Interview mit Dir. Zöhrer (1992)

Dir. Hubert Zöhrer
Dir. Hubert Zöhrer

Schul­re­fe­rent Wer­ner Eberl im Gespräch mit Direk­tor Hubert Zöhrer

In der Kon­sti­tu­ie­ren­den Sit­zung des neu gewähl­ten Gemein­de­ra­tes wur­de Wer­ner Eberl – er besitzt das Lehr­amt für die Volks­schu­le, Haupt­schu­le und den Poly­tech­ni­schen Lehr­gang und unter­rich­tet der­zeit an der Haupt­schu­le für Kna­ben und Mäd­chen, Bach­lech­ner­stra­ße, in Hall in Tirol – zum Schul­re­fe­ren­ten der Gemein­de Mils bestellt. Er führ­te das fol­gen­de Gespräch mit dem Lei­ter der Volks­schu­le Mils, Ober­schul­rat Dir. Hubert Zöhrer:

Sie stell­ten sich heu­er eben­falls in den Dienst des Kin­der­fes­tes, indem Sie sich des krea­ti­ven Berei­ches, sprich Mal­sta­ti­on, annah­men. Eine Auf­ga­be, die Ihnen als Päd­ago­ge und Künst­ler sicht­lich Spaß bereitete?

Dir. Zöh­rer: Nach­dem die Male­rei neben mei­ner Leh­rer­tä­tig­keit mein urei­gens­tes Métier ist, macht das bild­ne­ri­sche Gestal­ten mit Kin­dern in und außer­halb der Schu­le viel Freu­de, da gera­de Kin­der einen unver­bil­de­ten Schöp­fungs­reich­tum besitzen.

Ein Schul­jahr geht zu Ende. Erst­mals wur­de auch an der VS Mils die Fünf­ta­ge­wo­che praktiziert.

Dir. Zöh­rer: Die Mehr­zahl der Eltern, Kin­der und Leh­rer fin­den nach einem Pro­be­jahr die Vor­tei­le der Fünf­ta­ge­wo­che gegen­über der Sechs­ta­ge­wo­che grö­ßer. Sie kommt im Frei­zeit­be­reich den Fami­li­en mehr gegen­über. Eine grö­ße­re Erho­lungs­pha­se bedingt viel­fach eine höhe­re Auf­nah­me­be­reit­schaft. Das Arbei­ten zu Wochen­be­ginn ist grund­sätz­lich bes­ser. Der nöti­ge Nach­mit­tags­un­ter­richt ver­lief größ­ten­teils problemlos.

Immer häu­fi­ger bekla­gen sich betrof­fe­ne Lehr­per­so­nen aller Schul­ty­pen über die zuneh­men­de Aggres­si­on, Kon­zen­tra­ti­ons­schwä­che und Ler­nun­lust der Schü­ler. Als Haupt­ur­sa­che dafür wird unter ande­rem der über­stei­ger­te und unkon­trol­lier­te Video- und Fern­seh­film­kon­sum genannt. Wie sehen Sie die­ses Problem?

Dir. Zöh­rer: Die all­ge­mei­ne Reiz­über­flu­tung visu­el­ler und akus­ti­scher Art kann nicht mehr ver­ar­bei­tet wer­den. Die hek­ti­sche Lebens­wei­se, in der wir im gro­ßen und gan­zen alle ein­ge­bun­den sind, trägt sicher­lich auch das ihre dazu bei. Dazu kommt noch manch­mal zu viel „ver­plan­te“ Frei­zeit, ein über­trie­be­ner Frei­zeit­kon­sum der Kin­der. Nichts gegen Krea­ti­vi­tät und sinn­vol­le Betä­ti­gung, aber Frei­zeit­streß bedingt sicher­lich auch eine Über­las­tung. Man hat kei­ne „Zeit“ mehr. Das so wich­ti­ge freie Spie­len kommt dann zu kurz. Es kom­men noch ande­re Fak­to­ren dazu, die aber die­sen Rah­men spren­gen wür­de. Grund­sätz­lich ist die­Volks­schu­le die Schul­art, bei der es dies­be­züg­lich die gerin­ge­ren Pro­ble­me gibt.

Aus der loka­len Pres­se konn­te man im abge­lau­fe­nen Schul­jahr von über­aus gelun­ge­nen Akti­vi-täten der Mil­ser Volks­schü­ler erfah­ren. Kön­nen Sie uns dazu eini­ges berichten?

Dir. Zöh­rer: Mit­wir­kung an diver­sen Anläs­sen in der Gemein­de, wie Senio­ren­weih­nacht, Teil­nah­me an Mal­wett­be­wer­ben, Mut­ter­tags­fei­er u.a. Der Schwer­punkt des abge­lau­fe­nen Schul­jah­res lag sicher­lich im sozia­len Enga­ge­ment. Man kann sich der Hil­fe zur Lin­de­rung der Not, bedingt durch die poli­ti­schen Ver­än­de­run­gen, nicht ent­zie­hen. Sie­he Bericht über die Tätig­keit des Jugend­rot­kreu­zes an der Volks­schu­le Mils.

Hand­lungs­ori­en­tier­tes Ler­nen mit phan­ta­sie­vol­ler, krea­ti­ver Umset­zung hält im Schul­all­tag immer mehr Ein­zug. Sind an der VS Mils für das kom­men­de Schul-jahr ent­spre­chen­de Akti­vi­tä­ten bzw. Schwer­punk­te geplant?

Dir. Zöh­rer: Krea­ti­ve Ziel­set­zung für das Schul­jahr 1992193 ist in dem Maße vor­ge­se­hen, um das Jubi­lä­ums­jahr „40 Jah­re Volks­schu­le Mils“ mit ver­schie­de­nen Akti­vi­tä­ten zu fei­ern. Dazu kom­men wie­der Betei­li­gun­gen an Mal­wett­be­wer­ben und Mit­ge­stal­tung des Mil­ser „Kin­der- und Umwelt­ka­len­ders“. Wei­ters wird es sicher wie­der Aktio­nen geben, die sich aus aktu­el­len Anläs­sen oder Ereig­nis­sen ergeben.

Wäh­rend Ihrer Tätig­keit als Lei­ter der VS Mils leg­ten Sie unter ande­rem stets ein Haupt­au­gen-merk auf eine schü­ler­ge­rech­te Klas­sen­raum­ge­stal­tung bzw. auf die Anschaf­fung von ent­spre­chen­den Lehr­mit­teln, wel­che durch die stän­dig stei­gen­den Anfor­de­run­gen an die Schu­le sowie durch die neu­en For­men des Ler­nens erfor­der­lich sind.

Dir. Zöh­rer: Schon der gezielt erfolg­te und wei­ter geplan­te Ein­satz von Unter­richts­be­hel­fen und Lehr­mit­teln in Form von Lern­spie­len, Lern­hil­fen und Lern­ma­te­ria­li­en – wie Kopien, Over­head­fo­li­en u.a. – trägt dem Rech­nung, daß Alter­na­tiv­for­men zum „nor­ma­len“ Unter­richt und Üben ange­bo­ten wer­den kön­nen. Spie­le­ri­sches und lust­be­ton­tes Ler­nen wird for­ciert, wobei aber gutes und soli­des Ler­nen nach wie vor für eine gute Vor­be­rei­tung für wei­ter­füh­ren­de Schu­len not­wen­dig ist.

Herr Direk­tor Zöh­rer, vie­len Dank für das inter­es­san­te und infor­ma­ti­ve Gespräch.

Quel­le: „Infor­ma­ti­on des Bür­ger­meis­ters“, 11/1992

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