Schulreferent Werner Eberl im Gespräch mit Direktor Hubert Zöhrer
In der Konstituierenden Sitzung des neu gewählten Gemeinderates wurde Werner Eberl – er besitzt das Lehramt für die Volksschule, Hauptschule und den Polytechnischen Lehrgang und unterrichtet derzeit an der Hauptschule für Knaben und Mädchen, Bachlechnerstraße, in Hall in Tirol – zum Schulreferenten der Gemeinde Mils bestellt. Er führte das folgende Gespräch mit dem Leiter der Volksschule Mils, Oberschulrat Dir. Hubert Zöhrer:
Sie stellten sich heuer ebenfalls in den Dienst des Kinderfestes, indem Sie sich des kreativen Bereiches, sprich Malstation, annahmen. Eine Aufgabe, die Ihnen als Pädagoge und Künstler sichtlich Spaß bereitete?
Dir. Zöhrer: Nachdem die Malerei neben meiner Lehrertätigkeit mein ureigenstes Métier ist, macht das bildnerische Gestalten mit Kindern in und außerhalb der Schule viel Freude, da gerade Kinder einen unverbildeten Schöpfungsreichtum besitzen.
Ein Schuljahr geht zu Ende. Erstmals wurde auch an der VS Mils die Fünftagewoche praktiziert.
Dir. Zöhrer: Die Mehrzahl der Eltern, Kinder und Lehrer finden nach einem Probejahr die Vorteile der Fünftagewoche gegenüber der Sechstagewoche größer. Sie kommt im Freizeitbereich den Familien mehr gegenüber. Eine größere Erholungsphase bedingt vielfach eine höhere Aufnahmebereitschaft. Das Arbeiten zu Wochenbeginn ist grundsätzlich besser. Der nötige Nachmittagsunterricht verlief größtenteils problemlos.
Immer häufiger beklagen sich betroffene Lehrpersonen aller Schultypen über die zunehmende Aggression, Konzentrationsschwäche und Lernunlust der Schüler. Als Hauptursache dafür wird unter anderem der übersteigerte und unkontrollierte Video- und Fernsehfilmkonsum genannt. Wie sehen Sie dieses Problem?
Dir. Zöhrer: Die allgemeine Reizüberflutung visueller und akustischer Art kann nicht mehr verarbeitet werden. Die hektische Lebensweise, in der wir im großen und ganzen alle eingebunden sind, trägt sicherlich auch das ihre dazu bei. Dazu kommt noch manchmal zu viel „verplante“ Freizeit, ein übertriebener Freizeitkonsum der Kinder. Nichts gegen Kreativität und sinnvolle Betätigung, aber Freizeitstreß bedingt sicherlich auch eine Überlastung. Man hat keine „Zeit“ mehr. Das so wichtige freie Spielen kommt dann zu kurz. Es kommen noch andere Faktoren dazu, die aber diesen Rahmen sprengen würde. Grundsätzlich ist dieVolksschule die Schulart, bei der es diesbezüglich die geringeren Probleme gibt.
Aus der lokalen Presse konnte man im abgelaufenen Schuljahr von überaus gelungenen Aktivi-täten der Milser Volksschüler erfahren. Können Sie uns dazu einiges berichten?
Dir. Zöhrer: Mitwirkung an diversen Anlässen in der Gemeinde, wie Seniorenweihnacht, Teilnahme an Malwettbewerben, Muttertagsfeier u.a. Der Schwerpunkt des abgelaufenen Schuljahres lag sicherlich im sozialen Engagement. Man kann sich der Hilfe zur Linderung der Not, bedingt durch die politischen Veränderungen, nicht entziehen. Siehe Bericht über die Tätigkeit des Jugendrotkreuzes an der Volksschule Mils.
Handlungsorientiertes Lernen mit phantasievoller, kreativer Umsetzung hält im Schulalltag immer mehr Einzug. Sind an der VS Mils für das kommende Schul-jahr entsprechende Aktivitäten bzw. Schwerpunkte geplant?
Dir. Zöhrer: Kreative Zielsetzung für das Schuljahr 1992193 ist in dem Maße vorgesehen, um das Jubiläumsjahr „40 Jahre Volksschule Mils“ mit verschiedenen Aktivitäten zu feiern. Dazu kommen wieder Beteiligungen an Malwettbewerben und Mitgestaltung des Milser „Kinder- und Umweltkalenders“. Weiters wird es sicher wieder Aktionen geben, die sich aus aktuellen Anlässen oder Ereignissen ergeben.
Während Ihrer Tätigkeit als Leiter der VS Mils legten Sie unter anderem stets ein Hauptaugen-merk auf eine schülergerechte Klassenraumgestaltung bzw. auf die Anschaffung von entsprechenden Lehrmitteln, welche durch die ständig steigenden Anforderungen an die Schule sowie durch die neuen Formen des Lernens erforderlich sind.
Dir. Zöhrer: Schon der gezielt erfolgte und weiter geplante Einsatz von Unterrichtsbehelfen und Lehrmitteln in Form von Lernspielen, Lernhilfen und Lernmaterialien – wie Kopien, Overheadfolien u.a. – trägt dem Rechnung, daß Alternativformen zum „normalen“ Unterricht und Üben angeboten werden können. Spielerisches und lustbetontes Lernen wird forciert, wobei aber gutes und solides Lernen nach wie vor für eine gute Vorbereitung für weiterführende Schulen notwendig ist.
Herr Direktor Zöhrer, vielen Dank für das interessante und informative Gespräch.
Quelle: „Information des Bürgermeisters“, 11/1992