
Der große Milser Bär kann über seine ursprüngliche Bestimmung eine ganz besondere Geschichte erzählen. Im 18. und 19. Jahrhundert war Mils ein bekannter Volksschauspielort mit einer beeindruckenden Freilichtbühne, die aber samt Spieltexten und Requisiten im Jahre 1872 beim Brand des Lorer Wirtshauses vernichtet wurde. Ein wichtiges Inventarstück der alten Bühne war das Krokodil. Nach dem Ende der Spiele wurde aus dem „Krokodil“ ein „Bärenkopf“, der bei Fasnachtsumzügen eine Rolle spielte.
(So schreibt der Historiker Dr. Hans Hochenegg in einer Veröffentlichung der UNI Innsbruck 1970). Dass der Bärenkopf um die Jahrhundertwende (1900) an ein Münchner Museum verkauft worden sei, kann aber nicht stimmen. Die Nachforschungen von Dr. Maud Jahn – Nationalmuseum München – haben nämlich ergeben, dass es in den Münchner Sammlungen keinen registrierten Ankauf und keine Maske gibt, die auch nur annähernd auf die Beschreibung des Milser Bären passen würde.Der Theaterhistoriker Josef Greger weist in einer Szenenbeschreibung (Landesmuseum Ferdinandeum) darauf hin, dass bei den Milser Volksschauspielen vor 1872 auch das Bühnenstück des „heiligen Ritters Georgii“ – ein glorreicher Ritterkampf – gespielt wurde und weist auf einen Drachen hin, aus dem später der Milser Bär entstand ist.Das Krokodil war also in Wirklichkeit ein Drache und aus dem Drachen wurde nach 1872 unser Milser Bär. Unzählige Flickwerke und besonders der Zusammenbau des Schnitzblockes mit Holznägeln deuten darauf hin, dass die Entstehung dieser Maske in das 18. Jahrhundert zurückreicht. Es ist auch nicht auszuschließen, dass die Maske vorne an der Schnauze gekürzt wurde um auf solche Weise aus dem „Krokodil“ einen Bären zu machen.
Geschrieben: Dorfchronist und Ehrenmitglied der Milser-Matschgerer Pittl Christian
Quelle: Homepage Matschgerer