Seit vielen Jahren kann Jeanette Klingler auf eine treue Anhängerschaft zählen, die ihre (Mundart)Gedichte schätzt, sowohl was ihren Stil als auch die Inhalte ihrer Werke betrifft, wohl nicht zuletzt deshalb, weil die Welt, die sie schildert, der ihren ähnelt, so dass sich die Zuhörer/innen leicht mit ihren Geschichten identifizieren können.
So geschehen auch am 19.4. in der Öffentlichen Bücherei Mils: Stilgerecht in Tracht dargeboten, auch das Drumherum angepasst mit (weiblicher) Bläser- und Gitarrengruppe. Routiniert gereimt, alles andere als dilettantisch, ganz und gar nicht holprig, hakelig oder unrund. Man hat nie das Gefühl, dass hier Worte in das Korsett des Reimens gezwängt wurden, sondern mit enormer Musikalität und viel Rhythmusgefühl gewerkt wurde. Aber die Qualität ihrer Gedichte ist nicht bloß am Handwerklichen festzumachen. Sie hat die Gabe, Gefühle mit einfachen Worten ausdrücken zu können und nahezu alle Gedichte mit einer Pointe enden zu lassen – Anekdoten also, meist selbst erlebt, auch selbst ersonnen oder von Bekannten zugetragen und in Reime verfasst. Humorvoll entblößt sie menschliche Schwächen, erzählt von Menschlichem, allzu Menschlichem, ohne dabei zu moralisieren, ohne mit erhobenem Zeigefinger eine bessere Welt einzufordern, weder den Sinn noch die Sinnlosigkeit des Lebens zu definieren.
Mag sein, dass die Tiefe, in der man schürfen könnte, manchen abgehen würde, aber darf man nicht auch einmal einen Abend genießen, ohne die Sinne zwecks politischer Korrektheit schärfen zu müssen, ohne in depressiven Stimmungen abzudriften oder die Qualität der Gedichte an der Anzahl der Watschen für die Mitbürger messen zu müssen?
Jeanette wurde 1937 in Odessa (Ukraine) geboren. Ihre Eltern waren Deutsche, beide sehr musikalisch (der Vater spielte Geige, die Mutter Klavier) – wohl auch ein Grund für die herausragende Musikalität ihrer Kinder. Ihr Vater starb bald nach Ausbruch des Weltkrieges (1940), mit ihrer (wieder)verheirateten Mutter kam sie mit 6 Jahren nach Hall, wo sie auch ihre Schul- und Lehrzeit verbrachte.
Nach der Hochzeit mit Andreas Klingler 1958 zog sie nach Mils. Von 1958 bis 1977 gingen aus dieser Ehe sechs Kinder hervor, fünf Söhne und Tochter Sabine, wobei sich alle Söhne der Musik verschrieben und neben der Musikkapelle Mils auch noch anderen Musikgruppen ihr Können zur Verfügung stellen (Aufzählung nicht vollständig): Oswald (Klarinette, 25 Jahre Kapellmeister in Mils), Andreas (Klarinette, die „Fidelen Milser“), Roland (Trompete, „Franz Posch uns seine Innbrüggler“), Stefan (Flügelhorn, Leiter der „Big Band Mils“), Florian (Trompete, Solist der Münchner Philharmoniker).
Jeanettes Talent für die Kunst des Dichtens sprach sich bald herum, und nachdem sie Peter Vorhofer (damals Obmann des Oswald-Milser-Chores) zu einem Auftritt überreden konnte, häuften sich die Einladungen für Feiern und verschiedene Veranstaltungen. Es dauerte aber bis 2005, bis sie alleine eine Dichterlesung bestritt.
Nach der letzten Lesung wurde sie wiederholt auf eine Veröffentlichung ihrer Gedichte in Buchform angesprochen. Man kann sie durchaus dazu ermuntern. Es wäre schade, würden ihre Werke in einer Schublade verstauben.
5 Fragen
1) Was schätzst du an dir besonders? Meine Lebensfreude
2) Hast du eine Lebensweisheit? Man muss sich auch manchmal durchbeißen können
3) Worüber kannst du lachen?
Es braucht gar nicht viel, um mich zum Lachen zu bringen.
4) Auf welche eigene Leistung bist du besonders stolz?
Dass die Kinder alle „gut geraten“ sind
5) Was sagt man dir nach?
Da sollte man andere fragen!