Der verhältnismäßig junge Milser Krippenverein glaubte sich mit den 80 Mitgliedern im Jahre 1995 stark genug, an den Bau einer Dorfkrippe für alle Milser zu denken. Vor allem die schönen Dorfkrippen in den Nachbarorten weckten den Wunsch zu einer ebensolchen. Als man aber die Preise der Figuren dieser Krippen erfuhr, glaubte man die Verwirklichung in weiter Ferne. Man überlegte und rätselte herum, eine günstigere Lösung zu finden. So fragte der Obmann Helmut Rief seinen Nachbarn, den Hobbykünstler Christian Pittl, der als Maskenschnitzer einen guten Namen hatte, ob er sich die Arbeit zutrauen würde. Nach einigem Nachdenken sagte er zu, es einmal versuchen zu wollen. Die ersten Ergebnisse der Figur des Heiligen Josef waren noch nicht ganz zufriedenstellend. Pittl hatte aber als Chef des Gendarmeriepostens Mutters einen heißen Draht zum bekannten Schnitzer und Restaurator Helmut Mayr. Manch fachlicher Rat bei diesem schwierigen Auftrag brachte schließlich ein Ergebnis, das sich sehen lassen konnte. So entstand die heutige Heilige Familie zur vollsten Zufriedenheit. Ein neuer Krippenkünstler wurde somit in Mils entdeckt. Auch sein Sohn Lukas trat mittlerweile in seine Fußstapfen. Der Stall war eine Gemeinschaftsarbeit der Milser Krippeler. Als Werkstätte diente die alte Feuerwehrhalle im Gemeindeamt. Hier wurde fast rund um die Uhr ein 2 Meter hoher Stall mit einem alten Schindeldach geschaffen. Schulwart Rüdiger Schafft führte als Tischler Regie. Er wurde unterstützt von Edi Anfang, Hans Felder, Hans Peter Hirschhuber und Herbert Zimmermann sowie dem Obmann des Milser Krippenvereins, Helmut Rief. Gebaut wurde der Holzbau nach Plänen des Baumkirchner Krippenkünstlers Rupert Messner. Dieser hatte schon Erfahrung in solchen Projekten, denn nach seinen Vorstellungen wurden auch die Dorfkrippen von Wattens und Baumkirchen gebaut. Viel Arbeit machte das Schnitzen des Steinwerks. Jeder einzelne Stein an der Krippe sollte ja naturgetreu ein Teil einer verfallenen Steinmauer sein. Die Einweihung der neuen Milser Dorfkrippe fand am Samstag, den 16. Dezember 1995, nach einem eindrucksvollen Adventsingen der zahlreichen Milser Chöre statt. Die Feierstunde wurde damals auch von der Bläsergruppe der Musikkapelle umrahmt. Auch Pfarrer Andreas Hoppichler und Bürgermeisterin Maria Unterberger betonten bei der Einweihung, dass sie sich über dieses Schmuckstück in der Gemeinde besonders freuen.
Aufgrund des großen Zuspruches dachte man an eine Erweiterung und beauftragte Christian Pittl weitere 2–3 Figuren anzufertigen. Erfreulicherweise gab es auch finanzielle Unterstützung durch das Land Tirol, die Gemeinde Mils und private Spender. Blass nahmen sich die ungefassten Figuren im schneebedeckten Stall aus. Die Frau unseres damaligen Kassiers, Barbara Feichtner aus Thaur, war bekannt im Fassen von Krippenfiguren. Auf Anfrage meinte sie, Figuren in der freien Natur bräuchten wetterfeste Farben. Ihre Beziehungen zur Forschungsabteilung der Schwazer Lackfabrik lösten dieses Problem und sie konnte mit ihrer Arbeit starten. Die Milser Dorfkrippe steht nunmehr seit Jahren im Garten des Mesnerhauses neben der Pfarrkirche zur weihnachtlichen Freude des ganzen Dorfes. Vor einigen Jahren wurde die Freude überschattet durch den Diebstahl des Jesukindes. Dankenswerter Weise wurde dieses von Christian Pittl nachgeschnitzt. Bedingt durch den Bau des Milser Dorfzentrums musste die Krippe an die südliche Friedhofsmauer verlegt werden. Ob dies der endgültige Standort bleibt oder ob es einen Platz im Bereich des Dorfzentrums gibt, muss noch entschieden werden.
Helmut Rief