 17 Jahren.
Solisten
Persönliches Fazit: Für mich war dies eine sehr emotionale Musik eines ausgezeichneten Blasorchesters, und schon die Vorstellung der Nachwuchskapelle „schlag&blasstark“ demonstrierte, wohin in Zukunft die Reise der Blasmusik wohl gehen wird – in eine Modernisierung und Erweiterung des Repertoires. Dies sollte aber mit Feingefühl und unter Berücksichtigung der Erwartungshaltungen des hier und heute anwesenden Publikums erfolgen.